«Die Übernahme»: 40 Minuten Vorwürfe an die BaZ

Ab Samstag zeigt das Kultkino Atelier viermal den BaZ-kritischen Film des Vereins «Rettet Basel». Bei den anschliessenden Podiumsdiskussionen sind trotz Einladung keine Vertreter der «Basler Zeitung» zu erwarten.

Die Besitzverhältnisse wurde lange verschleiert: Christoph Blocher und die «Basler Zeitung»

Ab Samstag zeigt das Kultkino Atelier viermal den BaZ-kritischen Film des Vereins «Rettet Basel». Im Anschluss diskutieren die Macher des Films mit dem Publikum über das «System Basler Zeitung» und seine Auswirkung auf die Medienlandschaft Schweiz. Zur Diskussion eingeladen gewesen wären auch verschiedene BaZ-Vertreter.

Lange Zeit war es das Ziel von «Rettet Basel», die Besitzverhältnisse hinter der «Basler Zeitung» (BaZ) aufzudecken. «Diese sind nun mehr oder weniger bekannt», sagt Schriftsteller Guy Krneta von «Rettet Basel». Der Organisation gehe es seither darum, die BaZ kritisch zu begleiten.

«Es scheint uns wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass es sich bei den Verfehlungen nicht um einzelne journalistische Fehlleistungen handelt, sondern dass das Ganze System hat», so Krneta. Es stecke ein politisches Programm dahinter.

Ausschliesslich kritische Stimmen

Gemeinsam mit dem Filmemacher Edgar Hagen hat «Rettet Basel» deshalb einen Film produziert. Entstanden ist eine rund 40-minütige Verdichtung der Vorwürfe an die BaZ. «Wir wollten uns auseinandersetzen mit der Situation, in die wir da hineingerutscht sind.»

Leser und Nicht-mehr-Leser der BaZ erhielten die Gelegenheit, ihre Wahrnehmungen der Zeitung vor der Kamera zu formulieren. Die Statements, die im Film «Die Übernahme» verwendet wurden, stammen von einem Anlass, den «Rettet Basel» im Juni organisiert hat.

Anhand ausgewählter Artikel wurden damals die Ausprägungen des Thesenjournalismus bei der BaZ diskutiert, beispielsweise rund um Personalentscheide im Departement von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf.

Vorgelesen wurden auch Passagen aus einem Artikel von Michael Bahnerth. Darin ging es um stillende Mütter, die am Arbeitsplatz Milch abpumpen. Daraus ergaben sich für den Autor absurde Forderungen für Männer, etwa nach einem Ruf-mich-an-Fernsehsender auf der Toilette oder nach einer Stöckelschuh-Pflicht für Praktikantinnen. Auch sie finden sich im Film wieder.

Der Vorwurf des Sexismus in der BaZ-Berichterstattung wird im Film ebenso explizit geäussert wie der Hinweis auf handwerkliche Fehler. «In diesem Sinne ist es auch ein Anti-BaZ-Film, das kann man sagen», sagt Krneta. Zu Wort kommen ausschliesslich Kritiker.

BaZ-Chefs bleiben der Diskussion fern

«Die Übernahme» startet am kommenden Samstag und wird insgesamt viermal im Kultkino Atelier gezeigt. Der Film werfe Fragen auf, so Krneta. Er sei «ein Angebot zur Diskussion», sagt Edgar Hagen. Im Anschluss an die Vorführungen findet deshalb jeweils eine Podiumsdiskussion statt. Dabei soll auch die Auswirkung des Projekts «Basler Zeitung» auf den Rest der Schweiz diskutiert werden.

Für die Podien wurden laut Krneta mehrere Einladungen an verschiedene Vertreter der BaZ versandt. Alle hätten abgesagt. Chefredaktor Markus Somm aus terminlichen Gründen, und der stellvertretende Chefredaktor David Thommen, weil er sich nicht berufen fühle, den Film zu diskutieren, wie er gegenüber der TagesWoche sagt. In der BaZ-Redaktion sei der Film bislang kein Gesprächsthema.

«Kein Medienprodukt, sondern politisches Projekt»

Die Filmemacher deuten dies freilich anders: Die Verweigerung der BaZ-Verantwortlichen zur Debatte zeige, dass die BaZ ein reines Sendungsprojekt sei, so Krneta. «Sie suchen nicht wirklich die Auseinandersetzung, sie wollen die Scheindebatte in der eigenen Zeitung.» Die Diskussion um die eigene Qualität sei den Verantwortlichen auch deshalb egal, weil es sich bei der BaZ sowieso nicht um ein Medienprodukt, sondern um ein politisches Projekt handle.

Und Basel, davon gehen die Veranstalter aus, war erst der Anfang der Blocherschen Medienpolitik für die Schweiz – ein «Versuchslabor», wie Krneta dies nennt. Die jüngsten Versuche, die «Neue Zürcher Zeitung» und deren regionale Ableger zu übernehmen, würden dies bestätigen.

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«Die Übernahme»: Vorführungen im Kino Atelier Basel

  • Samstag, 17. Januar 12.00 Uhr Filmpremiere, anschliessendes Podium mit: Sebastian Frehner (SVP), Michael Koechlin (LDP) und Rita Schiavi (Unia/BastA!)
  • Sonntag, 18. Januar 11.00 Uhr, anschliessendes Podium mit: Remo Leupin (TagesWoche), Felix Rudolf von Rohr (ehemaliger Politiker) und Matthias Zehnder (bz Basel).
  • Samstag, 24. Januar 12.00 Uhr, anschliessendes Podium mit: Urs Buess (freier Journalist), Christof Moser («Schweiz am Sonntag») (angefragt) und Lorenzo Vasella (Präsident Verein Öffentliche Zeitung Baselland)
  • Sonntag, 25. Januar 11.00 Uhr, anschliessendes Podium mit: Martina Bernasconi (GLP), Kerstin Wenk (SP) sowie einem Vertreter der SVP

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