Kreative Ideen für schlummernde Datenbestände: Mit einem Hackathon will die Uni-Bibliothek Museen und Archive davon überzeugen, ihre Daten zu veröffentlichen.
In Schweizer Museen, Bibliotheken und Hochschularchiven lagern beinahe unendlich viele Daten. Genutzt werden diese, wenn überhaupt, oft nur von einer Handvoll Forschern. Dabei ist vieles darunter, das auch für Laien interessant wäre. Eine Sammlung von Polizeifotografien aus dem frühen 19. Jahrhundert etwa, mit Bildern, die damals von Verhafteten und Vagabunden angefertigt wurden, inklusive Namen, Herkunft und Beruf. Oder die Musikaufnahmen und Konzertbilder von SwissJazzOrama, dem Schweizer Jazzarchiv.
Möglichst viele dieser Datenbestände sollen geöffnet werden, findet der Schweizer Ableger von Openglam, einer EU-finanzierten Organisation, die sich für die Öffnung kulturwissenschaftlicher Datenbestände einsetzt. Doch die Dateninhaber, auch «Gedächtnisinstitutionen» genannt, müssen oft erst von einer solchen Öffnung überzeugt werden.
Aus schlummernden Daten entstehen spannende Apps
Deshalb veranstaltet Openglam seit 2015 sogenannte Hackathons. Dort treffen sich Programmierer, Designer, Forscher und andere Interessierte, um während zwei Tagen mit bereits geöffneten Datensätzen zu experimentieren. Die Hackathons finden an wechselnden Orten statt, der diesjährige Schauplatz ist die Universitätsbibliothek Basel (UB). Das Ziel: Aus den Daten, die vorher ungenutzt auf einer Festplatte vor sich hin schlummerten, entstehen spannende Apps, Games oder andere Projekte. «So können die Dateninhaber sehen, welches Potenzial in ihren Beständen schlummert», sagt Marion Regenscheit, Kommunikationsverantwortliche beim Hackathon.
Am 1. und 2. Juli werden mehr als 100 Teilnehmer den UB-Lesesaal und den botanischen Garten mit ihren Laptops in Beschlag nehmen. Der Hackathon beginnt damit, dass einige Teilnehmer in fünfminütigen Präsentationen ihre Idee vorstellen und die Anwesenden um Unterstützung bitten.
Bibliothekar sucht Hacker
Wenn also ein Archivar nach einer Lösung sucht, seine Sammlung von digitalisiertem historischem Kartenmaterial sinnvoll zu vernetzen, kann er am Hackathon einen geeigneten Programmierer finden und vielleicht auch noch einen Designer, der die Anwendung gestalten will.
Der Höhepunkt der Veranstaltung bildet die Abschlusspräsentation am Samstagabend, wo sich die einzelnen Projekte der interessierten Öffentlichkeit vorstellen können. Vielleicht findet sich dort sogar jemand, der eines der Projekte weiter unterstützen oder finanzieren will. «Wir hoffen, dass dadurch die Arbeit und die Ideen der Teilnehmer einen nachhaltigeren Nutzen bekommen», sagt Regenscheit.
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Swiss Open Cultural Data Hackathon, 1. und 2. Juli 2016, Universitätsbibliothek Basel.
Noch gibt es freie Plätze, zur Anmeldung gehts hier. Die Teilnahme ist kostenlos.