Die unverhoffte Rückkehr des Ž

Schön, hat das geklappt: Neu habe ich zwei Drittel Sonderzeichen im Nachnamen.

Neu mit zwei Drittel Sonderzeichen: Aus Raz wird Ráž. (Bild: Nils Fisch)

Schön, hat das geklappt: Neu habe ich zwei Drittel Sonderzeichen im Nachnamen.

Die junge Frau strahlte. «Jetzt hat das geklappt mit Ihrem ­Namen», sagte sie und schob mir Pass und ID über den Schaltertisch. Leicht verwirrt blickte ich auf meine neuen Papiere. Mir war nicht bewusst gewesen, dass mit meinem Namen irgend­etwas hätte klappen können. Bis ich es sah: Über 30 Jahre lang hatte ich Raz geheissen. Seit Mittwoch heisse ich Ráž.

«Entschuldigung», fragte ich, «was soll das?» Ja, sagte die Frau, und sie war ehrlich begeistert, es sei nun möglich, all diese Sonderzeichen auf Pässe zu drucken. «Okay, aber wissen Sie, drei Generationen Raz haben die Schnörkel vermieden. Die sind ­unpraktisch, ausserdem hatten meine Vorfahren Angst vor Rassismus bei der Stellensuche. Das wahr wohl ein wenig so wie mit dem -ic …» «Genau!», rief sie, ihr Name ende auf -ic. Und während ich überlegte, ob sie meine Bemerkung als Beleidigung auffassen könnte, erklärte sie, eigentlich ende er auf -ić. Aber leider sei dieser Strich auf dem C noch nicht international anerkannt.

Um so froher war sie, dass nun ich zu meinem Recht gekommen war, einen Namen mit zwei Drittel Sonderzeichen zu tragen. Da irritierte sie auch die Frage nicht, ob das rückgängig zu ­machen sei. Stattdessen gab sie Tipps: «Vielleicht müssen Sie auf die slowenische Tastaturbelegung wechseln, um den Namen zu schreiben.» «Neinneinnein», winkte ich ab, «ich werde mich nie so schreiben.» «Müssen Sie aber, wenn Sie etwa in die USA reisen wollen. Da müssen die Namen auf Pass und restlichen Formularen schon identisch sein.» Schön, hat das geklappt mit meinem Namen. 

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Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 22.03.13

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