Die Wohnungssuche in Basel bleibt schwierig – obwohl viel gebaut wird

Zwar werden in naher Zukunft in Basel viele Wohnungen gebaut, der Markt wird sich dennoch kaum entspannen. Die neuen Wohnungen sind nicht mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein.

Jährlich sollen 440 neue Wohnungen entstehen. So lautet eines der Legislaturziele der Regierung. Erreicht werden kann dieses Ziel nur mit Grossprojekten wie auf der Erlenmatt. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Zwar werden in naher Zukunft in Basel viele Wohnungen gebaut, der Markt wird sich dennoch kaum entspannen. Die neuen Wohnungen sind nicht mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein.

In Basel eine Wohnung zu suchen ist kein leichtes Unterfangen. 3-Zimmer-Wohnungen schlagen mit mindestens 1500 Franken zu Buche. Sollen die Zimmer eine gewisse Grösse haben, dann liegt der Preis eher bei 2000 Franken. Und es gibt kaum freie Wohnungen. 0,3 Prozent beträgt der aktuelle Leerstand. Will heissen: Von tausend Wohnungen sind nur gerade drei frei.

Der Wohnungsmarkt in Basel ist ausgetrocknet. Das liegt nicht zuletzt daran, dass in den letzten Jahren kaum neue Wohnungen gebaut wurden. Die Jahre 2012 und 2013 waren aus Sicht der Wohnungssuchenden ausgesprochen schlechte Jahrgänge. Etwas besser ist die mittelfristige Aussicht, die Jahre 2014 bis 2016 dürften ergiebiger ausfallen.

So stehen aktuell einige grössere Projekte vor der Fertigstellung. Der neuen Wohnblock an der Lautengartenstrasse (95 Wohnungen) etwa, oder die Siedlung Riva (85 Wohnungen) auf dem Gelände des alten Kinderspitals im Wettsteinquartier. Beide sollen noch dieses Jahr bezugsbereit sein. Ab 2015 fällt vor allem die Erlenmatt ins Gewicht. Hier sollen innerhalb von zwei Jahren rund 600 Wohnungen entstehen.

Die Grafik zeigt: Eine nennenswerte Anzahl Wohnungen kommt nur dann auf den Markt, wenn ein Grossprojekt fertiggestellt wird. Für den Ausreisser nach oben im 2009 waren die Voltasiedlung und die erste Überbauung auf der Erlenmatt verantwortlich. Das heisst, der grosse Wohnungszuwachs geht auf einzelne Investoren zurück.

Keine 300 neue Wohnungen pro Jahr

Interessant ist dies vor allem auch deshalb, weil die Regierung in ihrer «Wohnraumentwicklungsstrategie» das Ziel formuliert hat, in den nächsten zehn Jahren 4400 Wohnungen zu schaffen. Demnach müssten jährlich 440 neue Wohnungen dazukommen. Von dieser Zahl sind wir noch weit entfernt, insbesondere wenn man den Nettozuwachs anschaut. Denn natürlich werden nicht nur neue Wohnungen gebaut, sondern auch alte abgerissen. In der Vergangenheit kamen somit unter dem Strich pro Jahr kaum mehr als 300 Wohnungen auf den Markt.

Regula Küng, die Leiterin der kantonalen Fachstelle Stadtwohnen, ist sich dieser Abhängigkeit von einzelnen Grossprojekten bewusst. «Es wird auch in Zukunft Jahre geben, in denen mehrere grössere Wohnüberbauungen realisiert werden und Jahre, welche kaum neue Grossüberbauungen auf den Markt bringen.» Die Nettoproduktion werde also weiterhin jährlich schwanken, weshalb sich das in der Wohnraumstrategie formulierte Ziel auch auf zehn Jahre beziehe, erklärt Küng.

Kaum Besserung in Sicht

Noch geringer erscheint der jährliche Wohnungszuwachs vor dem Hintergrund des gesamten Wohnungsbestandes: Ende 2013 gab es im Kanton Basel-Stadt 106’207 Wohnungen, da sind die 136 neuen Wohnungen nicht mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein. Selbst im Rekordjahrgang 2009, als netto 318 Wohnungen dazukamen, betrug der Zuwachs nur 0,29 Prozent.

Insofern sind die Chancen klein, dass sich die Leerstandsquote in naher Zukunft erholt. Küng bestätigt diese Einschätzung. Zwar entspanne sich die Marktsituation, wenn mehr Wohnungen auf den Markt kommen. Doch nehme die Bevölkerung im Kanton Basel-Stadt etwa gleich stark zu wie in den letzten Jahren (um 1000 bis 1500 Einwohner). «Dann dürfte die Leerstandsquote etwa gleich bleiben oder nur leicht sinken», sagt Küng.

Artikelgeschichte

8. Mai 2014: Der Artikel wurde um eine Grafik ergänzt, welche die Entwicklung des gesamten Wohnungsbestandes aufzeigt.

8. Mai 2014: Die Grafik zu den Veränderungen am Wohnungsbestand wurde korrigiert. Zur Berechnung der Nettoproduktion wurde eine falsche Formel verwendet. Korrekterweise muss darin auch der Umbausaldo (Wohnungszuwachs oder -verlust durch Umbau) enthalten sein.

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