Die zwei süssen Frauen vom Schmiedenhof

Ein Herz und eine Seele sind Yvette Walde und ihre Tochter Cosima. Crêpes sind ihre Leidenschaft. Und das Individuelle.

Seit vier Jahren betreiben Yvette Walde und ihre Tochter Cosima im Schmiedenhof mit viel Liebe eine Crêperie. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Ein Herz und eine Seele sind Yvette Walde und ihre Tochter Cosima. Crêpes sind ihre Leidenschaft. Und das Individuelle.

Spazieren diese beiden Frauen gemeinsam durch die Stadt, ist ihnen die Aufmerksamkeit gewiss. Perfekt gestylt sehen sie aus – und irgendwie nicht aus dieser Zeit. Mit ihren Vintage-Kleidern, der Art, wie sie frisiert und geschminkt sind, könnten sie den 1950er-Jahren entsprungen sein. Dass sie verwandt sind, merkt man sofort. Das steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Unübersehbar ist auch, dass Yvette Walde und ihre 20-jährige Tochter Cosima eine innige Beziehung zueinander haben.

So nennt Yvette Walde ihre Tochter nicht beim Namen, sondern «Schätzli» und «Spatzi». Dass sie sich sehr nahe stehen, ist für beide das Selbstverständlichste auf der Welt. Nicht der Rede wert («das ist doch oft so zwischen Müttern und Töchtern», «unsere ganze Familie versteht sich sehr gut»). Und nein, sie finden nicht, dass sie sich ähneln («ich gleiche eher meinem Vater» – «meine Tochter ist nicht mein Spiegelbild»).

«Haben es immer lustig»

Seit vier Jahren führen sie gemeinsam im Basler Schmiedenhof eine kleine Crêperie. Mit viel Liebe haben sie den 30 Quadratmeter grossen Laden eingerichtet. An der Decke hängen Küchen-utensilien, an den Wänden alte Handtaschen und hundert andere Kleinigkeiten. Richtig idyllisch ist es dort. Das grosse Geld machen sie mit den Crêpes aber nicht. Doch das ist der 55-jährigen Yvette Walde nicht so wichtig, auch wenn sie fast jeden Tag arbeiten muss. «Wenn man gut verdienen will, darf man nicht ins Gastgewerbe. Bei uns steht die Freude im Vordergrund, nicht das Geld», sagt sie mit ihrer sanften Stimme und lächelt.

Erfahrungen in der Gastronomie hatte Yvette Walde bis zur Eröffnung dieses Geschäftes nicht. Bis zur Geburt ihrer beiden Kinder (sie hat noch einen 22-jährigen Sohn, die Familie Walde lebt auf dem Bruderholz) besass sie in Basel und Baselland mehrere Läden mit Kleidern und Geschenkartikeln. Aber: Es sei schon immer ihre Leidenschaft gewesen, Crêpes zuzubereiten. «Ich kann mich dabei richtig ausleben, wissen Sie, was ich meine?» Wörter wie «Gäll» und «Finden Sie nicht auch?», braucht die Baslerin oft.

Das schöne an ihrem Job sei neben dem Kontakt zur Kundschaft, dass sie mit ihrer Tochter zusammenarbeiten könne. «Ich schätze so vieles an ihr. Sie hat einen sonnigen und guten Charakter, ist unkompliziert, natürlich und witzig. Ich fühle mich einfach wohl mit ihr.» Cosima nickt und ergänzt: «Wir haben es immer lustig zusammen und haben immer etwas zu bereden.» Je mehr man gemeinsam erlebe, desto mehr habe man sich zu erzählen. Keine Sekunde ruhig sei es, wenn sie zusammen arbeiten würden, sagt die Produktmanagement-Studentin – und die beiden Frauen lachen drauflos. Sie lachen viel und reden tatsächlich ununterbrochen. So viel und durcheinander, dass man sie zum Teil nicht mehr versteht.

Auktionen sind ihr Hobby

Backen die beiden mal keine Crêpes, reisen sie zusammen in der Weltgeschichte herum: London, Paris, Barcelona oder an die Côte d’Azur. Regelmäs­sig nehmen sie in London an den Auktionen von Christie’s teil – ersteigern Geschirr, Kleidungstücke und andere Raritäten. Vor Jahren hat Yvette Walde einen Koffer der ehemaligen Persischen Königin Soraya gekauft. Ihre Augen leuchten, wenn sie davon erzählt. «Ich habe das Spezielle, das Individuelle gern, verstehen Sie, was ich meine?» Sie hätten halt einen etwas auffälligeren Kleidungsstil, weil sie viel herumreisen würden, sagt ihre Tochter Cosima.

Viel Wärme strahlen die beiden Frauen aus. Darauf angesprochen, meint die 55-jährige Yvette: «Ist man selber positiv eingestellt, kommt dies auch auf einen zurück.» Plötzlich spricht sie – man weiss nicht wieso – über Enttäuschung. Dass sie nie enttäuscht sei. «Denn enttäuscht ist man nur, wenn man sich selber täuscht. Man hat von der anderen Person nur zu viel erwartet, oder nicht?»

Und dann redet sie noch darüber, wie viel sie von ihrer Tochter gelernt habe. «Uiui, ganz viele Sachen hat mir mein Spatzi beigebracht. Zum Beispiel, dass man sich keine Gedanken machen darf um Sachen, die man selber nicht beeinflussen kann. Es kommt, wie es kommen muss.» Und dann geht das Lachen aus unerklärlichen Gründen wieder los. Lustig sind die beiden Frauen. Sehr lustig. Zwei Farbtupfer für Basel.

 

 

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 13.04.12

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