Kurz vor den Schweizer Weintagen verrät uns Organisatorin Kat Fischer, was Wein mit Sprache zu tun hat und wieso die Zeit der «suuren Mocken» vorbei ist.
«Mit Wein verhält es sich wie mit einer Sprache.» Kat Fischer schwenkt ihr Glas, atmet zwei, dreimal tief ein und nimmt genüsslich einen kleinen Schluck. Sie zieht etwas Luft durch die Lippen, schwenkt den Weisswein im Mund hin und her und schluckt ihn dann. «Genau so, wie man für die Sprache Wörtli büffelt, muss man beim Wein lernen, die verschiedenen Geschmacksnoten in Kopf und Gaumen abzuspeichern.»
Wir setzen die Gläser an den Mund und tun es ihr gleich. «Na, was schmeckt ihr raus?» Der Fotograf und ich schauen uns an. «Es schmeckt nach … Weisswein?», sage ich zögerlich und Fischer lacht. Ich habe definitiv eine Menge Hausaufgaben vor mir.
Zum Glück gibt es nun die Gelegenheit, sich ein Fundament an Weinwissen anzueignen: Die Schweizer Weintage stehen vor der Tür, eine kleine feine unabhängige Weinmesse, die Fischer vor einem Jahr ins Leben gerufen hat.
Vom Felsen in die Markthalle
Wein war für die Wahlbaslerin schon immer ein Thema, das ihr am Herzen lag. Mit einem grossen Weinliebhaber als Vater kam Fischer früh mit der Materie in Berührung, interessierte sich mit der Zeit jedoch mehr für Musik und Mode. Als die gelernte Schneiderin, Modedesignerin und Hobby-DJ 2006 anfing, im Weinfachhandel Liechti zu arbeiten, kam die Liebe aber schnell zurück. Fischer merkte, dass ihr die Auseinandersetzung mit Wein nicht nur gefiel, sondern auch lag: «Mich kostet es keine Anstrengung, Weine auseinanderzuhalten und noch heute erkenne ich Menschen auf der Strasse anhand der Weine, die sie damals bei uns gekauft haben.»
Es folgten mehrere Jahre im Fachhandel und als die Markthalle schliesslich vor rund zwei Jahren einen Aufruf für Projekte startete, beschloss Fischer, die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Noch in den Sommerferien entwarf sie eine erste Projektierung für die Schweizer Weintage: «Ich sass auf einer kleinen Mittelmeerinsel auf einem Felsen und tippte ein Mini-Konzept in mein iPhone», lacht sie.
Fachwissen und Begeisterung
Das Konzept fand bei den Verantwortlichen der Markthalle Anklang und so stampfte Fischer innerhalb weniger Monate die kleine Messe aus dem Boden. Dazu holte sie den Önologen Salvatore Mantelli und den angehenden Sommelier Valentin Lottner mit ins Boot – beides Bekannte, die Fischer aus einer kleinen Gruppe von Freunden kennt, die einmal pro Monat zusammensitzen und Weine degustieren.
Das Fachwissen der beiden Mitorganisatoren ist für Fischer von enormer Wichtigkeit: «Da ich selber über keine Wein-Ausbildung verfüge, war es mir sehr wichtig, zwei Menschen mit fundierten Kenntnissen dabeizuhaben. Ich bin derweil für die Begeisterung und Vernetzung zuständig.» Ihre Augen funkeln. Man kann sie sich nur zu gut vorstellen, wie sie engagiert in Weingütern steht und die Winzer von ihrer Herzensangelegenheit überzeugt.
Auf Entdeckungsreise durch Schweizer Weinregionen
Eine Herzensangelegenheit, die 21 Winzer zählt, welche am 28. und 29. Mai ihre Weine in der Markthalle an Weininteressierte bringen werden. Das ganze soll eine Entdeckungsreise durch Schweizer Weinregionen sein, die selten im Basler Weinfachhandel anzutreffen sind. Dabei ist Fischer, Mantelli und Lottner die regionale Vielfalt wichtig: von Schaffhausen bis Genf sind eine Vielzahl von Regionen vertreten.
Oberste Priorität hat eine hohe Qualität. Eine Voraussetzung, die Schweizer Wein erfüllt: «Die Qualität von Schweizer Weinen ist in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen, die Schweiz braucht sich gegenüber dem Ausland nicht mehr zu verstecken» meint Fischer. Schweizer Winzer seien gut geschult, man mache nicht mehr einfach einen «suure Mocke», sondern setze sich mit den Trauben und dem Boden auseinander, beherrsche das Handwerk auf dem Rebberg und das Fachwissen im Keller. Darauf komme es an: «Ein guter Wein kommt von einem Winzer, der genau weiss, was er tut.»
Eine Frage des Trinkers
Und damit auch der Weintrinker weiss, was er tut, wird bei den Weintagen ein Kurs angeboten, der den Teilnehmern die Grundlagen des Degustierens näherbringen soll. Eine Kunst für sich: «Ein Wein kann viele verschiedene Geschmacksnoten haben, ausserdem schmeckt er je nach Tageszeit, Öffnungsdauer und Laune des Trinkers unterschiedlich», meint Fischer. Laune des Trinkers? «Klar. Ein Wein, den man in den Sommerferien in entspannter Atmosphäre geniesst, schmeckt oftmals ganz anders, als wenn man ihn später im Alltag trinkt.»
Hier soll der Kurs Abhilfe schaffen. «Ihr werdet sehen, danach schmeckt dieser Weisswein nicht mehr nur nach Weisswein», lacht Fischer. Unsere Gläser sind mittlerweile leer. Das Büffeln kann beginnen.
An beiden Tagen gibt es von 15–17 Uhr ein Zeitfenster für Gastro- und Fachpersonen zum Degustieren.