Was bei diesem Akt rauskommt, scheint auf den ersten Blick nicht ganz klar: Das neu besetzte Café wird «Ängel oder Aff» heissen.
Wenn das Jahr zu Ende geht, ist es auch mit dem «Roten Engel» vorbei. Das Café am Andreasplatz wechselt den Besitzer und mit ihm auch den Namen.
Ab Jahresbeginn werde umgebaut, sagt die neue Inhaberin Katharina Kiry. Etwas radikal Neues wolle man aber nicht aus dem «Ängel oder Aff» machen, wie das Café in Zukunft heissen wird. «Es geht mehr um eine Auffrischung.»
Will heissen: Es gibt eine neue Theke, eine neue Küche, einen frischen Anstrich, und das Mobiliar wird sich ein wenig ändern. So werden etwa die altgedienten roten Metalltische im Innenhof ersetzt. Für die Arbeiten nimmt man sich einen Monat Zeit.
Mehr Essensangebote
Eine Auffrischung erlebt auch das gastronomische Konzept. «Die Idee ist nach wie vor, dass ein gemischtes Publikum zu uns finden soll», sagt Kiry und verspricht, man wolle auf keinen Fall eine «In-Bar» werden. Wie eh und je sollen an diesem Ort im Herzen der Altstadt Gäste aller Art gemütlich verweilen können. Das heutige Café soll allerdings wieder mehr den Charakter eines «Beizli» erhalten – mit zwei Mittagstellern und am Abend mit neuen Apéro-Häppchen zum Glas Wein oder Unser Bier.
Änderungen gibt es ausserdem beim Personal, wie die TagesWoche vor Ort erfahren hat. Wer jedoch schon länger beim «Roten Engel» dabei ist, wird gemäss Kiry bleiben – oder aber zurückkehren. Die namhafteste Rückkehrerin ist dabei Firuzan Aydin. Sie hat früher bereits 17 Jahre da gearbeitet und wird jetzt die Geschäftsführerin.
Die neue Inhaberin Kiry wohnt seit Jahren direkt neben dem «Roten Engel». Sie habe schon lange damit geliebäugelt, eines Tages das Café zu übernehmen. Eine Anfrage beim Vermieter habe schliesslich alles ins Rollen gebracht. Jetzt hofft Kiry, dass die Gäste weiterhin kommen, auch wenn sich manche wohl erst an den neuen Namen gewöhnen werden müssen.
Die Sache mit dem Affen
Wie der Affe übrigens da hineingeraten ist, liegt mehr oder weniger auf der Hand. Denn so einer wacht schon seit Jahrzehnten über den idyllischen Andreasplatz. Vielleicht sogar schon seit Jahrhunderten, wie man auf altbasel.ch nachlesen kann. Und dieser Affe, der da mit Hemd und Hut bekleidet auf dem Brunnen sitzt und Früchte verputzt, erzählt Kiry, der hatte schon immer einen Bezug zum Café nebenan.
Im Mittelalter nämlich symbolisierte der Affe auch den Teufel. Entsprechend war den Baslern die Beiz bis in die 1970er-Jahre hinein unter dem Namen «Zum Teufel» geläufig. Doch als dieser Teufel hoch zum Leonhardsgraben in den «Teufelhof» zog, musste ein neuer Name her. Einer, der noch immer mit dem diabolischen Affen auf dem Brunnen zu tun hatte. Der «Rote Engel» war das Ergebnis; rot, weil der Belzebub gern so dargestellt wird, Engel, weil er dies letzten Endes immer noch ist – auch wenn er aus dem Himmelreich in die Hölle verbannt wurde.
Diese Geschichte will Kiry mit dem neuen Namen andeuten. Und nicht zuletzt ergibt sich daraus die Spielerei: «Wohin gehen wir?» «Zum Engel oder Aff» – womit nach mittelalterlicher Symbolik ja doch stets das Gleiche gemeint ist: «Wir scheren uns ‹Zum Teufel›.»