Dieses Rosenlaui, das hat jetzt aber wirklich was zu bieten

Das Berner Oberland, ja, das Berner Oberland, das Berner Oberland ist wirklich schön. Vor allem, wenn man weiss, wo unterkommen.

Das historische Hotel im Rosenlaui-Tal von seiner Schokoladenseite.

Das Berner Oberland, ja, das Berner Oberland, das Berner Oberland ist wirklich schön. Vor allem, wenn man weiss, wo unterkommen.

Man könnte es auch Schwarmintelligenz nennen: Wenn ein ganzer Bus Wanderer von der Grossen Scheidegg in Richtung First oder Schreckfeld loswankt und da den Sonnenhang beziehungsweise die Beiz in Angriff nimmt. Kann man machen, klar.

Uns kippt es dagegen auf die andere Seite des Kamms. Dorthin, wo die frühsommerliche Sonne mit den Schneefeldern barmherzig ist und sie einfach noch ein wenig liegen bleiben lässt.

Zwei Wege und die Alternative

Für den Wanderer hat das freilich seine Nachteile. Der Weg liegt zumindest in den ersten Stunden weitgehend unter Schnee. Unsere Wandersocken sind bald nur noch eiskalte Fusswickel. Und manch angepeiltes Wegzeichen ist kaum zu sehen, besonders bei den entscheidenden Abzweigungen.

Trotzdem: die Vorteile überwiegen. Da wäre der volle Bus fröhlich plaudernder Wanderer, die uns gerade eben nicht begleiten. Und damit zusammenhängend: die vielen Gemsen, die von keinem verscheucht werden.

Von der Tierwelt sehen wir so fast noch mehr als von den Berggipfeln. Dabei sind diese schon kaum zu zählen. Zu unterscheiden ja sowieso nicht, wenigstens nicht für uns Unterländer, wie wir immer wieder demütig und beeindruckt zugleich feststellen.

Ist das jetzt der Eiger? Wahrscheinlich nicht. Und das die Jungfrau? Nein, eher das Wetterhorn. Und so weiter.



Brauchts da noch Worte? Eben. Darum sind auch die Namen der Gipfel ein bisschen wurst.

Brauchts da noch Worte? Eben. Darum sind auch die Namen der Gipfel ein bisschen wurst. (Bild: Dylan Rossiter)

Nun denn. Wir wollen ja nicht rauf auf den Mönch, sondern runter ins Rosenlaui-Tal. Denn dort soll es ein wunderschönes historisches Hotel geben. Und wo es ein wunderschönes historisches Hotel gibt, da gibts meistens auch etwas episch Gutes zu essen. Was will man denn sonst noch?

Den schönsten Weg dahin finden natürlich. Man hat ja doch Ansprüche. Wie gut, gibts zum Rosenlaui im Grunde nur zwei Wege: den direkten Weg – oder den Höhenweg. Dieser soll laut Wanderbüchlein besonders romantisch sein. Blöd nur, dass der für unsere Ambitionen etwas zu kurz ist. Wenn schon in den Bergen, dann richtig. Darum nehmen wir den dritten Weg ins Visier, den höchsten Weg. Wo der wiederum ist, wissen wir so ganz genau nun auch wieder nicht, weshalb wir letztlich – einmal mehr – auf dem Irrweg landen.

Was für ein schlaues Hotel

Das macht aber gar nichts. Auch dieser Weg führt uns nach gut sechs Stunden sicher zum Rosenlaui hinunter. Und dieses Rosenlaui, das hat jetzt aber wirklich was zu bieten. Da wäre mal das gleichnamige Hotel. Man betritt es – und fühlt sich unweigerlich klüger, als man ist. Das liegt unter anderem am Salon. Überall könnte man da Schach spielen. Die Figuren liegen bereit. Aber noch mehr liegt der Eindruck in der Luft, dass hier Bildungsbürger im 18. und 19. Jahrhundert unfassbar kluge Dinge diskutiert haben müssen. Revolutionäre Bücher zum Beispiel, die noch immer die Bibliothek im Salon füllen. Sehr anregend.

Überklug fühlt man sich aber auch aus einem ganz banalen Grund. Weil man überhaupt hierher gefunden hat, statt sich auf ein Neues zu einem beliebigen Wellness-Weekend hinreissen zu lassen. Zwar gibts kein Radio, kein Fernsehen und auch kein Internet. Es gibt noch nicht mal eine Dusche auf dem Zimmer, nur einen altmodischen Wäschetrog. Aber wissen Sie was? Diese elegante Einfachheit birgt einen ganz eigenen Erholungswert. Und für die wirklich nötigen Geschäfte gibts das Klo auf dem Gang.



Raum zum Denken: ein Salon, der seiner Bezeichnung gerecht wird.

Raum zum Denken: ein Salon, der seiner Bezeichnung gerecht wird. (Bild: Dylan Rossiter)

Zum Abendessen tischen die dann prompt auch noch etwas Gutes auf: Eine Schüssel Spargelsuppe, eine Quiche und eine Schweinsschulter auf Ofengemüse. Einfach zwar, aber eben: episch. Selbstverständlich trinken wir reichlich Wein dazu. Und da wirds ziemlich interessant: Die Weinkarte lebt nämlich ausschliesslich von der Schweiz. Trotzdem reisst sie keineswegs Löcher ins Portemonnaie. Sehr anständig finden wir das. Und ausgesprochen wohlschmeckend.

In der Gletscherschlucht

Aber genug von unserer Bleibe geschwärmt, wir bereiten uns auf den zweiten Tag vor. Da wären ja auch noch all die Wandermöglichkeiten! Die Gletscherschlucht vor der Haustür zum Beispiel, die ist da schon mal Pflicht. Immer wieder beeindruckend, was Wasser alles leisten kann, wenn man ihm ein paar Jahrtäusendchen Zeit lässt. Eine ganze Galerie von Bildhauereien hat das Wasser in den Fels geschliffen. Sogar ein lebensgrosser Elefant steht da irgendwo.

Am Ende der engen Schlucht angekommen, steht uns die ganze Welt offen. Wir könnten weiter bergauf, links oder rechts gehen. Aber eines können wir ab diesem Punkt bestimmt nicht mehr: uns gestresst fühlen.

  • Absteigen: Im Hotel Rosenlaui. Seit 1779 übernachten hier Gäste. Die Einrichtung ist noch weitgehend im Originalzustand. Den Strom bezieht das Hotel aus dem eigenen Wasserkraftwerk, sodass das Licht manchmal flackert. Modern ist hier eben nur, was modern sein muss. Dusche und WC befinden sich auf dem Gang. Anfahrt per Bus ab Grindelwald oder Meiringen.
  • Anschauen: Die wunderbare Bergwelt des Berner Oberlands. Sehenswürdigkeiten in jeder Himmelsrichtung. 
  • Ausfliegen: Mit dem ÖV hinauf bis zur Grossen Scheidegg, von da zu Fuss entweder direkt via Schwarzalp zum Rosenlaui – oder den Romantikweg verlassen und just unterhalb des Grindelgrats entlang gehen und dann erst den Abstieg in Angriff nehmen. 

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Brauchts da noch Worte? Eben. Darum sind auch der Namen der Gipfel ein bisschen Wurst.

Brauchts da noch Worte? Eben. Darum sind auch die Namen der Gipfel ein bisschen Wurst. (Bild: Dylan Rossiter)



Brauchts da noch Worte? Eben. Darum sind auch die Namen der Gipfel ein bisschen Wurst.

Brauchts da noch Worte? Eben. Darum sind auch die Namen der Gipfel ein bisschen Wurst. (Bild: Dylan Rossiter)

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