DJs in Schachteln auf dem Parkhausdach

Kreative und DJs lassen sich den Sommer über auf dem Dach des Messeparkings nieder. Auch Partys soll es geben. Obwohl es sich um die Werbeaktion eines Zigarettenherstellers handelt, gestaltete sich die Recherche schwierig.

Kreativarbeit vor ansprechender Kulisse: So stellt sich Sponsor Kent seine «Residence K» vor. (Bild: Instagram: nordsternbasel)

Kreative und DJs lassen sich den Sommer über auf dem Dach des Messeparkings nieder. Auch Partys soll es geben. Obwohl es sich um die Werbeaktion eines Zigarettenherstellers handelt, gestaltete sich die Recherche schwierig.

Für einen Journalisten gibt es nichts Einfacheres, als sich über eine Promoaktion schlau zu machen, könnte man meinen. Die Informationen werden einem geradezu nachgeworfen und Versuche der Kontaktaufnahme warm begrüsst, könnte man meinen. Null Recherche, dafür eine Ladung Freigetränke, könnte man meinen.

Falsch gemeint.

Zumindest im Fall der «Residence K» auf dem Dach des Messeparkings. Der Zigarettenhersteller Kent liess dort drei weisse Container aufstellen, drum herum stehen weisse Sitzgelegenheiten auf grünem Kunstrasen. In den drei Würfeln befinden sich ein Musikstudio, eine Lounge mit Bar und Arbeitsplätze für Kreative. Die Idee dahinter, in den Worten des Sponsors:

«Residence K bietet einen temporären Arbeitsbereich für die Erschaffung von Musik und Kunst, sowie eine Entertainment-Plattform für Erwachsene ab 18 Jahren.»

Diese branchentypisch wenig aussagekräftige Aussage zu erhalten, gestaltete sich jedoch einigermassen schwierig.

Bei einem spontanen und zugegebenermassen unangemeldeten Besuch vor Ort treffe ich zuerst gar niemanden an. Also besehe ich mir die drei Container aus der Nähe. Die Ausstattung scheint aus Laiensicht höchsten Ansprüchen zu genügen, alles topmodern und stylisch. Inspirierend ist auch die Aussicht, vom Dach des Parkings aus lassen sich das ganze Kleinbasel und das Treiben auf dem Messeplatz unten bestens überblicken.

Regelmässige Nordstern-Partys auf dem Dach

Plötzlich taucht ein Mann auf, energisch fragt er mich nach meinem Namen. «Was machst Du hier? Du darfst nicht hier sein. Du musst hier weg.» Der Ort sei nicht öffentlich zugänglich und ich dürfe unter gar keinen Umständen Bilder machen, sagt er noch.

Was mich etwas erstaunt, hat doch am Samstag an genau diesem Ort eine grosse Party stattgefunden. Veranstaltet vom Nordstern, dem Club beim Voltaplatz. Auf dessen Instagram-Kanal finden sich einige Fotos, es scheint ein rauschendes Fest vor ansprechender Kulisse gewesen zu sein (von dort stammt auch das Artikelbild oben, das ich mir beim Nordstern auszuleihen erlaubt habe. Danke an dieser Stelle.)

Ich darf noch kurz am Telefon mit dem Verantwortlichen sprechen – Michael Achermann von der Zürcher Kommunikationsagentur «FS Parker» –, bevor ich recht freundlich zum Ausgang begleitet werde. Sämtliche Medienarbeit müsse zuerst mit dem Sponsor abgesprochen werden, lässt mich Achermann wissen. Er melde sich wieder.

Auskunftsfreudiger ist Agi Isaku vom Nordstern, aber auch er muss seine Aussagen zuerst absegnen lassen. Den schriftlichen Antworten, die ich dann irgendwann doch noch erhalte, sieht man den Konzernanwalt von weitem an (der ganze Fragenkatalog mitsamt Antworten findet sich auf der Rückseite). Der Nordstern tritt in der Residence als Gastgeber auf und betreibt die Bar. Ausserdem wird das Musikstudio u.a. von den Club-DJs benutzt, und es finden regelmässig «Nordstern Rooftop»-Partys statt. Oder in den Worten des Sponsors:

«Die Früchte der Arbeit sind an wöchentlichen Happenings zu sehen, wie dem Nordstern Rooftop Event jeden Samstagnachmittag. Weiter werden Workshops im Bereich DJing und Motion Design angeboten.»

Bleibt noch die Frage, wer sich an diesen «Früchten der Arbeit» laben darf. Sprich, wie öffentlich diese «Happenings» sind. Hier bleibt trotz mehrfach geprüftem Antwortkatalog eine Unklarheit. So werden gewisse Anlässe rein privater Natur sein. Andere, wie die Nordstern-Partys, sollen jedoch öffentlich sein. «Aber nur nach Altersprüfung und mit Einladung» schränkt der Sponsor sofort wieder ein.

Etwas hat Kent mit der merkwürdigen Kommunikationsstrategie auf jeden Fall erreicht: Nichts weckt die journalistische Neugier stärker als Informationen, die einem vorenthalten werden.

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