Die türkische Spezialität des «Döner Kebab» hat in der Fastfood-Kultur der Schweiz einen festen Platz erobert. Und die «Döner-Box» droht ein neues Abfall-Problem der Stadt Basel zu werden, fürchtet ein CVP-Grossrat.
Eigentlich gehört das leckere Döner-Fleisch der diversen türkischen Imbissrestaurants der Stadt in Fladenbrot eingerollt: Dürüm Döner sind eine praktische Mittagsmahlzeit. Den jungen Menschen schmecken aber Pommes besser als Fladenbrot, und so hat ein findiger Kopf die Döner-Box erfunden – eine Kartonschachtel, in der Döner-Fleisch, Zutaten und Pommes wild gemischt und daraus mit einer Gabel gegessen werden. Was den «Döner» wieder so transportabel macht wie die faustgerechte Dürüm-Version.
Dabei allerdings wird auch die Kartonschachtel – in Basel ist sie in der Regel knallgelb – mitgenommen und muss irgendwo entsorgt werden. Manchmal noch mit Inhalt oder einem Anteil davon, und offenbar in grösserer Zahl auf der Kohlenbergtreppe am Barfüsserplatz. Das will jedenfalls CVP-Grossrat Oswald Inglin festgestellt haben, der deswegen mit einer Interpellation an die Regierung gelangt.
«Im Falle der zwei Kebab-Restaurants unten am Kohlenberg führt dies regelmässig dazu, dass die Treppe, aber auch die angrenzenden Rabatten hinauf zur Kohlenberggasse mit leeren Döner-Boxen übersät sind, und nicht nur durch diese, sondern auch oft durch deren Inhalt, also vermatschten Pommes frites in gelblichen Majonäse-Teichen schwimmend.»
Restaurants sollen aufräumen
Das störe ihn nicht nur, es ekle ihn, schreibt der Interpellant, und ist damit wohl nicht allein. Und immerhin sei die majestätische Treppe an der Barfi-Ecke ja auch ein Hauptzubringer zu vier Schulen und zum Blindenheim. Er will deshalb von der Regierung wissen, ob namentlich die beiden türkischen Schnelleimbiss-Restaurants am unteren Kohlenberg verpflichtet werden können, den Dreck selber wegzuräumen. Immerhin habe das ja auch das Schnellimbissrestaurant gleich gegenüber mit dem schottisch anmutenden Namen in den Griff gekriegt.
Mine Bektas, Inhaberin und Geschäftsführerin von Has-Sofra, einem der beiden Imbissläden, hat Verständnis für das Anliegen. Sie störe sich selber daran, wenn die Kundschaft die Boxen achtlos wegwerfe. Seit Einführung der Schachtel-Döner habe sie deshalb draussen hinter der Tramhaltestelle einen grossen Abfallcontainer aufgestellt, und sie bitte die Käufer, ihn zu benutzen – mit, wie sie selber zugibt, nur teilweisem Erfolg. Reklamationen habe sie bisher aber erst eine einzige erhalten, von einem Anwohner, der sich über den Müll vor seiner Türe beklagt habe. Von der Stadt sei sie noch nie kontaktiert worden.
Alle verkaufen die gleiche Box
Diese hat indes das Mehraufkommen an Müll und das «Döner-Boxen-Littering» durchaus registriert, wie André Frauchiger als Sprecher des Tiefbauamtes bestätigt. Nachdem nun dazu eine Interpellation eingereicht worden ist, darf er aber nichts weiter sagen, um der Antwort der Regierung nicht vorzugreifen. Aber auch er verweist auf die Müllsammelaktionen der amerikanischen Schnellimbisskette mit dem schottischen Namen, die bereits vor Jahren angefangen hätte, «ihren» Müll auf dem ganzen Barfi zusammenzuklauben.
Neben dem Geschmacklichen gibt es da aber einen weiteren Unterschied zur Dönerbox. Sie stammt nämlich offenbar von einem einzigen Hersteller, der alle Döner-Imbisse beliefert: Laut Mine Bektas verkaufe nicht nur sie, sondern ihre gesamte Konkurrenz jeweils die genau gleichen, gelben Boxen, die somit keinem Restaurant zugeordnet werden können.
Stadtreinigung ist zu schnell
Und: Sie habe nach der Reklamation durchaus daran gedacht, den Müll vor dem Restaurant und darüberhinaus auf der Treppe wegzuräumen. Aber wenn die vier Mitarbeiter, die über Mittag pausenlos Dönerboxen verkaufen, bei abflauendem Geschäft auf die Strasse hinaus träten, sei eigentlich immer schon alles aufgeräumt: «Die Stadtreinigung kommt zweimal täglich, einmal morgens und einmal am frühen Nachmittag. Die haben alles schon weggeputzt, wenn wir dazu Zeit fänden.»
Als «Aufsteller» bezeichnet Frauchiger diese Aussage, die er «so noch nie gehört habe». Allerdings sei die Stadtreinigung in der Tat neu so organisiert, dass sie punktuell reagieren könne und vielleicht deswegen einfach immer sofort zur Stelle ist, wenn der Mittagsdreck anfällt.
Der scheint tatsächlich vor allem auf der Treppe und damit auf der Strecke zu den vier Schulen zu liegen. Ob das allerdings nicht mehr Ursache als Problem ist, sei dahingestellt.