Dorfplatz und kultureller Schmelztiegel im Herzen der Stadt

Ob ein idyllischer Ort wie der Andreasplatz oder ein pulsierender Kulturpunkt wie das Kasernenareal: in Basel gibt es auch Plätze, die einwandfrei funktionieren und die Menschen mit ihrer stimmungsvollen Atmosphäre anziehen.

Der kleine Jahrmarkt-Affe beobachtet Tag und Nacht die Szene auf dem Andreasplatz.

(Bild: Hans-Joerg Walter)

Ob ein idyllischer Ort wie der Andreasplatz oder ein pulsierender Kulturpunkt wie das Kasernenareal: in Basel gibt es auch Plätze, die einwandfrei funktionieren und die Menschen mit ihrer stimmungsvollen Atmosphäre anziehen.

Efeubewachsene Fassaden, pastellfarbene Fensterläden und der Duft von frisch gebackenem Brot: Der Andreasplatz bringt mit seiner idyllischen Atmosphäre ein Stück Dorf-Atmosphäre in das Herz von Basel. Auf dem Platz kann man in aller Ruhe einen Kaffee trinken, lesen oder in Tagträumen versinken, ohne dabei vom lärmendem Verkehr gestört zu werden.

Der Platz, auf dem einst die Andreaskapelle stand, und nach deren Abriss 1792 unter anderem fahrende Opern gastierten, hat etwas Nostalgisches an sich. Bereits wenn man der Schneidergasse entlang in Richtung Eingang des Platzes läuft, weht einem eine Prise Vergangenheit entgegen. Rechts steht die legendäre Hasenburg, auf deren Wiedereröffnung viele noch immer sehnlichst warten, und links das mit Efeu überwucherte Antiquariat Gerber.

Eine Schnellstrasse quer durch die Altstadt

Der Andreasplatz scheint, verglichen mit vielen anderen Plätzen in Basel, in eine Art lebendigen Dornröschenschlaf versunken zu sein. Nie wachgerüttelt von absurden Überbauungsplänen oder quietschenden Tramschienen – fast nie. Denn unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg sah sich die Idylle massiv bedroht.

Es gab Pläne, die Schneidergasse in eine Schnellstrasse zu verwandeln. «Schon damals wollte man das Verkehrsproblem der Innenstadt lösen», erzählt Ruedi Bachmann, Architekt und ehemaliger Anwohner des Platzes. «Man dachte, eine Talentlastungsstrasse mit Parking beim Petersplatz sei die ideale Lösung.»

Doch der heute undenkbare Vorschlag wurde letztlich abgelehnt. Seither hat sich der Platz ganz ohne Eingriff der kantonalen Stadtplaner und trotz Aufwertung der umliegenden Wohnungen in den 1970er-Jahren, zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt. Ein Ort an dem die Leute gerne verweilen, anstatt nur hastig über die Pflastersteine zu stolpern.

Tagträumer und Hipster im «Roten Engel»

Nicht nur die romantische Hinterhof-Atmosphäre, sondern auch das Kaffee zum Roten Engel, das einst den Namen Teufel trug, und die Holzofenbäckerei «Bio Andreas» sind gute Gründe für einen Besuch. Sie bieten gemütliche Sitzgelegenheiten und bewirten zu fast jeder Tages- und Jahreszeit ein durchmischtes Publikum. Man trifft auf herumtollende Kinder, Schach spielende Hipster, diskutierende Geschäftsmänner oder einfach auf Tagträumer mit ihren Notizbüchern. Sie alle sind ein aktiver Teil der Platzgestaltung.



Eiblick in das Efeu bewachsene Schaufenster am Eingang des Andreasplatzes.

Einblick in das Efeu bewachsene Schaufenster am Eingang des Andreasplatzes. (Bild: Hans-Joerg Walter)

Ein weiterer Grund, wodurch sich der Ort auszeichnet, sind die vielen Pflanzen. Sie waren nicht schon immer da, wie die Gründerin des jährlich stattfindenden «Wildpflanzenmärt», Susi Rüedi, betont. «Früher war der Andreasplatz schauderbar kahl», sagt sie, «vor rund dreissig Jahren wohnte ich als Studentin dort, und immer wenn ich wütend auf die Welt war, habe ich eine Wucherpflanze gesetzt.»

Aus den rebellischen Pflanzungen ist heute eine grüne Oase entstanden, die Tag und Nacht vom kleinen, Trauben fressenden Steinaffen überwacht wird, der sich vor langer Zeit einmal auf dem Brunnen in der Mitte des Platzes niedergelassen hat. Wenn das Tier nur reden könnte – es hätte sicherlich noch einige spannende Geschichten über den wohl idyllischsten Platz der Stadt zu berichten. 

Die Kaserne als Gegenstück

Verglichen mit der lauschigen Dorfplatz-Atmosphäre des Andreasplatzes, ist das Kasernenareal die pulsierende Grossstadt unter den Plätzen. Hier gibt es weder kleine Nischen, noch Efeu bewachsene Mauern, dafür aber Kunst und Kultur. In der «KaBar», im Restaurant «Parterre», an der Sommerbar oder auf der Wiese treffen sich die Bewohner des Kleinbasel, Studierende, Theatergängerinnen und Partygäste.



Ob als Spielplatz, Fussballfeld oder einfach fürs gemütliche Ausruhen: Auf der Kaserne ist immer etwas los.

Ob als Spielplatz, Fussballfeld oder einfach fürs gemütliche Ausruhen – auf dem Kasernen-Areal ist immer etwas los. (Bild: Hans-Joerg Walter)

Wie der Andreasplatz hat das Kasernenareal das Glück, vom ununterbrochenen Tram-Durchgangsverkehr verschont zu sein. Hier kann man gefahrlos und ungestört sehen und gesehen werden.

Ein vielfältiges Kulturangebot

Natürlich ziehen auch die verschiedenen Veranstaltungen und Betriebe des Kasernenareals zusätzlich Leute an. Während auf dem Andreasplatz höchstens einmal ein Strassenmusiker vorbeischaut, gibt es auf dem Kasernenareal ein stetig wechselndes und vielseitiges Kulturprogramm. Hier probt und spielt das Junge Theater Basel, hier gibt es Open-Mic Nights, Poetry-Slam-Meisterschaften, Theaterfestivals und Open Airs, hier wird geboxt, gespielt, gebetet und und und…

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