Die Untersuchungen der Polizei nach dem Fährunglück dauern noch an. Doch wie Recherchen der TagesWoche zeigen, war zum Zeitpunkt des Unglücks die Testphase des dünneren Gierseils noch nicht abgeschlossen.
Die unfreiwillige Freifahrt der Vogel-Gryff-Fähre nahm glücklicherweise ein glimpfliches Ende. Der Fäärimaa und Passagiere kamen mit dem Schrecken davon. Es hätte aber auch schlimmer ausgehen können. Etwa dann, wenn die Fähre mit einem Brückenpfeiler oder einem Frachtschiff kollidiert wäre.
Für Spekulationen sorgte in den letzten Tagen vor allem die Dicke des gerissenen Gierseils. Tatsächlich hat die Stiftung Basler Fähren das Seil erst vergangenen Herbst durch ein dünneres ersetzt. Diese sagt, dass sie das Seil getestet hat, dass diese Testphase aber zum Zeitpunkt des Unfalls noch nicht abgeschlossen war.
Passagiere trugen keine Schwimmwesten
Nach dem Zwischenfall drängen sich allerdings nicht nur Fragen zur Seildicke auf, sondern auch zum Funkverkehr: Weshalb konnte der Fäärimaa die Rheinpolizei nicht erreichen? Warum wurde die Grossschifffahrt nicht sofort gestoppt? Und weshalb trugen die Passagiere während der Talfahrt keine Schwimmwesten?
Es gebe Handlungsbedarf, bestätigt Markus Manz, Betriebschef bei der Stiftung Basler Fähren. «Wir werden ein Briefing durchführen und unser Sicherheitsdispositiv überprüfen.» Für ihn ist klar, dass der verantwortliche Fäärimaa nach dem Seilriss ausgezeichnet reagiert hat. Grundsätzlich sei ein Seilriss ein Ausnahmeereignis. «Dass eine Fähre abtreibt, hatten wir aber im letzten Herbst zuletzt trainiert.»
Auf die Frage nach den Schwimmwesten erklärt Manz, diese seien gut sichtbar in der Fääri-Kabine verstaut. «Die erste Priorität des Fäärimaas war es, einen Zusammenstoss mit Hindernissen zu vermeiden. Dass dabei die Schwimmwesten vergessen gingen, war nicht optimal.» Auch das müsse während dem kommenden Briefing evaluiert werden.
Fäärimaa habe ausgezeichnet reagiert
Die Verantwortlichen bei der Stiftung Basler Fähren versuchen nach Kräften, eine Dramatisierung des Vorfalls zu verhindern. Es sei eine kontrollierte Abfahrt gewesen, betont Manz. Der Fäärimaa habe das Boot absichtlich quer gestellt und sei mithilfe eines Paddels allen Hindernissen ausgewichen. Ein Fahrgast unterstützte ihn bei der Alarmierung und danach beim Rudern.
Wer vor Ort war, weiss allerdings: Nach der Rettung durch das Feuerwehrschiff machte der Fäärimaa alles andere als einen gefassten Eindruck. «Glücklicherweise ist ein erfahrener Wasserfahrer an Bord gewesen. Alleine hätte er grosse Mühe gehabt, das Boot zu steuern», sagte einer der Passagiere.
Vorerst bleibt die Klingental-Fähre ausser Betrieb. So lange bis die polizeiliche Untersuchung abgeschlossen ist. Gemäss Staatsanwaltschaft kann das einige Wochen dauern.
Bis dahin macht sich die Stiftung Basler Fähren Gedanken über Anpassungen. Bereits jetzt ist klar: Die Ueli-Fähre einige Hundert Meter flussabwärts führt aus Sicherheitsgründen schon lange zwei Elektromotoren mit sich. Damit sei die Fähre auch nach einem Seilriss noch manövrierbar, sagt der zuständige Fäärimaa Remy Wirz.