Geheimnisvolle Post im Eierkarton. Mit dem Potenzial, uns den Appetit zu verderben.
Da will der anständige Gutzi-Bäcker doch nur seiner Pflicht genügen. Er nimmt nicht die ganz teuren (die grünen), so viel Öko muss nicht sein. Er nimmt aber auch nicht die ganz billigen (die weissen mit dem rosa Streifen), die von weiss woher stammen. Er entscheidet sich für den gutschweizerischen Kompromiss, das blaue Modell. Eine Zehner-Schachtel Naturafarm-Eier von Coop, die mit dem glücklichen Huhn in der Löwenzahn-Wiese. Daheim öffnet er die Schachtel, entdeckt einen kleinen Zettel und wundert sich: Möchte ihm Coop für seine langjährige Treue danken? Vielleicht mit einem Los? Oder ein paar zusätzlichen Pfannenmarken?
Wären es doch Märkli gewesen! Auf dem Zettel steht: «Diese Eier wurden von Legehennen gelegt. Alle Brüderlein dieser Hennen wurden gleich nach dem Schlüpfen als kleine Küken vergast und gehäckselt. In der Schweiz sind dies etwa 2 Millionen.» Unterschrieben ist der Zettel mit «Ein Mitmensch».
Kurzer Anruf an den Schweizer Tierschutz. Die Mediensprecherin muss lachen. «Ha, das ist ja meini mal eine Geschichte. Und es stimmt auch noch!» Tatsächlich werden männliche Abkommen von Legehennen am Tag ihrer Geburt getötet. Nicht rentabel. Darauf geht die Medienstelle von Coop nicht ein. Stattdessen versichert sie per Mail, dass es sich bei der Botschaft um eine Einzelaktion handle. «Es kommt ab und zu vor, dass Leute mit einem Mitteilungsbedürfnis sich so Gehör verschaffen wollen.» Solange niemand zu Schaden komme, unternehme Coop keine weiteren Schritte. Einzig der Verkaufsleiter der betroffenen Filiale sei angewiesen worden, seine Eier stichprobenmässig zu kontrollieren.
Die Gutzi übrigens, man getraut es sich fast nicht zu sagen, haben bestens geschmeckt.
Quellen
Das Magazin der SZ über tote, männliche Küken.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 07.12.12