Ein Berg für Basel

Das Basler Kunstkollektiv Aland will einen Berg vor den Novartis-Campus pflanzen. Echt? Ja. Und nein.

Ein Berg vor dem Novartis Campus? Ganz ernst gemeint ist der Vorschlag des Basler Kunstkollektivs Aland nicht. Ernst gemeint ist aber die Absicht, die technokratische Stadtentwicklungsdebatte «kreativ zu beleben».

Das Basler Kunstkollektiv Aland will einen Berg vor den Novartis-Campus pflanzen. Oder zumindest die Debatte über die Stadtentwicklung stimulieren.

Massiv thront er über dem Rhein: eine grünende Portion Berg direkt vor der Novartis, da, wo eigentlich der geplante Rheinuferweg hin soll. Auf dem Berg spielen Kinder, ein Sonnenschirm ist aufgestellt, Spaziergänger laufen herum, es gibt Bänke und Pfade auf den Gipfel. Ein Berg für Basel, direkt in der Stadt.

So könnte es vor dem Vorplatz des Novartis Campus in Zukunft aussehen. Zumindest, wenn es nach dem Basler Künstlerkollektiv Aland geht. Dieses überlegte sich, wie man die künftige Rheinpromenade passend beleben könnte – und entschloss sich versuchsweise, gleich einen ganzen Berg hinzustellen.

Kreative Debattenförderung

Ganz so ernst gemeint ist dieses Vorhaben natürlich nicht. «Natürlich ist uns klar, dass man da nicht wirklich einen Berg hinpflanzen kann», sagt Lea Hummel, die das Kollektiv gegründet hat. «Es geht uns vielmehr darum, die Debatte über die Basler Stadtentwicklung kreativ voranzutreiben.»

Dazu erstellte das Kollektiv eine umfassende Projektskizze, die Funktion und Aussehen des Berges sehr genau umreisst – und stellte das Projekt Baslerinnen und Baslern auf der Strasse vor. Die Reaktionen  seien bis jetzt sehr positiv. Hummel: «Es ist durchaus Interesse und auch ein spürbares Anliegen der Bewohner da, sich über Themen zu unterhalten, die die Konzeption und Ausführung eines solchen Projekts mitbringt.»

Genau dafür sei der Berg ja auch da. Er soll Hauptdarsteller einer realen Debatte über ein fiktives Vorhaben sein. Es gehe nicht nur darum, sich auf ein lustiges Gedankenspiel einzulassen, sondern auch die mitschwingenden Fragen zum Basler Stadtraum zu diskutieren: Was bedeutet Stadtentwicklung – und wer betätigt die Hebel? Wer setzt die Grenzen? Wo liegen die Möglichkeiten? 

Was war zuerst, Berg oder Riese?

Der Berg würde das Stadtbild einschneidend verändern. Die Promenade fiele weg, der Berg fiele gegen hinten senkrecht ab, so dass man in Kleinhüningen das Gefühl hätte, die hintere Hälfte des Berges sei dem Novartis Campus zum Opfer gefallen. Oder umgekehrt. Ganz im Sinne von: Was war zuerst, Berg oder der Pharmariese?

«Wir wollen der Künstlichkeit der Novartis mit etwas Natürlichem entgegentreten», sagt Hummel. Ein Berg sei das perfekte Gegenstück zum Campus: ein Freiraum, der entschleunige und den Menschen dazu animiere, wieder zu sich zu kommen. In Zeiten der Reizüberflutung sei ein solcher Ort besonders essentiell. «Heutzutage kann man sich jederzeit quer durch alle Welten klicken. Da ist es wichtig, einen Ort zu haben, wo man körperlich und stufenweise weiterkommt – um wieder zu sich selbst zu finden. So ein Ort könnte der Berg sein.» 

Ob Debattenzünder oder Entschleunigungsmassnahme: Für das Kollektiv ist es in erster Linie wichtig, öffentliche Themen kreativ anzugehen und andere Blickwinkel zu ermöglichen, die Diskussionen anzuregen und eine neue Sicht darauf zu bieten.


Fragen oder Anmerkungen zum Aland-Projekt: Mail an Lea Hummel.

Ein ähnliches Projekt gabs auch schon mal in Berlin – für das Tempelhofer Feld. 

 

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