Ein erster kleiner Erfolg der grossen Wirtschaftsoffensive

Gross angekündigt drohte die Wirtschaftsoffensive der Baselbieter Regierung ohne viel Widerhall zu verpuffen. Heute Dienstag will die Exekutive über den Stand der Dinge orientieren. Zumindest einen kleinen Erfolg kann sie dabei verkünden.

Hier spriessen vor allem die Kräne: Baustelle für das neue Produktionszentrum von Coop. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Lange sah es so aus, als ob die gross angekündigte Wirtschaftsoffensive der Baselbieter Regierung mehr oder weniger im Sand versickern würde. Am Dienstag will die Exekutive nun über den Stand der Dinge orientieren. Immerhin eine Neuansiedlung kann sie dabei verkünden.

Dass der Kanton Basel-Landschaft etwas tun muss für die Ansiedlung neuer Wirtschaftsunternehmen, ist unbestritten. Gegenwärtig stammt lediglich jeder zehnte Steuerfranken aus der Wirtschaft, das ist verglichen mit dem Kanton Basel-Stadt und anderen Wirtschaftsregionen der Schweiz eine geradezu mickrige Quote.

Im Frühling 2012 kündigte die Regierung deshalb die Lancierung einer Wirtschaftsoffensive an. Und mit Marc-André Giger wurde ein spezieller Delegierter mit der Lancierung von speziellen Massnahmen betraut. Auch ein Ziel wurde formuliert: Bis 2018 sollen die Einnahmen aus den Unternehmenssteuern um 50 Prozent wachsen.

Spärliche Erfolge

Doch auf die grossen Ankündigungen folgte erst einmal wenig. Zwar ragt aus dem grossen Gewerbegebiet Salina Raurica in Pratteln von Weitem sichtbar ein wahrhafter Kranenwald empor. Doch dieser verspricht nicht das, was man sich erhofft hat. In den Köpfen der Wirtschaftsförderer sollte dort ein Cluster von wertschöpfungsintensiven Life-Science-Unternehmen entstehen, in Tat und Wahrheit beschränkt sich die Bautätigkeit im Moment aber hauptsächlich auf ein neues Produktionszentrum von Coop.

Auch auf anderen Industriebrachen, in die grosse Hoffnungen gesteckt wurden, etwa auf dem ehemaligen ABB-Areal in Arlesheim, ist bislang wenig Erspriessliches geschehen. Mit der Stamm AG hat sich dort eine Baufirma angesiedelt, was ebenfalls nicht den Träumen von einer wertschöpfungsintensiven Unternehmensevolution entspricht.

Die grossen Life-Science-Unternehmen liessen, mal abgesehen vom Bachgraben-Gebiet in Allschwil, das Baselbiet links liegen. Sinnbildlich dafür ist der Roche-Konzern, der im vergangenen September erst angekündigt hat, eine halbe Milliarde Franken in den Standort Kaiseraugst zu investieren, also wenige Meter ennet der Baselbieter Grenze.

Politik wurde ungeduldig

Kein Wunder, dass sich unter Politikerinnen und Politikern Unruhe zu verbreiten begann. In einem Postulat forderte der Landrat Klaus Kirchmayr von der Grünen Fraktion die Regierung auf, «zu prüfen und zu berichten, wie der aktuelle Umsetzungsstand der Wirtschaftsoffensive ist».

Kirchmayr macht keinen Hehl aus seiner Skepsis, die er gegenüber der Wirtschaftsoffensive hegt: «Die Postulenten sind besorgt, dass ein signifikanter Teil der Hauptzielsetzung dieses Projekts und die daraus abgeleiteten Ziele akut gefährdet sind», schreibt er.

Am Dienstag ist die Baselbieter Regierung nun Kirchmayrs Aufforderung nachkommen und hat über den «Stand der Wirtschaftsoffensive des Kantons Basel-Landschaft» orientiert. Mit Thomas Weber und Sabine Pegoraro sind gleich zwei Exekutivvertreter ans Rednerpult getreten.

Erfolgsprojekt Jaquet Technology

Und mit Marc Jaquet, dem Verwaltungsratspräsidenten der Jaquet Technology Group, ist auch ein Wirtschaftsvertreter als Teilnehmer der Medienorientierung aufgeführt. Es ist dieser Marc Jaquet, der im Dezember 2014 angekündigt hat, mit seinem Unternehmen von Basel nach Pratteln umzuziehen.

Es scheint also so, dass die Baselbieter Regierung kurz vor den Neuwahlen diesen Umzug als Erfolgsmeldung kommunizieren möchte. Ein riesiger Erfolg ist es allerdings nicht, denn mit 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das Unternehmen nicht allzu gross. Und über die zu erwartenden Unternehmenssteuereinnahmen wird nichts zu erfahren sein, denn die private KMU gibt keine Geschäftszahlen bekannt.

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