Ein fast öffentlicher Entscheid

Heute Nachmittag wurde das Siegerprojekt für die Umgestaltung des Landhofareals gekürt. Den Entscheid kennt nur die Jury, aber die Anwesenden erhielten einen Hinweis. Versehentlich.

Hier tagte die Jury. Die Türe blieb heute Nachmittag für die Öffentlichkeit verschlossen. (Bild: Simon Jäggi)

So öffentlich wie angekündigt war die Jurierung für die Umgestaltung des Landhofareals nicht. Einen Hinweis darauf, wie das Landhof–Areal in Zukunft aussehen könnte, gab es trotzdem.

Am äussersten Ende der Stadt, in einer ehemaligen Lagerhalle am Rand der Erlenmatte diskutierte die Jury am Montag die verbliebenen fünf Umgestaltungs-Projekte für den Landhof. Eine «offene Jurierung» war angekündigt, für Basel in dieser Form eine Premiere. Stolz hatte Baudirektor Hans-Peter Wessels noch vor knapp einem Jahr mitgeteilt: «Die Leute können hautnah mit dabei sein, wenn die Fachjury die eingegebenen Projekte diskutiert.» Bereits in den letzten Tagen kam der Öffentlichkeitsbegriff jedoch ins Wanken.

Die Projektleiterin des Wettbewerbes kündigte an, alle Journalisten müssten ihre Berichte von der Jury absegnen lassen. Die «Schweiz am Sonntag» schrieb von «Zensur wie im 2. Weltkrieg». Daraufhin krebste Jurypräsident und Baudirektor Wessels zurück. Berichterstattung sei willkommen, versicherte er der «Basellandschaftlichen Zeitung». Die Voraussetzungen schienen intakt für eine erfolgreiche öffentliche Jurierung. Einzig das Fotografieren – daran liess sich nicht rütteln – wurde strikt untersagt.

Laute Beschwerde über Medienaufmarsch

Die Einladung von Hans-Peter Wessels wurde dennoch gehört. Anwohner und Nutzer des Areals waren zugegen wie auch Journalisten. Vor versammelter Runde diskutierten die Jurymitglieder Vor- und Nachteile der Projekte: Bringt dieses Projekt genügend Entwicklungsmöglichkeiten? Ist hier der Baumbestand nicht zu dicht? Sind hier die verschiedenen Nutzer nicht zu stark an den Rand gedrängt?

Den vielen Fragen und eingehenden Diskussionen zum Trotz waren bis Mittag drei der fünf Projekte abschliessend besprochen. Vor der ehemaligen Lagerhalle stürzten sich anschliessend die Journalisten mit Mikrophon und Kamera auf die Jurymitglieder und wollten erste Einschätzungen. Bei einigen sorgte das für Unverständnis. So enervierte sich Jurymitglied Emanuel Christ von «Christ & Gantenbein Architekten» lauthals über den tolerierten Medienaufmarsch.

Ohne Publikum ging’s schneller

Für den Nachmittag war Teil zwei der «öffentlichen Jurierung» angekündigt, schliesslich standen zwei weitere Projekte noch zur Diskussion. Doch bereits um 15 Uhr stand die Öffentlichkeit vor verschlossener Türe: Die Projektleiterin erklärte kurz angebunden, die Öffentlichkeit sei ab jetzt nicht mehr zugelassen. Während der nächsten Stunde kam rund ein Dutzend Interessierter vorbei, die meisten zogen frustriert wieder von dannen. Dabei hätte sich warten gelohnt, ein klein wenig zumindest.

Kurz nach 16 Uhr trat Jury-Präsident Hans-Peter Wessels vor die Türe. «Ich gebe zu, das Vorgehen bei öffentlichen Jurierungen ist noch stark verbesserungsfähig», erklärte er mit dem ihm eigenen breiten Lachen. «Wir haben nach dem Mittagessen etwas früher wieder angefangen und dann ging es mit der Jurierung rascher als wir gedacht haben. Für den Jury-Entscheid haben wir dann die Türe geschlossen. Der Entscheid ist gefallen.» Den allgemeinen Unmut zu besänftigen, gelang ihm damit nicht.

Über einem der Projekte steckte eine Notiz: «Erster Rang» war darauf zu lesen.

Auf das Drängen der Wartenden öffnete sich die Türe zur Projektausstellung dann doch noch. Zeit genug für einen kurzen Augenschein: Jene fünf Projekte, die es in die engere Auswahl geschafft haben, beschäftigen sich auf unterschiedliche Weise mit dem Landhof–Areal. Die architektonische Intervention bleibt aber bei allen klein. Der Landhof wird auch in Zukunft ein grüner Ort bleiben, so viel ist klar.

«Das hat nichts zu bedeuten»

Über einem der Projekte entdeckten die Anwesenden einen mit Stecknadel befestigten Zettel: «Erster Rang» war darauf zu lesen. Darunter eine Visualisierung des Landhofes, mit Fussballfeld, ohne Tribüne, mit grossen Rabatten zum Gemüseanbau und einem schlichten Gebäude als Begegnungsort. Ein Areal mit viel Fläche zur weiteren Entwicklung.

Jury-Mitglied Emanuel Trueb entfernte den Zettel eilig. «Das hat nichts zu bedeuten. Der Jury-Entscheid ist ohnehin noch nicht gefallen», erklärte der Leiter der Stadtgärtnerei. Ganz im Widerspruch zur Aussage von Hans-Peter Wessels kurz zuvor. Ob Missverständnis, Verplapperer oder falsche Fährte – welches Projekt nun gewonnen hat, wird am Dienstag gelüftet. Dann will das Baudepartement über den Jury-Entscheid informieren, ganz offiziell und ganz öffentlich.

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