Ein Filmfestival sprengt Geschlechtergrenzen

Beim Luststreifen Filmfestival schauen sich Besucher in Gesellschaft Pornos und Dokumentarfilme an. Heute Abend ist Eröffnung im Neuen Kino Basel.

Ein Filmfestival, bei dem sich alles um das Eine dreht: Luststreifen. (Bild: Nils Fisch)

Beim Luststreifen Filmfestival schauen sich Besucher in Gesellschaft Pornos und Dokumentarfilme an. Wen die Stimmung packt, kann sogar selbst Hand anlegen.

An diesem Festival sehen Besucher Filme, die man sich sonst nur im stillen Kämmerchen anguckt: Das Luststreifen Filmfestival lädt vom 2. bis 5. Oktober im Neuen Kino Basel zum gemeinsamen Pornoschauen. 

Ein Pornofestival mit Schmuddelambiente? Fehlanzeige. Laut Mitorganisatorin Ledwina Siegrist ziehe das Festival viele unterschiedliche, Leute an, die sich für kulturelle Filme abseits des Mainstreams interessieren: «Es geht beim Filmfestival nicht darum, sich kollektiv zu erregen, vielmehr steht der gesellschaftliche Diskurs hinter Porno im Vordergrund.

Sexualität als Konstrukt

Um diesen anzuregen, stehen neben Kurzfilmen mit eindeutigem Inhalt auch Trashkulturklassiker, Dokumentarfilme und Podiumsdiskussionen auf dem Programm. «Wir wollen dem Publikum zeigen, dass sich in der Sexualität die Machtstrukturen der Gesellschaft spiegeln können», sagt Siegrist, Studentin der Geschlechterforschung. 

Mit dem Festival wollen die Organisatoren dazu beitragen, dass man ohne Scham über Intimes redet. «Es ist wichtig, dass man das Gesehene diskutiert. Erst so kann man Sex als etwas kulturell Entwickeltes ansehen», sagt die 25-Jährige. Deswegen werden auch viele Filme mit queerem Inhalt gezeigt. «Wir wollen Geschlechtergrenzen sichtbar machen und diese überschreiten», sagt die Mitorganisatorin des Festivals.

Die Vielfältigkeit des Körperlichen

Grenzen überschreiten die Organisatoren des Festivals mit der Auswahl der Filme, die Siegrist mit ihrem Team kuratiert hat. Die Filme gehören zum Genre des «Gender fluent Post Porn», das heisst, sie diskutieren das Thema Sex auf einer Meta-Ebene und stellen Geschlechtlichkeit jenseits der Heteronormativität dar.  

Eine längere Dokumentation thematisiert zum Beispiel zwei 70-jährige Männer an einem Sonntagnachmitag bei Sado-Maso-Spielen. Das mag nicht jeden Geschmack treffen, stellt aber die Unterschiedlichkeit wertfrei dar. «Wir zeigen ein breites Spektrum der Lust, die Vielfältigkeit des körperlichen ist uns wichtig.»

Vielfältig wird auch das Programm neben der Filmauswahl sein. Das Festival lockt auf seiner Site Offenherzige im Shibari/Kinbaku-Workshop gleich selbst Hand anzulegen und die japanische Fesselkunst zu erlernen. Doch keine falsche Scheu: Die Teilnehmer bleiben während des Workshops angezogen.

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Das Luststreifen Filmfestival findet vom 2. bis 5. Oktober im Neuen Kino Basel statt.

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