Ein Kleinbasler Ladenbesitzer steht vor dem Ruin

Vor eineinhalb Jahren investierte Daniel Mihai Gheraliu 50’000 Franken in einen Quartierladen an der Müllheimerstrasse. Jetzt hat er die Kündigung bekommen. Die alte Liegenschaft soll für einen Neubau abgerissen werden.

Daniel Mihai Gheraliu und seine Mutter müssen den Laden im März 2015 verlassen. (Bild: Yen Duong)

Vor eineinhalb Jahren investierte Daniel Mihai Gheraliu 50’000 Franken in einen Quartierladen an der Müllheimerstrasse. Jetzt hat er die Kündigung bekommen. Die alte Liegenschaft soll für einen Neubau abgerissen werden.

Daniel Mihai Gheraliu steht vor einem Scherbenhaufen. Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen. Im September 2012 eröffnete er den Quartierladen an der Kleinbasler Müllheimerstrasse 157. Für rund 30’000 Franken übernahm der Rumäne den Laden als Untermieter von seinem Vorgänger, nochmals 20’000 Franken blätterte er für Renovationen und ein neues Sortiment hin. Seither steht er jeden Tag mit seiner Mutter zwölf Stunden hinter der Theke. Die sympathische Art der beiden kommt bei den Quartierbewohnern an: Bis zu 200 Kunden bedienen sie täglich, jeder von ihnen erhält beim Einkauf ein Bhaltis. Das Geschäft floriert.

Vor drei Wochen erhielt der ehemalige Milchtechnologe jedoch von der Verwaltung einen Brief, der sein Leben komplett auf den Kopf stellt: die Kündigung. In einem Jahr muss er den Laden verlassen, die Erbgemeinschaft will die beiden zusammengehörenden alten Häuser an der Müllheimerstrasse 157 und Markgräflerstrasse 25 abreissen  – ein Neubau soll her.

Daniel Mihai Gheraliu versteht die Welt nicht mehr: «Ich habe den ganzen Laden aufgebaut, so viel Geld investiert und nun soll alles vorbei sein? Dabei steckt so viel Herzblut drin.» Er sei mit der Kündigung finanziell runiert.

680 Franken für drei Zimmer

Der 26-Jährige will die Kündigung via den vorherigen Ladenbesitzer anfechten lassen – als Untermieter bleibt ihm nur dieser Weg übrig. «Ich mache das nicht nur für mich und meine Mutter, sondern auch für unsere Kunden, die wir täglich sehen und die uns sehr ans Herz gewachsen sind.»

Unterstützung erhält er von einigen Bewohnern der Markgräflerstrasse 25. Einer von ihnen ist Philipp Füllemann. Auch er will sich gegen die Kündigung wehren. «Ein Abriss wäre sehr schade. In diesen beiden Häusern wird sehr gemeinschaftlich gelebt – später würde ein anonymer Block hinkommen. Zudem ist der Laden sehr wichtig für das Quartier.»

Die Wohnungen seien in einem guten Zustand und verhältnismässig günstig, so Füllemann. 680 Franken zahle er für drei kleine Zimmer, dafür befinde sich die Dusche in der Küche. Man habe den Besitzern vor kurzem einen Brief geschrieben, um das Gespräch zu suchen. «Unser Ziel wäre es, die Liegenschaften von der Erbengemeinschaft abzukaufen und in eine Genossenschaft zu überführen. Doch die Besitzer wollen leider nicht verkaufen.»

Häuser nebenan bereits weg

Dies musste auch die Wohngenossenschaft Gnischter vor zwei Wochen zur Kenntnis nehmen, die sich bereits erfolgreich für den Erhalt der Häuser an der Wasserstrasse im St. Johann eingesetzt hatte und Interesse an den beiden Liegenschaften zeigte. «Solange die Besitzer nicht verkaufen wollen, können wir nichts machen», sagt Viktor Kolibal, Co-Präsident der Genossenschaft Gnischter. Für die Bewohner sei es schade, dass die Häuser abgerissen würden. «Ich verstehe aber auch die Besitzer, nachdem ich mir die Gebäudestruktur angeschaut habe. In keiner Wohnung könnte man bei einer Renovation ein Badezimmer einbauen, die Räume sind wirklich klein.»

Vor wenigen Tagen wurden die beiden alten Liegenschaften nebenan, an der Müllheimerstrasse 161 und 163, abgerissen. Auch dort wird ein Neubau entstehen. Daniel Mihai Gheraliu will die Hoffnung trotzdem nicht aufgeben. «Vielleicht kommen die Besitzer noch zur Vernunft und wir dürfen bleiben – oder vielleicht können wir ja auch im Neubau einen Laden betreiben.» Die Erbgemeinschaft war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

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