Ein Kurzfilm hält Gaffern den Spiegel vor

Schaulustige bei Rettungseinsätzen waren schon immer lästig. Im Zeitalter von Smartphones und sozialen Medien werden sie aber immer mehr zum Problem.

Sei kein Gaffer: Szenenbild aus dem Kurzfilm «Schaulustige».

Sie sind auf dem Heimweg. Auf der Strasse herrscht der übliche Pendlerverkehr, doch heute fliesst er noch zäher als sonst. Dann geht plötzlich gar nichts mehr.

Vier Fahrzeuge sind auf der Autobahn kollidiert. Feuerwehrautos und Krankenwagen stehen auf Pannenstreifen. Eines der Unfallautos brennt.

Wenige Meter vor Ihnen, haben es zwei Sanitäter geschafft, eins der Opfer aus seinem Fahrzeug zu ziehen, um erste Hilfe zu leisten.

Schaulustige steigen aus ihren Autos und gehen auf die Unfallstelle zu. Sie zücken ihre Handys, fotografieren und filmen die Sanitäter bei der Arbeit.

Gaffer gibt es überall: bei Unfällen, Bränden, Tatorten, Krawallen. Sie fotografieren und filmen das Geschehen und stellen die Aufnahmen umgehend ins Netz. Dabei behindern sie oft die Einsatzkräfte.
Gemäss geltendem Recht hat die Polizei hierzulande keine Handhabe, dieses Verhalten zu unterbinden. Daher forderte Aargauer BDP-Nationalrat Bernhard Guhl vor knapp zwei Jahren, dass es der Polizei ermöglicht wird, Gaffern die Mobiltelefone und Kameras noch an der Unfallstelle abzunehmen. Dies hätte ein abschreckende Wirkung. «Es ist an der Zeit, dass auch in der Schweiz diesem wachsenden Gaffer-Phänomen entgegengewirkt wird», schrieb Guhl in seinem Postulat.

Politische Lösungen brauchen bekanntlich ihre Zeit, umso mehr als das Postulat unterdessen abgelehnt wurde. Sofortwirkung dürfte hingegen ein Kurzfilm von jungen deutschen Filmemachern erzielen, der Gaffern (und ein solcher steckt wohl in den meisten von uns) den Spiegel vorhält.

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