Die Ermitage bei Arlesheim zog einst Besucher aus ganz Europa an. Ein Blick zurück.
Wenige Jahre vor dem Ausbruch der Französischen Revolution wurde am 28. Juni 1785 im Waldtal bei Arlesheim einer der ersten Landschaftsgärten der Schweiz eröffnet. Angelegt worden war die zunächst Solitude romantique und später Ermitage genannte Anlage von Balbina von Andlau-Staal (1736–1798), der Gattin des fürstbischöflichen Vogts von Arlesheim, und ihrem Vetter, dem Domherrn Heinrich von Ligertz (1739–1817).
Bei ihrem Vorhaben liessen sich die beiden von Ideen inspirieren, die um die Mitte des 18. Jahrhunderts von England aus die Gartenarchitektur veränderten. Herrschten in den barocken Parkanlagen strenge geometrische Formen vor, unterstrich man nun das Malerische, Naturhafte eines Ortes. Für die Schaffung eines derartigen Landschaftsgartens bot sich das Waldtal mit seinem Bach und dem markanten Felsen mit natürlichen Höhlen und Grotten geradezu an.
Verschlungene Pfade
Nach der Eröffnung wurde der Garten, wie Brigitte Frei-Heitz und Anne Nagel in ihrem Führer «Landschaftsgärten des 19. Jahrhunderts in Basel und Umgebung» schreiben, «laufend ergänzt, verändert und nach der Zerstörung während der Französischen Revolution in den Jahren 1810–1812 erneuert».
Zu ihren besten Zeiten zog die Arlesheimer Ermitage Besucherinnen und Besucher aus ganz Europa an, die sich von der Romantik des Ortes bezaubern liessen, durch das Felsentor traten, über eine schwankende Hängebrücke gingen und über verschlungene Pfade – vorbei an der Eremitenklause – zum Temple de l’Amour und zum Schloss Birseck hochstiegen.
Vor dem Verschwinden bewahrt
Mit der Zeit allerdings setzte der Verfall der Anlage ein. «Gartenszenen zerfielen, Sichtachsen wuchsen zu», heisst es dazu im erwähnten Führer, «und die hellen Felsen wurden vom aufkommenden Gehölz verschattet.» Schliesslich erfolgte unter der Leitung der Stiftung Ermitage Arlesheim und Schloss Birseck eine Sicherung und Instandsetzung der Anlage, für die die Stiftung 2006 den Schulthess-Gartenpreis erhielt. So gibt es in der Ermitage auch heute noch einiges zu sehen, die Waldbruderklause etwa oder verschiedene kleine Grotten und natürlich das Schloss.
Aus dem Dunkeln zum Licht
Anderes ist verschwunden, kleine Wasserfälle etwa oder der Parasol chinois, der bereits 1793 von französischen Truppen zerstört worden ist. Schade auch, dass die Grotte der Proserpina, die aus drei übereinanderliegenden Höhlen besteht, nicht mehr so ausgestaltet ist, wie sie sich gemäss einer Broschüre der Ermitage-Stiftung bei der Eröffnung 1785 den Besuchern präsentierte. Damals wurde der Eingang zur Höhle von einem Drachen bewacht. In ihrem Innern stand ein antiker Altar, der von Lampions beleuchtet und von Drachen und einem Krokodil umgeben war. Durch eine Felsspalte sah man von einer erhöhten Plattform eine weitere Grotte mit der Statue der Proserpina, die über eine Felstreppe erreicht werden konnte.
Proserpina, von den Griechen Persephone genannt, ist die Tochter von Zeus und Demeter, der Göttin des Korns und der Fruchtbarkeit, und weilt jeweils einen Teil des Jahres in der Unterwelt. Von der Grotte mit der Statue führte ein mit Holz ausgesparter Schacht zu einer Öffnung oben im Temple de l’Amour. Wer die Höhle betrat, wurde so also Schritt um Schritt vom Dunkeln ins Licht und zur Liebe geführt.
Der Dreiröhrenbrunnen gehört nicht zu den ältesten Teilen der Ermitage, er entstand 1870. Sein Gesicht ist jenes eines Waldgeistes. In Zeiten, da viel Regen fällt, fliesst auch Wasser aus den beiden Röhren links und rechts seines Mundes.