Kaum dreht man sich um, entsteht auf dem Dreispitz das nächste Kunstunternehmen. Neben der Hochschule der Künste und dem gerade umgezogenen HeK eröffnen in zwei Monaten die «Ateliers Florenz» mit angegliedertem Kunstraum. Das heisst, eigentlich sind sie schon längst geöffnet.
Der «Kunstraum Florenz» liegt an der Florenzstrasse 1e, zwischen Tram und dem umgebauten Zollfreilager gelegen. Vor der Tür des Gebäudes liegen derzeit noch Planken, innen ist schon länger alles fertig. Im zweiten Stock, hell und grosszügig, finden sich drei Räume, die ineinander übergehen, dazwischen eine kleine Kaffeeecke. Ein Besuch lohnt nur schon wegen der Aussicht: Durch die Glasfassade blickt man quer über den Campus der Künste – rechts und links die Kunsthochschule, gegenüber das HeK (Haus der elektronischen Künste Basel). Noch ist der Ausblick unterlegt vom auf dem Dreispitz allgegenwärtigen Baustellenlärm.
Und noch sind Kunstraum und «Ateliers Florenz» nicht offiziell eröffnet – die diesbezügliche Veranstaltung findet erst Ende Januar 2015 statt. Ausgestellt wird hingegen schon etwas, bis Ende November noch Bilder von Karin Aeschlimann, ab 5. Dezember folgt die Ausstellung «togo» von Maja Rieder und Patrick Steffen. Den Schwerpunkt des Kunstraums sieht Projektleiter Thomas Keller im Bereich abstrakter zeitgenössischer Kunst. Im gleichen Stockwerk befinden sich mehrere Ateliers, die zum Projekt «Florenz» gehören und bereits besetzt sind. Ein weiteres Ateliergebäude steht in der Frankfurtstrasse 60, ein Stück weiter in den Dreispitz hinein.
«Jedes Mal, wenn es das Budget zuliess, wurde ein neuer Raum fertig»
Im Büro von Projektleiter Thomas Keller in der Florenzstrasse steht eine Filmbox, die er aus dem Kino Atelier gerettet hat, umringt von diversen Papierstapeln, daneben ein Schreibtisch. Einen zusätzlichen Stuhl muss er schnell organisieren. Bei ihm sei alles noch ein bisschen provisorisch, entschuldigt er sich. «Alles haben wir schön gemacht, nur das eigene Büro musste warten», sagt er und schmunzelt. Seit August 2012 wurden die Atelierräume einer nach dem anderen vermietet. «Jedes Mal, wenn es das Budget zuliess, wurde ein neuer Raum fertig», erklärt er. Unterstützt wird das Florenz-Team von der Christoph Merian Stiftung.
Inzwischen arbeiten in den Ateliers Künstler aus den Gebieten Malerei, visuelle und digitale Kunst, Sound- und Webdesign, Fotografie sowie ein Schriftsteller. Sieben Plätze im «Ateliers Florenz II» sind noch frei und werden demnächst vergeben. Dort, erklärt Keller, sei nicht alles so geordnet. Die Südspitze des Dreispitz habe noch den «Industriecharme der 50er- oder 70er-Jahre». Das Oslo-Gebäude gegenüber, das unter anderem das HeK beheimatet, hält er «fast für übersaniert».
Passendes Versatzstück in der entstehenden Künstlerstadt
Für die Zukunft wünschen würde sich Thomas Keller «öfter eine Eröffnungsfeier wie die des HeK. Wo Gespräche und Diskurse entstehen und Dinge in Bewegung kommen.» Es sei eine spannende Entwicklung, an der man am Dreispitz gerade teilhaben könne. Ateliers und Galerie «Florenz» sieht er als passendes Versatzstück in der gerade entstehenden Künstlerstadt. Kunstraum und Ateliers passen gut hinein zwischen den Lehrbetrieb der Kunsthochschule und dem Austellungs- und Forschungsbetrieb des HeK.
Ausstellen sollen im «Kunstraum Florenz» sowohl internationale wie regionale Künster, wobei natürlich an Synergien mit den im Haus oder in den Oslo-Ateliers arbeitenden Kreativen gedacht ist. Aufgrund der Grösse des Ausstellungsraums von 350 Quadratmetern könnte sich das «Florenz»-Team auch dialogische Ausstellungen erlauben. Bis in drei, vier Monaten wird zusätzlich zum jetzigen Ausstellungsraum auch eine Blackbox für Projektionsarbeiten verfügbar sein. Ergänzend geplant ist ein Rahmenprogramm in den Bereichen Diskurs, Neue Musik und Theater.
_Kunstraum Florenz, Florenzstr. 1e, 4032 Basel (Dreispitz)
Karin Aeschlimann:10. Oktober – 29. November 2014, Fr 16-21h, Sa 16-23h
Maja Rieder | Patrick Steffen: 5. Dezember 2014 – 24. Januar 2015