Simon Niepmann wird von Basel-Stadt finanziell unterstützt. Dem Ruderer bieten die 12’000 Franken im Jahr eine ungekannte Sicherheit.
Er gehört zu der überwiegenden Mehrheit der Schweizer Spitzenathleten, die mit ihrem Sport nicht reich werden. Simon Niepmann ist zwar am 30. August im südkoreanischen Chingju Weltmeister im Leichtgewichts-Zweier geworden. Aber das hilft einem Schweizer Ruderer höchstens dabei, einen Teil seiner Auslagen für den Sport decken zu können.
Um so wichtiger ist es für den 28-jährigen Studenten, dass er Teil des etwas sperrig benannten «Team Basel Olympia Rio 2016» ist. Hier unterstützt der Kanton Basel-Stadt über die Swisslos-Gelder acht Sportlerinnen und Sportler mit Chancen auf eine Qualifikation für die Sommerspiele in Rio.
Niepmann will 2016 wie bereits 2012 mit dem Leichtgewichts-Vierer dabei sein. In London erreichte er im Schweizer Boot den Final, wo die Schweizer vom Winde verweht wurden und auf Rang fünf landeten.
Simon Niepmann, Sie werden vom Kanton Basel-Stadt mit 12’000 Franken im Jahr unterstützt, um sich für die Olympischen Sommerspiele 2016 vorbereiten zu können. Ist das ein wichtiger Zustupf – oder ein Tropfen auf den heissen Stein?
Simon Niepmann: Das ist sehr wichtig für mich, weil ich sonst finanziell nicht extrem viel Unterstützung bekomme. Via Ruderverband bekomme ich noch Gelder von Swiss Olympic, die sich im ähnlichen Rahmen bewegen. Aber dieses Geld kommt nur zweimal im Jahr – und es wird stark leistungsbezogen verteilt.
Das heisst, wenn Sie nicht in die Medaillenplätze rudern, kann es auch mal gar nichts geben?
Nein, nicht gar nichts, dafür müsste es ganz schlecht laufen. Aber weniger, damit muss man rechnen. Dazu kommt, dass es im Rudersport keine Preisgelder gibt. Für das WM-Gold in diesem Jahr habe ich gar nichts bekommen.
Sie scheinen keine grosse Planungssicherheit zu haben.
Vom Verband gibt es schon mündliche Zusagen, dass es dann «etwas gibt». Aber wann und wie viel, das weisst du nicht. Darum musst du schon sehr vorsichtig planen. Von daher gibt mir die Unterstützung von Basel-Stadt eine gewisse Sicherheit, weil sie regelmässig ausbezahlt wird. Das Geld ist auch ein Schritt in die Unabhängigkeit für mich, weil ich nicht mehr auf die finanzielle Hilfe meiner Eltern angewiesen bin.
Als Profi können Sie mit 12’000 Franken im Jahr aber nicht überleben.
Mein Ziel war es nie, mit meinem Sport Geld zu verdienen. Das ist auch gar nicht möglich. Ich möchte einfach meine Auslagen gedeckt haben. Wenn alles gut läuft, ist das möglich. Dann kommen von Basel-Stadt, den Sponsoren und von Swiss Olympic Unterstützungsbeiträge zusammen, um meine Auslagen für das Rudern zu decken.
Haben Sie manchmal neidisch auf die ausländischen Konkurrenten geblickt, die als Sportler vom Staat angestellt sind, zum Beispiel als Profi-Militär oder bei der Grenzwacht?
Nein, eigentlich nicht. Ich weiss, dass diese Sportler nach der Ruder-Saison durchaus noch ihren Dienst bei ihrem Arbeitgeber leisten müssen. Da studiere ich lieber neben dem Sport, was ich will. Das Ziel ist, dass ich im Sommer 2015 mein Masterdiplom in Sport und Geografie erhalte. Dann will ich mich ein Jahr lang ganz auf die Sommerspiele vorbereiten und nach Rio ins Berufsleben einsteigen.
Artikelgeschichte
Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 15.11.13