Andry Accola will den Hallenradsport für Italien wieder auferstehen lassen – rechtzeitig zur WM, die dieses Jahr in Basel stattfindet.
Dass er einmal als aktiver Sportler für Italien antreten würde, daran hätte Andry Accola bis vor Kurzem nicht im Traum gedacht. Der 23-jährige Service-Elektriker hat zwar italienische Wurzeln, aber erst seit Neustem einen italienischen Pass. Accola wuchs in Graubünden auf, wohnt seit vielen Jahren in der Nordwestschweiz – und spielt an diesem Wochenende (22. bis 24.11.) mit seinem Partner Renato Bianco, dessen Eltern Italiener sind, an der Hallen-Radsport-Weltmeisterschaft für Italien.
Die Idee, als «Nordwestschweizer Italiener» ein Team auf die Beine zu stellen, sei aus einem Witz heraus entstanden, sagt Accola. In Italien sei der Hallenradsport seit über 20 Jahren so gut wie ausgestorben. «Unser Trainer hat immer scherzhaft gesagt, wir hätten ja eigentlich ein italienisches Team.»
Erst als bekannt wurde, dass die WM 2013 in Basel stattfinden würde, hätten sie begonnen, das Ziel ernsthaft ins Auge zu fassen. Und es klappte – wenn auch mit bürokratischem Aufwand verbunden. «Ich musste mir für die WM einen italienischen Pass anfertigen lassen», sagt Accola, ausserdem hätten die beiden spontan nach Italien reisen müssen, um die Trikots abzuholen. «Als die Italiener erfuhren, dass wir für ihr Land an der WM antreten wollen, hatten sie eine wahnsinnige Freude.»
Andry Accolas Stiefvater ist sein jetziger Radsport-Trainer.
Accola spielt Hallenradsport, seit er als Fünfjähriger mit seiner Mutter von Chur nach Basel gezogen ist. Bei diesem Spiel geht es – ähnlich wie im Fussball – darum, einen Ball ins gegnerische Tor zu schiessen. «Wir sind damals weggezogen, weil meine Mutter heiratete – und zwar Peter Bossard, meinen jetzigen Radsport-Trainer.» Accolas Stiefvater hatte ihm die Sportart nähergebracht und begleitet ihn noch heute auf seiner Karriere.
In den letzten sieben Jahren reiste Accola mit dem Verein regelmässig zu Hallenradsport-Weltmeisterschaften, um mit den Schweizer Teams mitzufiebern. «Nun bin ich zum ersten Mal nicht nur zum Feiern an einer WM, sondern mit einem sportlichen Ziel. Am letzten Abend werde ich dann aber so richtig feiern.»
Hallenradsport sei zwar eine Randsportart, sagt Accola, doch die Stimmung bei Turnieren sei stets einzigartig: «Wir sind ein kleiner, familiärer Kreis von ambitionierten Hobbysportlern. Wir spüren keinen professionellen Konkurrenzdruck, denn im Grunde geht es um nichts.»
Trotzdem haben sein Partner und er ein grosses Ziel: Sie wollen Sieger der Gruppe B werden, wodurch der Aufstieg in die Gruppe A möglich würde. Dies sei gar nicht einmal so unrealistisch, gibt sich Accola optimistisch: «Wir haben kürzlich gegen vier Schweizer Teams gewonnen. Das gab uns Selbstvertrauen.»