Ein Traum wird wahr: Sportübertragungen ohne Gequatsche

Ein Fussballspiel oder ein Tennismatch am Fernseher verfolgen ohne den Kommentar eines Reporters, aber mit der Stadionatmosphäre unterlegt – diese Technik versucht ein Tüftler aus Basel unter die Menschen zu bringen.

Tüftler Martin Born dort, wo kein Kommentator stört: als Stadiongänger beim FC Basel.

Ein Fussballspiel oder ein Tennismatch am Fernseher verfolgen ohne den Kommentar eines Reporters, aber mit der Stadionatmosphäre unterlegt – diese Technik versucht ein Tüftler aus Basel unter die Menschen zu bringen.

Es ist, wenn nicht ein alter Menschheitstraum, so doch eine grosse Phantasie von Fussballfreunden. Die Stimme aus dem Fernsehapparat verschwinden lassen, den Kommentator einfach auf den Mond schiessen oder zumindest ausblenden.

Doch auditiv ganz allein will man doch nicht sein. Die Atmosphäre, der Originalton aus dem Stadion, darf es dann schon sein.

Dieser Aufgabe hat sich Martin Born gestellt. Der 42-jährige Basler, als Tontechniker seit vielen Jahren in der Kaserne tätig, kam vor der Weltmeisterschaft im Sommer auf die Idee. Die Vorstellung, mit Freunden die Spiele anzuschauen und sich die ganze Zeit das Gequatsche anhören zu müssen – den TV-Kommentator, die Kommentare der Freunde über den Kommentator – war eine schreckliche Vorstellung für ihn.

Martin Born räumt frank und frei ein, dass ihn speziell die Länderspiel-Übertragungen nerven. Und da vor allem Sascha Ruefer, der als Nachfolger von Bernard Thurnherr beim «Schweizer Fernsehen SRF» auf die Kommentierung der Nationalmannschaftsspiele abonniert ist.

«Über Ruefer kann ich mich richtig aufregen», sagt Born, und nennt das sein ganz persönliches Problem. Andere nerven sich über andere SRF-Kommentatoren, da macht das Schweizer Fernsehen keinen grossen Unterschied zu anderen deutschsprachigen Stationen, keinen zum TV-Konsum in anderen Ländern.

Der Karaoke-Trick

Borns Lösung heisst «Nocommentator». So hat er einen kleinen Apparat genannt, der die Kommentatorenstimme einfach wegzaubert. Er hat sich dafür eines, wie er es nennt, «alten Karaoke-Tricks» erinnert, ein Mischpult zwischen Fernseher und Stereoanlage angeschlossen – und schon war Sascha Ruefer aus dem Wohnzimmer verbannt.

Nun legt Martin Born Wert darauf, nicht als Kommentatorenhasser dazustehen. «Es geht mir nicht um Aversionen gegen irgendjemanden, sondern darum, den Stadionton heimzuholen. Einfach ohne Gequatsche.»

Das Wunderding: Ein kleines Kästchen, in dem die Technik steckt, um den Fernseh-Kommentator auszublenden.

Weil nicht jedermann ein Mischpult zu Hause rumstehen hat und schon gar nicht mit Cinch-Ausgang und galvanischem Trennfilter vertraut ist, will Born nun seinen «Nocommentator» in Serie produzieren. Dafür braucht er 45’000 Franken und deshalb versucht er es mit Schwarmfinanzierung.

Der Tüftler sammelt Geld

Bis 19. November läuft seine Aktion auf der Plattform wemakeit, und wenn auf diesem Weg genügend Vorbestellungen zusammenkämen, sollen 600 Stück der kleinen Kästchen produziert werden. Zwei Schweizer Hersteller hat Tüftler Born an der Hand, und die ersten 200 Geräte werden für 60 Franken zu haben sein; der Rest für 75 Franken das Stück.

Martin Born hat das System übrigens auch bei anderen Sportübertragungen ausprobiert. Beim Eishockey und beim Tennis. Roger Federer ohne Kommentar, nur mit dem sanften Plopp-plopp der Ballwechsel – Born nennt es «die totale Erholung».

» Das Projekt «Nocommentator» bei wemakeit.com

Kleine Hörprobe:

with/without from nocommentator on Vimeo.

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