Ein Treffen mit Alice aus dem «Psychopharmakaland»

«Painting The Roses Red»: Ein Theaterstück, wie für Basel geschrieben. Für die Zuschauer bietet die «Alice im Wunderland»-Adaption den etwas anderen Ausflug ins Psychiatriewesen. Für die Schauspielgruppe um Hauptdarstellerin Linda Bühlmann ist es Spiel und Lehrstück zugleich.

Linda Bühlmann schlüpft im Stück «Painting The Roses Red» in die Rolle von Alice. Für einmal landet diese nicht im Wunderland, sondern im Psychopharmakaland. 

(Bild: Nils Fisch)

«Painting The Roses Red»: Ein Theaterstück, wie für Basel geschrieben. Für die Zuschauer bietet die «Alice im Wunderland»-Adaption den etwas anderen Ausflug ins Psychiatriewesen. Für die Schauspielgruppe um Hauptdarstellerin Linda Bühlmann ist es Spiel und Lehrstück zugleich.

Es braucht keine teuren Requisiten oder Bühnenbilder, um ein Theater auf die Beine zu stellen. Beweis dafür ist «Painting the Roses Red» der gleichnamigen freien Theatergruppe. Am 5. September führt sie das Spiel im Rahmen des Jugendkulturfestivals Basel im Safe des Unternehmen Mitte auf.  

Die 12 Schauspielerinnen und Schauspieler um Linda Bühlmann stammen aus dem Umfeld des Gymnasium Muttenz und schlossen sich im November 2014 zusammen. Kurz, nachdem ein geeignetes Stück gefunden war, begannen die Vorbereitungen.

Ein Treffen mit Alice

Es ist ein Stück, das auf ironische Weise gut zu Basel, der Stadt mit der höchsten Psychiaterdichte der Schweiz, passt. Die inoffizielle Fortsetzung von «Alice im Wunderland» spielt in einer psychiatrischen Anstalt. Dort findet sich die Protagonistin wieder, wenige Jahre, nachdem sie von ihrem ersten Trip ins Wunderland zurückgekehrt ist. Die Ärzte versuchen, ihre – zu Recht? – diagnostizierte Schizophrenie und ihre Halluzinationen wegzukurieren. Was sich als ziemlich schwierig erweisen soll, sieht sie doch all ihre Mitinsassen immer noch durch die Augen des kleinen Mädchens, das durch das surreale Wunderland stolperte.

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Alice, das ist Linda Bühlmann aus Muttenz. Auf den ersten Blick ist die Ähnlichkeit der 20-Jährigen mit der Kinderbuchfigur sofort erkennbar, nur die Schleife im Haar fehlt. Im Gespräch macht die Maturandin allerdings aber einen scheuen, fast reservierten Eindruck.

(Bild: Wikimedia Commons)

Ich beginne mich zu fragen: Wie viel Alice steckt tatsächlich in der Schauspielerin? Und ist es überhaupt wünschenswert, sich so weit wie möglich mit der zu spielenden Figur zu identifizieren? «Nein!», antwortet Bühlmann unumwunden, und fährt fort: «Eine gewisse Ähnlichkeit ist zwar von Vorteil, gleichen sich Rolle und Charakter jedoch zu stark, ist es schwierig, überhaupt ins Spiel hineinzukommen.»

Zwar ist es verlockend zu denken, wer sich auf der Bühne selbst darstelle, wirke dadurch automatisch authentisch. Wer aber hauptsächlich sich selber spielt, läuft Gefahr, das Auge für Details zu verlieren. Schliesslich gehört nicht nur das blosse Auswendiglernen des Textes zur Vorbereitung. Um einer Figur richtig Leben einzuhauchen, muss man ihr eine Persönlichkeit geben: Körpersprache, Ticks, Sprechweise und Gestik, alles muss stimmen.

Schwerstarbeit zahlt sich aus

Besonders reizvoll an einer frei organisierten Theatergruppe ist für Linda Bühlmann die Selbstständigkeit und das Miterleben des gesamten Entstehungsprozesses. Regie, Musik, Bühnenbild und Kostüm, in dies alles wurde bei diesem Projekt viel Herzblut gesteckt. Ein gutes Training für Teamarbeit und Innovation. Dies ist unbestreitbar um ein zigfaches anstrengender, als einen begleiteten Theaterkurs zu besuchen, dafür ist das Resultat der Arbeit umso belohnender.

JKF
Am Basler Jugendkulturfestival zeigen Jugendliche in diversen Sparten, womit sie sich beschäftigen. Wir porträtieren im Vorfeld Jungkünstler vor ihrem grossen Auftritt und befassen uns zudem mit der Frage, was Jugendkultur 2015 ist.

Für Linda Bühlmann geht es nach dem Jugendkulturfestival am Hyperwerk weiter. Eine Theaterausbildung stand zwar kurz zur Debatte, doch sie entschloss sich, die Schauspielerei lieber als Hobby beizubehalten. «Und wer weiss, vielleicht kann ich meine Theatererfahrung im Rahmen meines Studiums wieder einmal gebrauchen!»

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JKF, Unternehmen Mitte/Safe, Sa, 5. September, 15 Uhr.

Die TagesWoche hat im Rahmen des JKF 2015 der jungen Kultur und ihren Machern einen Themenschwerpunkt gewidmet. Dazu sind folgende Artikel erschienen:

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