Ein Unikat mit Tücken

Basel ist bekannt für Sonderzüglein – auch im Flugverkehr. Darum hat der EuroAirport neben binationalem Charme auch seine schwierigen Seiten.

Noch 1960 präsentierte sich der vom Birsfelder Sternenfeld ins Elsass verlegte Basler Flughafen eher beschaulich als wirtschaftlich bedeutsam. Das änderte sich erst Ende der Siebzigerjahre mit dem Ausbau von Pisten, technischer Infrastruktur und Passagier (Bild: Kurt Wyss)

Basel ist bekannt für Sonderzüglein – auch im Flugverkehr. Darum hat der EuroAirport neben binationalem Charme auch seine schwierigen Seiten.

Der Flughafen ist ein binationaler Flughafen mit trinationaler Verkehrsleistung im Dreiländereck, in dem er neben Frankreich und der Schweiz auch noch Deutschland abdeckt.» Stilistische Höhenflüge gehörten zwar noch nie zu den herausragenden Qualitäten von Wikipedia.

Mit dem oben zitierten sprachlichen Unding über den «EuroAirport Basel Mulhouse Freiburg» hat die elektro­nische Enzyklopädie aber immerhin (wenn auch unfreiwillig) die ganze Komplexität aufgezeigt, die hinter dieser am 8. Mai 1946 nach nur zwei Monaten Bauzeit eingeweihten, jedoch erst am 4. Juli 1949 offiziell ratifizierten Institution steckt.

Sehr viel einfacher gesagt ist der EuroAirport nichts anderes als der nach wie vor einzige von zwei Staaten gemeinsam betriebene Flughafen der Welt. Da er als Verkehrsdrehscheibe für den südwestdeutschen Raum ebenfalls eine gewisse Bedeutung hat, kam zum offiziellen Markennamen später neben Basel und Mulhouse zusätzlich auch Freiburg hinzu.

Die Investitionen trägt primär die Schweiz. Frankreich stellt vor allem den Boden bereit.

Die Deutschen, die mit diesem symbolischen Akt mit ins Boot genommen, oder besser gesagt ins Cockpit gehievt wurden, sind zwar im Verwaltungsrat und im trinationalen Beirat vertreten, Stimmrecht haben sie allerdings keines. Da bekanntlich nur jene, die auch kräftig mitblechen, das Sagen haben, hüllen sich die südbadischen Flughafenvertreter in fast schon untypisch vornehmes Schweigen, was man von den französischen Repräsentanten des EuroAirport nicht im gleichen Masse behaupten kann.

Der 1949 unterzeichnete Staatsvertrag bürdete den Schweizern nämlich weitaus höhere Investitionen auf, während Frankreich in erster Linie das nordwestlich von Basel gelegene Gelände in die bodenständige Realität der himmelwärts gerichteten Vision einbrachte.

Animositäten und Drohgebärden

Paritätisch war dieses Projekt mit all seinen Erweiterungen nämlich kaum zu führen, so sehr sich beide Seiten in der Einmaligkeit ihrer binationalen Bemühungen sonnten. Zumindest so lange, bis am Horizont der Eitelkeiten Gewitterwolken auftauchten. Immer wieder und auch heute noch, wo zwischenstaatliche Animositäten, Drohgebärden und Repressionsversuche fast schon wieder zum «Courant normal» gehören.

Uns Dreilandgenossen, die trotz allem gerne vom Elsass aus fliegen, auch wenn der Original-Werbeslogan etwas anders lautete, kann das wenig kümmern. «Unser EuroAirport im Ausland» hat sich nach den wirtschaftlichen und touristischen Erfordernissen der gesamten Region entwickelt und wird das auch weiterhin tun. Ob überschätzt oder unterbewertet, ob geliebt oder verteufelt, ob grenzenlos hochgejubelt oder engstirnig behindert. Egal.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 26.07.13

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