Ein Wahlbasler macht aus Geld Kunst

Der US-Designer Travis Purrington hat für seine Masterarbeit an der Schule für Gestaltung Basel Dollarscheine neu entworfen. Seine Arbeit gibt Anlass, Geld zu reflektieren.

Normalerweise versuchen ja Künstler, Geld aus Kunst zu machen. Travis Purringten macht das Gegenteil. (Bild: Travis Purrington)

Der US-Designer Travis Purrington hat für seine Masterarbeit an der Schule für Gestaltung Basel Dollarscheine neu entworfen. Seine Arbeit gibt Anlass, Geld zu reflektieren.

An Banknoten mangelt es dieser Tage nicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Geldschleusen geöffnet und kauft Staatsanleihen im Wert von 1,1 Billionen Euro auf. Auch die Federal Reserve hat im Rahmen ihrer Politik des Quantitative Easing den Geldhahn geöffnet und die Märkte mit Geld geflutet.

Allein, schauen wir auf die Geldscheine? Vielleicht bezahlen wir schon mobil oder gar mit Bitcoin.

Wenn die Zentralbanken alle paar Jahre neue Geldscheine entwerfen, wird viel Wert auf die Fälschungssicherheit verwendet. Das Design ist zweitrangig. Travis Purrington denkt anders. Für seine Master-Arbeit an der Schule für Gestaltung Basel entwarf der Designer eine Serie US-Dollar-Scheine, deren überholtes Design er durch naturwissenschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Errungenschaften Amerikas ersetzte.

Geld als Objekt der Kunst

Den 10-Dollar ziert zum Beispiel der Willis Tower in Chicago, die 50-Dollar-Note dokumentiert die Rolle der Pioniere. Auf dem 20-Dollar-Schein ist eine wogende Welle zu sehen. Statt Washington, Jefferson und Lincoln also: Natur und Kunst. Purrington hat die ikonischen Elemente beibehalten wie Zahlen, die den Geldwert indizieren. Nur das Motiv erhält grösseren Raum.




(Bild: Travis Purrington)

Purrington stammt ursprünglich aus Idaho, zum Studium kam er in die Schweiz. Über seine Abschlussarbeit berichtete nun sogar das Technik-Magazin «Wired». Wie kommt man auf die Idee, Dollarnoten neu zu gestalten?

Purrington sagt: «Der Gedanke entstand im Rahmen eines Designexperiments. Es ging darum, spezifische Ideen von Wert in einer grösseren Bevölkerung zu kommunizieren. Mir schien der Nutzen von Banknoten ein geeignetes Vehikel zu sein, aufgrund seiner vitalen und dauerhaften Rolle in der modernen Welt.»

Die Dollarnoten kennt jeder, der «Paperback» ist das Signum des modernen Kapitalismus. Geld als Objekt der Kunst ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Was will der Künstler mit seinen neu designten Noten ausdrücken?

«Ich wollte herausfinden, wie sich die Akkumulation von Wert anfühlt», sagt er. Der Designer will den Wert im Geldwert ergründen. Getreu Marshall McLuhans Diktum, dass das Medium die Botschaft sei. «Ich glaube, dieses Medium ist untergenutzt und unterbewertet als soziale Nutzung», sagt Purrington.

Vielerlei Währungen

Seine Arbeit regt dazu an, über Geld als Zahlungsmittel hinaus zu denken. «Es transzendiert die Grenzen als notwendig funktionaler Gegenstand des täglichen Gütertauschs», erklärt Purrington philosophisch. Für ihn hat Geld auch einen immateriellen Wert – als Medium für Kunst. «Vor dem Hintergrund, dass die ersten substanziellen Beweise menschlichen Schreibens eine Einkaufsliste waren, denke ich, dass die Wirkung von Geld auf die Welt hinreichend anerkannt ist», so Purrington.

Man könne sogar die Geschichte von Adam und Eva als Geldschmiede betrachten – das Bewusstsein nutze «Unschuld als Währung». Ohnehin ist Währung vielschichtig. Klicks gelten als Währung im Netz. Auch Zeit ist Geld, lautet ein geflügeltes Wort, und obwohl unsere Zeitkonten durch technologische Errungenschaften prall gefüllt sein müssten, haben wir immer weniger Zeit (ein sehr sehenswerter Film zum Thema: «Speed – Auf der Suche nach der verlorenen Zeit»).

 




(Bild: Travis Purrington)

«Geld repräsentiert mehr als ein territoriales Zahlungsmittel für lokale Güter», sagt Purrington. «Wir haben es mittlerweile mit multinationalen Krypto-Währungen zu tun, die nicht von einer zentralen Agentur kontrolliert werden.» Bitcoin macht Zahlen zu einem anonymen Vorgang.

Geld hat immer einen Geldwert, aber es ist uns doch nichts wert. Wir werfen es achtlos auf die Kasse, knüllen es zusammen oder falten es im Portemonnaie. Purrington führt Geld auch einen künstlerischen Wert hinzu, indem er die Scheine neu gestaltet. Der Designer macht eine Bedeutungsschicht sichtbar, die wir sonst im Alltag nicht sehen.

Bei der Federal Reserve Board habe er noch nicht angeklopft, wer weiss, ob Präsidentin Janet Yellen sich dafür begeistern lässt. Purrington wohnt übrigens noch immer in Basel, arbeitet jetzt aber in Zürich für eine Designfirma. Nur bezahlen wird er immer noch in Franken. Auch wenn er die vielleicht nicht so schön findet.

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Mehr Informationen finden Sie auf der Webseite von Travis Purrington. In der Galerie findet sich neben Design auch eine Fotodokumentation zur Art Basel.

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