Das Rennen um das Ozeanium ist vorbei: Den internationalen Architekturwettbewerb gewann das Projekt «Seacliff». Es stammt von Boltshauser Architekten aus Zürich und überzeugte die Jury mit Zurückhaltung.
Das Ozeanium erhält auch eine Bar, die ein jüngeres Publikum anlocken soll. Vor allem soll es aber auch ein Treffpunkt werden, der auf die Ozeane aufmerksam macht und ihre Probleme aufzeigt – laut Verantwortlichen ohne «erhobenen Mahnfinger, sondern lustvoll»
(Bild: Zoo Basel)Irgendwie überrascht der Name des Siegerprojekts für das geplante Ozeanium nicht. Angesichts des Slogans «Basel liegt am Meer» hätte kein Name besser gepasst: «Seacliff». Basel soll in Zukunft nicht nur am Meer liegen, sondern auch eine Klippe erhalten. Aber nicht der Name des Wettbewerbbeitrags der Boltshauser Architekten aus Zürich hat die Jury überzeugt – die Vertreter des Bau- und Verkehrsdepartements, des Zoo Basel und mehrere Architekten waren angetan von der «Zurückhaltung in der Architektur» und des «kompakten oberirdischen Bauvolumens».
Öffentliche Vernissage zum Architekturwettbewerb Ozeanium Freitag, 7. Dezember 2012, 17 Uhr, an der Messe Basel. Ausstellung zum Architekturwettbewerb Ozeanium 8. Dezember bis 16. Dezember 2012 an der Messe Basel. Montag-Freitag 16-20 Uhr, Samstag und Sonntag 10-18 Uhr. Die Projekte des Architekturwettbewerbes für das Ozeanium werden öffentlich ausgestellt. Messe Basel, im Erdgeschoss der Halle 3 (unter dem Parkhaus). Zugang via Messeplatz (über das Schiebetor in der Glasfront).
«Seacliff» ist im Vergleich zu den anderen 14 Projekten im Wettbewerb tatsächlich eher bescheiden (siehe Bildstrecke): kaum grösser als die umliegenden Gebäude; eine einfache, monolithartige Form; für den Bau soll unter anderem das Aushubmaterial dienen und durch die Mischung mit Fels- und Sedimentgesteinen mit zunehmender Höhe einen «feinen Ausdruck erhalten» und die Anlehnung an eine Klippe unterstreichen. Jurymitglied und Kantonsbaumeister Fritz Schumacher strich in seiner – durchaus kritischen – Würdigung hervor, dass das Projekt durch seine oberirdische Kompaktheit «die beste städtebauliche Lösung» sei und einen guten Entwurfsansatz biete. «Mit dem Projekt lässt sich sehr gut weiterarbeiten», so Schumacher. Obwohl das Projekt durchaus so aussehen soll wie auf den Plänen, sollen die Erkenntnisse der Jury aus dem Wettbewerb ins Projekt einfliessen, vor allem an der Besucherführung des Siegerprojekts dürfte noch einiges geändert werden – zumindest wenn die Kritik im Jury-Bericht berücksichtigt wird.
Bauarbeiten sollen 2016 starten
Kantonsbaumeister Schumacher sagte, dass das Niveau aller Wettbewerbsprojekte «sehr hoch» war und die Teams «eine grosse Brandbreite» an Lösungen für die Aufgabe und den Ort aufzeigten. Einige Vorschläge scheiterten an der Konzentration auf einen oberirdischen Bau, wie das zweitplatzierte «Watergate». Der neunstöckige Monolith von den Architekten HHF + Burckhardt Partner hat der Jury zu fest den Stadtraum Heuwaage dominiert. Beim drittplatzierten Projekt «Blue Cave» von Zaha Hadid stand die Architektur der Jury zu fest im Vordergrund: «Die Formensprache wäre im Gebäudeinnern in Konkurrenz zu den Aquarien getreten.»
Nun dürfen sich die Sieger von Boltshauser Architekten über 40 000 Franken für den ersten Preis freuen und den Auftrag für ein Vorprojekt. Dieses dient als Basis für den Bebauungsplan, der Ende 2014 zur Abstimmung in den Grossen Rat kommen soll. Baubeginn wäre – wenn alles nach Plan läuft – 2016. Die ersten Besucher sollen 2019 durch die neue Unterwasserwelt gehen können.
Der Investitionsrahmen für den Bau ist zwischen 60 und 80 Millionen Franken veranschlagt, die Finanzierung wird nun parallel mit der Planung vorangetrieben, wie Lukas Stutz, Bauverantwortlicher im Verwaltungsrat des Zoologischen Gartens Basel AG, vor den Medien erklärte. Die Idee ist, Sponsoren und Spender zu aquirieren. «Erste Rückstellungen für das Vorprojekt haben wir gemacht, mit dem Spendensammeln sind wir aber noch am Anfang», sagte Stutz.
Ein «Leuchtturm für Basel und die Region»
Zoo-Direktor Olivier Pagan sprach vom Ozeanium als neuem «Leuchtturm für Basel und die Region»: «Es soll eine neue Attraktion für Basel sein und das Bildungszentrum für Nachhaltigkeit.» Dass ein Grossaquarium nachhaltig sein kann, sei bis anhin unvorstellbar gewesen, sagte Projektleiter Thomas Jermann: «Wir wollen hier aber das Unmögliche möglich machen.» Wissen über die Ozeane, Natur- und Umweltschutz sollen vermittelt und die Zusammenarbeit mit Umweltschutzorganisationen gesucht werden. «Das Ozeanium soll Wissen vermitteln: Lustvoll und ohne erhobenen Mahnfinger.» Das Konzept sieht vor, dass der Besucher thematisch durch die Welt reist, mit Start in Basel – beziehungsweise bei den heimischen Arten im Rhein.
Der Zoo erhofft sich, auch eine bisher zoologisch uninteressierte Bevölkerungsgruppe anzulocken: die 16- bis 35-Jährigen. Das Grossaquarium solle ein Treffpunkt werden, der auch abends besucht werden kann. Eine Bar im Erdgeschoss ist geplant. «Mit Öffnungszeiten bis weit in die Nacht hinein, wird das Ozeanium die Heuwaage zu einem lebendigen Treffpunkt aufwerten», heisst es im Projektbeschrieb. Die Verantwortlichen sind überzeugt vom Konzept, weshalb sie – auch nach Quervergleichen mit ähnlichen Aquarien – davon ausgehen, dass das Ozeanium einst selbsttragend sein wird. «Im Umkreis von 500 Kilometern gibt es kein Aquarium dieser Art, aber alleine im Umkreis von 200 Kilometern leben 20 Millionen Menschen. Sie warten alle», sagte ein sichtlich begeisterter Thomas Jermann. Sofern das Projekt nicht an einer Klippe zerschellt, einer des Widerstandes.
Tiere: Im Ozeanium sollen mehr Tierarten untergebracht werden als im gesamten bisherigen Zoo. Welche Tiere es im Detail sein werden, ist noch unklar. Sicher sollen aber auch heimische Arten wie Aale und Lachse mitschwimmen. Es wird Pinguine, Rochen, Haie, Riesenkraken und zahlreiche weitere Tiere geben sowie auch ein echtes Korallenriff – «eines, das lebt und wächst», sagte Thomas Jermann.
Aquarien: Rund 30 Aquarien sind geplant, Höhepunkt ist ein neun Meter hohes Einzelaquarium.
Wasser: Für das Ozeanium wird gemäss Projektleiter «nur dreimal» mehr Wasser gebraucht als im bisherigen Vivarium. Insgesamt sind das 4000 Kubikmeter. Der jährliche Verbrauch soll dem von zehn Menschen in der Stadt entsprechen.