Eine neue Grossgenossenschaft will auf dem Felix-Platter-Areal bauen

Bis zu 550 neue Genossenschaftswohnungen sollen gemäss Regierungsrat auf dem Felix-Platter-Areal entstehen. Ein Zusammenschluss von kleineren Genossenschaften aus dem Quartier steht in den Startlöchern.

Das hier soll weg: der alte Spitalbau. (Bild: Alexander Prejobrajenski)

Bis zu 550 neue Genossenschaftswohnungen sollen gemäss Regierungsrat auf dem Felix-Platter-Areal entstehen. Ein Zusammenschluss von kleineren Genossenschaften aus dem Quartier steht in den Startlöchern.

Auf dem Felix-Platter-Areal heisst es Neubau statt Denkmalschutz. Das hat der Regierungsrat am Dienstag bekanntgegeben. Ab 2019, wenn das Spital den Neubau bezogen hat, sollen rund zwei Drittel des Areals (36’000 Quadratmeter) für gemeinnützigen Wohnungsbau zur Verfügung stehen. Das Grundstück soll im Baurecht an Wohnbaugenossenschaften abgegeben werden. Auf dem Areal könnten bis zu 550 neue Wohnungen entstehen.

Wichtigste Erkenntnis dieser neuen «Arealstrategie»: Der alte Spitalbau sowie die beiden Schwestergebäude sollen nicht unter Denkmalschutz gestellt werden. Einen entsprechenden «Unterschutzstellungsvertrag» hat die Regierung abgelehnt. Das heisst, dem Abriss der drei Gebäude steht nichts mehr im Weg.



Im roten Quadrat wird der Neubau des Spitals gebaut. Auf der blauen Fläche sollen bis zu 550 neue Wohnungen entstehen, das grosse Gebäude süd-westlich wird abgerissen.

Im roten Quadrat wird der Neubau des Spitals gebaut. Auf der blauen Fläche sollen bis zu 550 neue Wohnungen entstehen, das grosse Gebäude süd-westlich wird abgerissen. (Bild: Nils Fisch)

Dieser Entscheid sei als Bekenntnis zum gemeinnützigen Wohnungsbau zu verstehen, erklärt Barbara Neidhart, Mediensprecherin bei der Immobilien Basel-Stadt (IBS), auf Anfrage. Die IBS ist für die Entwicklung des Areals verantwortlich. «Der Regierungsrat will den Genossenschaften auf dem Areal möglichst gute Voraussetzungen schaffen.» Die alten Spitalbauten würden sich einschränkend auf die Möglichkeiten der Genossenschaften auswirken.

Für Begeisterung sorgt dieser Entscheid bei René Brigger. Der Grossrat (SP) und Vizepräsident des Regionalverbandes der Wohnbaugenossenschaften kündet auch sogleich an, dass in den nächsten Wochen eine neue Dachgenossenschaft gegründet werde. Unter dem Namen «Wohnen und mehr» würden sich hauptsächlich Genossenschaften aus dem Quartier (zum Beispiel WG Kannenfeld und WG Hegenheimerstrasse) versammeln, um das riesige Areal sinnvoll in Zusammenarbeit mit dem Quartier und weiteren Interessenten zu überbauen. Denn keine WG wäre für sich alleine in der Lage, dieses Fläche zu bewirtschaften, wie Brigger erklärt.



Hier soll er hin: der neue Spitalbau.

Hier soll er hin: der neue Spitalbau. (Bild: Alexander Prejobrajenski)

Auch Sarah Wyss begrüsst das regierungsrätliche Bekenntnis zum genossenschaftlichen Wohnungsbau. Nachdem die Initiative «Wohnen für alle» (SP und Juso) vor einigen Wochen an der Urne gescheitert ist, sei dies eine erfreuliche Entwicklung. Einen direkten Zusammenhang zur Initiative sieht Wyss zwar nicht, aber «wir haben mit der angeregten Diskussion sicher ein Bewusstsein für den genossenschaftlichen Wohnungsbau geweckt».

Gemeinnütziger Wohnungsbau hin oder her, der angekündigte Abriss der Spitalbauten stösst nicht überall auf Begeisterung.

Die Grossrätin der Grünen, Mirjam Ballmer, stellt den Abriss aus Gründen der Nachhaltigkeit in Frage. «Wenn die Bausubstanz es zulässt und es wirtschaftlich Sinn ergibt, sollte eine Umnutzung bevorzugt werden. Aus dem Bestand bauen bedeutet Ressourcen effizient zu nutzen und gleichzeitig die Identität des Orts zu erhalten.» Ballmer zeigt sich ausserdem wenig überzeugt von der Argumentation, den Genossenschaften durch den Abriss möglichst gute Rahmenbedingungen bieten zu können. So stelle auch die Grösse des Areals eine grosse Herausforderung dar. «Vielleicht hätte sich auch eine Genossenschaft gefunden, die Ideen für eine sinnvolle Umnutzung der Spitalbauten gehabt hätte.»

Im Quartier wiederum freue man sich darüber, dass überhaupt ein Entscheid gefällt wurde, sagt Angelina Koch. Sie leitet als Co-Leiterin des Stadtteilsekretariats im Stadtteilsekretariat Basel West den Mitwirkungsprozess rund um das Felix-Platter-Areal. «Solange die Frage nach dem Denkmalschutz offen war, konnten wir mit der Mitwirkung noch nicht richtig beginnen.» Zwar habe man im kleinen Rahmen die Quartierinteressen etwas ausloten können, die breite Mitwirkung stehe aber noch aus. Koch erhofft sich dadurch eine möglichst fundierte «Bedürfniserfassung». So stehe im Iselin-Quartier etwa seit langem der Wunsch nach einem Quartierzentrum in Raum.

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