In den vergangenen sieben Tagen wurde der Feinstaub-Grenzwert in der Region mehrmals überschritten. Doch Massnahmen wie im Tessin sind laut den Behörden aus mehreren Gründen nicht nötig.
Die Kältewochen bescherten der Region nicht nur Eis und Schnee, sondern auch reichlich Feinstaub. Die Messstation beim St.-Johanns-Platz zeigte etwa am 28. Januar 73 Mikrogramm pro Kubikmeter an. Damit wurde der Tagesgrenzwert von 50 Mikrogramm überschritten. Auch bei der A2 Hard und in Sissach durchbrach die Feinstaub-Konzentration letzte Woche diese Schwelle.
Der Tagesgrenzwert für Feinstaub wurde in den vergangenen sieben Tagen regelmässig überschritten. (Bild: Screenshot)
Während die Ozonbelastung im Sommer ein Thema ist, betrifft Feinstaub die Wintermonate. «In den Hochdruckgebieten wird der Luftaustausch nach oben verhindert», erklärt Markus Camenzind, Leiter Abteilung Luftqualität beim Lufthygieneamt beider Basel. «In dieser Situation können sich viele Schadstoffe anreichern». Dazu trägt bei, dass bei der klirrenden Kälte die Heizungen auf Hochtouren laufen. Weitere Feinstaubquellen finden sich im Strassenverkehr, hier sind es vor allem die Dieselfahrzeuge.
Cheminée-Heizer müssen noch nichts befürchten
Nach einer alarmierenden Feinstaubphase 2006 wurde von den Vorstehern der Umweltämter eine Regelung verabschiedet: Bei einem Messwert von 75 Mikrogramm muss die Bevölkerung informiert werden. Somit schrammte der Messwert im St. Johann nur knapp an dieser Schwelle vorbei.
Sollte sie tatsächlich einmal überschritten werden, wird nach Regionen informiert. Basel müsste sich beispielsweise mit Baselland, Aargau und Solothurn absprechen. Erst ab 100 Mikrogramm ergreifen aber die einzelnen Kantone konkrete Massnahmen. Eine solche wäre etwa die Einführung von Tempo 80. «Diese würde aber Basel-Stadt ohnehin nicht betreffen, da erst auf Baselbieter Boden mit Tempo 100 gefahren werden kann», sagt Camenzind. Weitere Folgen wären ein Heizverbot mit Komfortheizungen wie Cheminées und Schwedenöfen. Auch das Feuern im Freien sowie Feuerwerk wäre dann zeitweise untersagt.
Wetterprognosen sind mitentscheidend
Der Kanton Tessin, der zurzeit unter Feinstaub leidet, hat am Montag bereits solche Massnahmen ergriffen: Auf manchen Autobahnstrecken wurden dort Tempobeschränkungen verordnet. Im Süden des Kantons durfte zudem in öffentlichen Gebäuden nicht über 20 Grad geheizt werden.
Solcherlei ist zumindest jetzt in Basel kein Thema: Damit diese Massnahmen ab 100 Mikrogramm überhaupt bei den Kantonsregierungen beantragt werden können, reicht es laut Camenzind nicht, wenn nur eine Messstation diesen Wert anzeigt – ein einzelner «Ausreisser» bleibt ohne Folgen. Zudem sind die Wetterprognosen ausschlaggebend. Die Massnahmen treten nur dann in Kraft, wenn kein Wechsel in Sicht ist. Da nach dem Wetterumschlag vom Wochenende wieder wärmere Temperaturen und Regen angesagt sind, bleibt wohl Basel von Tessiner Verhältnissen verschont.
Aufatmen kann die Region aber noch nicht: «Der Winter ist noch lang – noch bis im März könnte eine solche kalte Hochdruckphase durchaus nochmals eintreten», sagt Camenzind.
Auffällig dabei ist, dass das Lufthygieneamt ausgerechnet diesen Monat erfreuliche Nachrichten verkündet hat: Beim Feinstaub sind 2016 die geringsten Luftbelastungen seit Messbeginn in den Achtzigerjahren erfasst worden. Auch die Tagesgrenzwerte wurden nicht so oft überschritten wie im Vorjahr.