Das SRF-Regionaljournal und die Volkshochschule Basel luden zum Podium über die Zukunft des Theaters Basel, das mit dem eindringlichen Wunsch des ehemaligen Direktors Frank Baumbauer endete, dass sich die Stadt eine spannende Person angeln solle, die etwas bewegt.
Frank Baumbauer, der auf seiner Karriereleiter als Theaterdirektor von Basel über Hamburg bis München stilbildende Spuren hinterlassen hat, fühlte sich sichtlich wohl auf dem Podium im Salle Belle Epoque im Hotel Trois Rois.
Er sei sehr gerne nach Basel gekommen, betonte der Theatermann mit einem fröhlichen Blick in den gut gefüllten Saal, in dem er ebenso fröhliche Gesichter vieler seiner ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausmachen konnte. «Ich habe Setzungen gemacht hier in Basel», sagte er. Mit Setzungen meinte er, dass er herausragenden Theaterkünstlerinnen und -künstlern den Weg zur Spitze der deutschsprachigen Theaterlandschaft ebnen konnte.
Doch Baumbauer war nicht eigentlich nach Basel gereist, um über alte Zeiten zu plaudern, sondern über das Thema «Theater Basel: wie weiter» zu diskutieren. Zum Podium hatten das SRF-Regionaljournal Basel sowie die Volkshochschule ihrer Reihe Stadtgespräche eingeladen (hier nachzuhören).
Neben Baumbauer äusserten sich unter der Moderation von Regionaljournal-Redaktionsleiter Dieter Kohler die künstlerische Leiterin der Kaserne Basel, Carena Schlewitt, die Schauspieldirektorin des Theaters Freiburg, Viola Hasselberg, sowie der Leiter der Abteilung Kultur Basel-Stadt, Philippe Bischof zum Thema.
Ausgangspunkt war die Tatsache, dass das Theater Basel, das mit wenig befriedigenden Auslastungszahlen zu kämpfen hat, auf 2015 einen neuen Direktor einsetzen muss.
Kaum Widersprüche
Wirklich beantwortet wurde die Titelfrage des Podiums nicht. Philippe Bischof konnte es als zum Stillschweigen verpflichtetes Mitglied der Findungskommission für den neuen Direktor nicht. Er wies aber darauf hin, dass das Schlimmste, was einem Theater passieren könne, der Umstand sei, dass es nicht mehr Gesprächsthema sei. Und die restlichen Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer wollten sich ebenfalls nicht allzu sehr auf die Äste herauslassen und klare Konzepte oder gar Wunschnamen nennen.
Unbestritten war aber natürlich, was aufgrund der Zusammensetzung des Podiums nicht wirklich zu verwundern vermochte, dass Basel auf sein Dreispartentheater in der gegebenen Grössenordnung und einem hohen künstlerischen Anspruch keinesfalls verzichten sollte.
Also sprach man lange darüber, welchen Herausforderungen sich ein Theater wie das in Basel zu stellen habe. Für alle war klar, dass sich das gesellschaftliche Umfeld, in dem sich das Theater, gemeint ist das Stadttheater, bewegen muss, geändert hat, «sich mehr noch stetig ändere», wie Schlewitt sagte.
Ein Theater, das sich in einem gesellschaftlichen Umfeld befinde, das von einem hohen Prozentsatz von Menschen mit Migrationshintergrund geprägt sei, müsse mehr denn je auf das Publikum zugehen und das Gespräch mit ihm suchen. Baumbauer lobte das Theater Freiburg hier als vorbildliches Beispiel, und Hasselberg bestätigte, dass man tatsächlich viel Kraft und Energie auf den Dialog mit dem Publikum verwende.
Forza, los!
Erst gegen Ende des Podiums schälte sich aus den Voten doch noch so etwas wie das Wunschprofil einer neuen Theaters respektive eines neuen Theaterdirektors heraus. Dieses nahm in gewissem Sinne Mass an der zur Legende gewordenen Ära des anwesenden Frank Baumbauer, der das Haus von 1988 bis 1993 geleitet hatte.
Baumbauer war in Basel als Ermöglicher angetreten, der sich sehr wohl mit den lokalen Gegebenheiten vertraut gemacht hatte, aber auch das Gespür des «Trüffelschweins», wie er selber sagte, hatte, das richtige Rudel an kreativen und auch widersprüchlichen künsterischen Kräfte um sich zu scharen, die etwas lostreten konnten. «Ich glaubte an Basel, an das Theater und dass das Publikum mitgehen wird.»
Und dann folgte schliesslich gegen Schluss des Abends dann doch noch der beinahe schon konkrete Aufruf: «Forza, sucht euch einen spannenden Menschen, der etwas bewegt, etwas lostritt!», forderte Baumbauer. Das Schlimmste wäre seiner Meinung nach eine Zukunft als ordentliches Stadttheater mit einem Menschen an der Spitze, der genau zu wissen glaube, was gut und wichtig sei für Basel. Und Schlewitt ergänzte, dass sich die Findungskommission auf eine Persönlichkeit konzentrieren sollte, der man die Suche nach neuen Theatersprachen und den Dialog mit dem Publikum abnimmt.