Fototerror im Freundeskreis? Schiessen Sie zurück!

Sie schänden Promi-Leichen und jagen Prinzessinnen in den Tod: Paparazzi sind schlimm – besonders, seit man sie sogar in der eigenen Familie hat. Ein paar nützliche Tipps, wie Sie sich wehren können.

Seit Smartphones und Social Media sind auch Sie dieser Plage ausgeliefert.

Sie schänden Promi-Leichen und jagen Prinzessinnen in den Tod: Paparazzi sind schlimm – besonders, seit man sie sogar in der eigenen Familie hat. Ein paar nützliche Tipps, wie Sie sich wehren können.

Nicht alle Menschen sind Narzisten und wollen ungefragt fotografiert werden. Wir kennen die Bilder, auf denen sich Prominente mit Händen und Füssen gegen Fotografen wehren, sich verhüllen (Michael Jackson), hinter Schirmen verstecken oder den Paparazzo kurzerhand K.o. schlagen (Sean Penn).

So schlimm, die Paparazzi

Das erste Paparazzo-Opfer der Geschichte konnte sich nicht wehren. Er war schon während der Belichtung mausetot. Otto von Bismarck, der erste Reichskanzler des Deutschen Reiches, starb am 28. Juli 1898. Die Fotografen Willy Wilcke und Max Priester drangen unerlaubt in sein Sterbezimmer ein und machten eine Magnesium-Blitzlichtaufnahme des Verstorbenen.

Wilcke hatte extra noch das Kissen zurechtgerückt, damit der Kopf Bismarcks besser zu sehen war. Und den Wecker auf dem Nachttisch stellten die beiden auf 23.20 Uhr, während es in Wirklichkeit schon 4 Uhr morgens war. 

Nach der Aufnahme machten Wilcke und Priester das, was heutige Paparazzi im Grunde noch immer tun: Sie versuchten, das Foto dem Meistbietenden zu verkaufen – über Zeitungsannoncen. Das Höchstgebot belief sich auf 30’000 Reichsmark. Heute wären das ungefähr 200’000 Franken, also ziemlich viel. Doch Herbert von Bismarck, Sohn des Toten, gelang es, die Fotoplatten beschlagnahmen zu lassen. So endeten die ersten Paparazzi schliesslich im Gefängnis.

Die Königin der Herzen, Prinzessin Diana, wurde ein halbes Leben lang von Fotografen gejagt. Ein letztes Mal am 31. August 1997, als Paparazzi auf Motorrädern sie durch halb Paris trieben. Lady Di starb in den Trümmern ihres schweren Wagens, der in einem Tunnel zerschellte. Man kennt die Fotos.

Und jetzt in der eigenen Familie!

Der Paparazzo hatte es angesichts solcher Geschichten nie leicht, uns zu verklickern, sein Beruf sei ein ehrenwerter. Und doch verbreiten sie sich hartnäckiger als die Pest.

Seit Smartphones und Social Media müssen sich nun nicht nurmehr Prominente als Knips-Opfer fühlen. Nein, die Paparazzi sind jetzt mitten unter uns, in unseren eigenen Familien. Das Foto als Waffe in zwischenmenschlichen Konflikten – es gehört zum Alltag von gut zwei Milliarden Menschen. Jeder kommt irgendwann dran: Kinder fotografieren die verbrannten Fischstäbli aus Vaters Pfanne und jammern der Mutter via Whats-App die Hucke voll. Beim Sonntagsausflug fotografiert die Schwiegermutter ihren kompakten Schwiegersohn im Träger-Shirt. Und redet ihrer Tochter mit Fotobeweis ins Gewissen.

Das ist alles wahnsinnig lästig. Aber man kann sich wehren. Man muss nur wissen wie. Das sind die vielversprechendsten Methoden:

Plump: Bildlöschung erzwingen
Gehen Sie erst freundlich vor. Es braucht keine Begründung. Sagen sie einfach: «Lösch das jetzt sofort.» Hilft das nicht, werden Sie laut. Verwenden Sie Kraftwörter.

Grenzwertig: Gewalt androhen
Sollten Sie handgreiflich werden müssen, muss sich die Gewalt ja nicht gleich gegen Leib und Leben richten. Kleiner Tipp: Ein Smartphone verschwindet unglaublich schnell in einem Gulli oder Klo.

Kreativ: Schiessen Sie zurück!
Drehen Sie den Spiess um: Nehmen Sie Ihre Kamera und machen Sie möglichst unvorteilhafte Bilder von Ihrem Paparazzo. Zum Beispiel von unten; da wirken Doppelkinn oder hängende Fettdepots gleich viel mächtiger. Oder von oben; ein so geblitzter Glatzenansatz versetzt jeden in Angst und Schrecken. Von eitlen Instagrammern schiessen Sie kauende Münder und sichtbare Nasenpopel. Drohen Sie jetzt damit, diese Bilder auf Facebook zu stellen.

Genial: Gummi-Brüste anziehen
Nutzen Sie die amerikanische Prüderie. Instagram löscht gnadenlos Nippel aus dem Äther.

Heldenhaft: Die Chamäleon-Taktik
Schminken Sie sich Tarnmuster ins Gesicht, verschmelzen Sie mit dem Hintergrund und machen Sie sich unsichtbar.

Liu Bolin -  The invisible man

Kennen Sie weitere Mittel gegen Paparazzi? Teilen Sie Ihre guten Strategien mit uns – im Kommentar oder per E-Mail an: community@tageswoche.ch

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