Frauenpower und viel Abwechslung am Charivari

Mit einem spritzigen und vor allem höchst abwechslungsreichen Programm wird die Ausgabe 2015 des Glaibasler Charivari seinem Namen vollauf gerecht. Und «d Gwäägi» bleiben als Bank ein Höhepunkt.

Die Charivari-Männli pfiffen mit dem Charivari-Märschli ein Charivari ein, das seinem Namen ausgesprochen gerecht wurde. (Bild: Dominique Spirgi)

Mit einem spritzigen und vor allem höchst abwechslungsreichen Programm wird die Ausgabe 2015 des Glaibasler Charivari seinem Namen vollauf gerecht. Und «d Gwäägi» bleiben als Bank ein Höhepunkt.

An den Trommeln und Guggenmusik-Instrumenten sowie als Schnitzelbänggler haben (auch) am Charivari die Männer noch immer die Oberhand. Dennoch ist das Glaibasler Charivari 2015 von viel Frauen-Power geprägt, die vor allem im süffigen und abwechslungsreichen Rahmenstiggli-Programm und im Auftritt der A-Capella-Formation Six Chicks ihren Ausdruck fand.

Süffig und abwechslungsreich sind Stichworte, die die zweitgrösste Basler Vorfasnachtsveranstaltung gut charakterisieren. Oder mit anderen Worten: Der Name Charivari ist Programm. Regisseurin Colette Studer, die auch mit ihren Soloauftritten als rotzfreche Guggetussi, als arrogante Daigdäsche und in einer Hyylgschicht für Höhepunkte sorgt, stellte aus einem kunterbunten Mix eine stimmungsvolle und flüssige Vorfasnachts-Revue zusammen.

Spritzige und wohlklingende Gesänge

Zu den Höhepunkten des Charivari zählt, wie bereits im vergangenen Jahr, der Auftritt des Schnitzelbanggs «d Gwäägi», der es wiederum schafft, unterschiedliche Ereignisse oder Geschichten zu überraschenden und einschlagenden Pointen zu kombinieren. Sie garnieren ihre sauber gedrechselten und vorgetragenen Verse auch mit einem wohlsortierten und somit letztlich erfrischenden Mass an Frechheit, was beim Premierenpublikum ausgesprochen gut ankam.

Für einen herausragenden Farbtupfer sorgt, obwohl ganz in schwarz gekleidet, das Frauen-A-Capella-Sextett Six Chicks. Zuerst mit einem virtuos gesungenen «Hinter em Münschter» und danach, begleitet von der Spitzenpeifern der Schäärede, mit einem wunderbaren Altfrangg für Stimme und Piccolo.

Inhaltlich nicht alle Stücke begeisternd

Das Stichwort Münster führt zum Raamestiggli-Programm, das in einem einheitlicheren Guss daherkommt als im Vorjahr. Das verflüssigt den Gesamtablauf, was dem nicht gerade kurzen Abend überaus gut tut. Als Rahmen für die Raamenstiggli dienen der Rhein mit der Leu-Fähri und der Dialog zwischen dem vornehmen Grossbasler Münster und der etwas volkstümlicher daher kommenden Kleinbasler Clarakirche.

Inhaltlich vermögen nicht alle Stiggli im selben Masse zu begeistern. Die Darsteller und vor allem Darstellerinnen überzeugen aber mit ihren präzisen Auftritten, in denen sie erfreulicherweise aufs derb-komödiantische Überchargieren weitestgehend verzichten und zuweilen auch mit poetisch-leiseren Momenten aufwarten.

Poesie und volkstümliche Kost

Stille poetische und eher volkstümliche Momente, politisch korrekte Pointen und solche die durchaus auch mal von der derberen Art sind, sorgen am Charivari für einen abwechslungsreichen Mix. Poetisch und pointenreich ist der Auftritt von Mats Brenneis als Vorträbler, der mit der Wandlung zum Opernsänger und der berühmten Arie des Figaro zum Star mutiert.

Eher auf die volkstümliche Schiene setzt die Guggemuusig Negro Rhygass, die mit ihrem «Örgelimaa» im Duett mit einem Handörgeler das Premierenpublikum beinahe zum Schunkeln brachte, bevor sie dann zum stimmungsvoll arrangierten Supertramp-Hit «Give a Little Bit» wechselten. Etwas grenzwertig sind ihre dem Gugge-Signet nachempfundenen Mohren-Kostüme mit dicklippigen schwarzen Köpfen, Baströcken und Knochen auf den Kraushaarperücken. Aber vielleicht handelt es sich ja um einen hintersinnigen Beitrag zur aktuellen Diskussion, wie weit Karikaturen gehen dürfen.

Naarebaschi und Top Secret

Als Fasnachtsclique in Residence sind dieses Jahr die Naarebaschi mit von der Partie. Mit dem «Elfer», dem «Rossignol» (als Wechselmarsch) und dem Trommelmarsch «Faschtewaie» stellen sie unter Beweis, dass sie musikalisch zu den herausragenden Fasnachtsformationen gehören.

Vielstimmig jubilierend versucht die Pfyffergruppe Schäärede die Toiletten-Spülgeräusche, mit denen sie ihren Vortrag mit dem Titel «Dr Ablauf» unterlegen, zu übertönen, während die Vorzeige-Trommler von Top Secret als japanische Taiko-Trommlergruppe eine Prise Exotik, Witz und trommlerische Virtuosität für einmal ohne Saitenfell in Einklang bringen.


Glaibasler Charivari. Bis 7. Februar 2015 im Basler Volkshaus. Tickets gibt es im oder per Internet über den Basel Tattoo Shop. 

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