Frischer Wind weht an der Stiftungsstadt Basel vorbei

Im Verhältnis zu den Einwohnern hat Basel noch immer die meisten Stiftungen. Stadt- und Landkanton bringen es zusammen auf knapp 1200 gemeinnützige Stiftungen. Doch Dynamik und Innovation finden woanders statt.

45 Stiftungen pro 10’000 Einwohner: Bei der Stiftungsdichte liegt Basel klar vorne, doch andere Kantone holen langsam auf.

Über 13’000 gemeinnützige Stiftungen gibt es in der Schweiz gemäss dem Stiftungsreport 2018. Auf 10’000 Einwohner kommen somit 15,6 Stiftungen. Laut dem Dachverband der Schweizer Förderstiftungen SwissFoundations ist das ein europäischer Spitzenwert. Zudem herrsche eine grosse Dynamik in der Stiftungslandschaft Schweiz. So sei die Hälfte der gemeinnützigen Stiftungen in den letzen 20 Jahren entstanden.

Innovation wird woanders gefördert

Von der grossen Dynamik war letztes Jahr in der Stiftungsstadt Basel wenig zu spüren. Zwar haben 875 Stiftungen ihren Sitz in Basel-Stadt und 317 in Basel-Landschaft – dies mit einem Gesamtvermögen von knapp 17 Milliarden Franken – doch die meisten der insgesamt 364 Neugründungen im Jahr 2017 gab es in Zürich (57), Genf (55) und Zug (47). Basel dagegen verzeichnete lediglich 15 Neugründungen.

Im Report heisst es dazu:

«Während Basel über einen vermögenden, aber relativ statischen Stiftungssektor mit wenigen Neugründungen und Liquidationen verfügt, gibt es in Zürich viel mehr Aktivität und damit im Vergleich auch einen eher jungen Stiftungssektor.»

In absoluten Zahlen hat der Kanton Zürich mit 2240 die meisten Stiftungen.

Mehr frischer Wind würde der Basler Stiftungslandschaft allerdings gut tun, sagt Georg von Schnurbein, Professor für Stiftungsmanagement und Leiter des Center for Philanthropy Studies (Ceps) der Universtität Basel: «Es wäre wünschenswert, wenn es auch hier Neugründungen zu internationalen Themen wie Klima, Migration oder Forschung und Wissenschaft gäbe.»

Neue Stiftungen seien dort entstanden, wo auch sonst internationale Entwicklungen und Innovation stattfinden. Für den Finanzmarkt ist das Zürich, für globale Organisationen Genf, für Hilfswerke Bern, für Blockchain-Technologie und Kryptowährungen Zug.

Wie auf dem Stiftungsradar des Reports ersichtlich wird, fördern die Basler Stiftungen dafür auffallend ausgewogen.

Während bei den Vergleichsstädten Zürich, Genf und Bern ein bis zwei Stiftungszwecke herausragen, verteilen sich diejenigen in Basel relativ gleichmässig auf Kultur, Soziales, Gesundheit und Umwelt. Der Zweck Bildung und Forschung liegt an zweiter Stelle.

In diesem Bereich erwartet Georg von Schnurbein am ehesten Bewegung für die bisher recht statische Stiftungslandschaft in Basel: «Die Diskussion um die Finanzierung der Universität wird vermutlich dazu führen, dass Bürgerinnen und Bürger diese unterstützen möchten. Es sind oft öffentliche Debatten, die zu Stiftungsgründungen führen.»

Der Stiftungsreport wird jährlich vom Verband SwissFoundations, dem Center for Philanthropy Studies der Uni Basel und dem Zentrum für Stiftunsrecht der Uni Zürich herausgegeben. Beide Zentren gibt es seit zehn Jahren.

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