Fründlig, euses Baselbiet

Wer in Liestal den roten Pass will, muss auch gesanglich etwas auf dem Kasten haben.

Liestalerin wird, wer das Baselbieter Lied singen kann. (Bild: Nils Fisch)

Wer in Liestal den roten Pass will, muss auch gesanglich etwas auf dem Kasten haben.

Es tönt wie die Millionenfrage: «Wie viele Mitglieder hat die Liestaler Rechnungsprüfungskommission?» Drei, fünf, sieben oder neun? Doch gestellt hat sie nicht Starmoderator Günther Jauch, sondern der fünfköpfige Liestaler Bürgerrat. Kein Mil­lionenpublikum fiebert mit, und als Preis winkt der Kandidatin Mitte zwanzig auch kein Geldregen, sondern nur der rote Pass.

Die Kandidatin ist Deutsche. Sie wohnt seit ihrem vierten Lebensjahr im Bezirk Liestal. Hier hat sie die Schulen besucht und spricht perfekt Schweizerdeutsch. Um den Schweizer Pass zu erhalten, muss sie aber erst beweisen, dass sie mehr weiss als mancher Einheimische: Wahrzeichen und Bräuche von Liestal zählt sie ohne Zögern auf. Wann und wo der Kanton gegründet wurde und wie viele Einwohner Liestal hat, weiss sie auch auf Anhieb.

Und weiter gehts: Wie hoch ist der Schleifenberg, wie viele Täler kommen in Liestal zusammen und wer sitzt im Liestaler Stadtrat? Als sie glaubt, das Schlimmste überstanden zu haben, fragt einer der Herren: «Kennen Sie das Baselbieter Lied?» Sie: «Ja». Er: «Singen Sie es bitte.» Wie viel lieber hätte sie vor einem Millionenpublikum sich mit einer falschen Antwort blamiert, als vor einem Gremium singen zu müssen:

«Vo Schönebuech bis Ammel, vom Bölche bis zum Rhy,
lyt frei und schön das Ländli, wo mir deheime sy.
Das Ländli isch so fründlig, wenn alles grüent und blüeht;
drumm hei mir au kei Land so lieb, wie euses Baselbiet,
drumm hei mir au kei Land so lieb, wie euses Baselbiet.»

Übrigens: Die Liestaler Finanz- und Rechnungskommission hat neun Sitze. 

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 24.05.13

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