Für ein paar Stände hat die sonnige Herbstmesse auch Schattenseiten

Die diesjährige Basler Herbstmesse wird wohl als eine der sonnigsten und wärmsten in die Geschichtsbücher eingehen. Das freut viele – aber nicht alle. Die gute Laune lässt sich trotzdem niemand verderben.

Schöner gehts nimmer: Das Wetter an der diesjährigen Herbstmesse toppt alles.

(Bild: Benjamin Schmid)

Die diesjährige Basler Herbstmesse wird wohl als eine der sonnigsten und wärmsten in die Geschichtsbücher eingehen. Das freut viele – aber nicht alle. Die gute Laune lässt sich trotzdem niemand verderben.

Minus 13 Grad. Rund 30 Grad Unterschied zur Aussentemperatur. Peter Hug steht hinter der tiefgekühlten Theke seiner rollenden Gelateria. Haselnuss-Glace, Erdbeer, Schokolade, Stracciatella – alles, was das Herz begehrt. Fast alles: Peter Hug blinzelt nicht der warmen Herbstsonne entgegen, sondern blickt an die Lichterketten des Autoscooters im Zentrum der Messehalle 3, der sogenannten «Super 80s»-Halle. «Als ich mich um einen Stand an der Herbstmesse bewarb, tat ich das nur unter der Bedingung, dass ich einen Platz hier in der Halle bekomme.» Trotzdem stimmt nun eine Variable nicht: Der richtige Stand, das richtige Wetter – aber am falschen Ort? Oder der richtige Stand, das falsche Wetter und der richtige Ort?

Sein Stand wäre bei diesem Wetter auf einem der Aussenplätze ziemlich sicher der grosse Renner. In der Halle, die unter dem schönen Wetter sowieso zu leiden hat, wirkt die rollende Gelateria aber wie ein Fremdkörper. Gerade auch jetzt, wenn es in der Halle kühler ist als draussen. Peter Hug aber will nicht lamentieren. «Ich nehme es, wie es ist.»



Die rollende Gelateria ist zum ersten Mal zu Gast an der Basler Herbstmesse.

Die rollende Gelateria ist zum ersten Mal zu Gast an der Basler Herbstmesse. (Bild: Benjamin Schmid)

Während Peter Hug mit seinem Angebot den meteorologischen Nerv der Ausgabe 2015 ziemlich genau trifft, liegt Leo Augsburger mit seinem Sortiment in diesem Jahr daneben. Fünf bis sieben Grad wären seine Idealtemperatur, «dänn früüred d’Lüüt a Chopf ane». Der «Hut Leo» steht mit seinem Stand zum 20. Mal auf dem Petersplatz – eine so sonnige und warme Herbstmesse hat er in all den Jahren noch nie erlebt.

«Schnee schon am ersten Tag – das wäre schön!», sagt er lachend und macht damit klar, dass er die warmen Temperaturen trotz düsterer Aussichten mit Humor nimmt: Mit bis zu 30 Prozent weniger Umsatz als in einem normalen Jahr rechnet er. Immerhin die Stammkundschaft kümmert das Wetter wenig: «Die kommen auch, wenn es so sommerlich warm ist wie jetzt.»



Leo Augsburger würde sich über ein paar Schneeflocken freuen.

Leo Augsburger würde sich über ein paar Schneeflocken freuen. (Bild: Benjamin Schmid)

Dass man sich aber auch bei Temperaturen von weit über zehn Grad für einen kalten Winter eindecken kann, zeigt Forti’s Marktboutique. Kappen, Schals, Handschuhe und Stirnbänder in allen Farben und Formen liegen da. «Als ich im Vorfeld der Herbstmesse den Wetterbericht sah, hatte ich kurz Angst», sagt Regula Buser. Doch die Angst war unbegründet: Während des kurzen Gesprächs mit der TagesWoche wird der Stand regelrecht überrannt. «Ich bin selber überrascht, wie gut es läuft», sagt die Verkäuferin, bevor bereits die nächste Wollkappe eine Besitzerin findet.

Praktisch keine Rolle spielt das Wetter bei Esther Steinwandt. Die Baslerin steht hinter ihrem Marroni-Stand oben am Petersgraben und hat ebenfalls viel zu tun. «Der Marroni-Geruch zieht die Leute an, das gehört für viele einfach zur Herbstmesse, da kann es nie zu warm sein.» Sie hat keinen Grund zu klagen. Der Umsatz stimmt und «die Leute sind aufgestellter und offener als bei Regenwetter, das ist auch schön».



Winterliche Artikel werden auch im frühlingshaften Herbst gut verkauft.

Winterliche Artikel werden auch im frühlingshaften Herbst gut verkauft. (Bild: Benjamin Schmid)

«Der nächste Regen kommt bestimmt», sagt Sepp Koller. Auch er hat mehr zu tun, als man auf den ersten Blick denken könnte. «Bei schlechtem Wetter kaufen die Leute irgendeinen Schirm, bei schönem Wetter wie jetzt bleibt mehr Zeit für die Beratung und Auswahl.» Regen wäre für ihn ein Supplement, trotzdem rechnet Sepp Koller nicht mit grösseren Umsatzeinbussen. Dafür sorgen auch bei ihm die Stammkunden, die sich für meteorologisch schlechtere Zeiten zu rüsten wissen.



Der clevere Kunde kauft sich seinen Schirm bei Sonnenschein.

Der clevere Kunde kauft sich seinen Schirm bei Sonnenschein. (Bild: Benjamin Schmid)

Die Herbstmesse 2015 aber ist und bleibt rekordverdächtig. «Das schöne Wetter ist für die Herbstmesse natürlich sensationell», sagt Herbstmesse-Leiter Daniel Arni. Aber er betont auch, dass viele Besucher nicht zwingend mehr Umsatz bringen. Trotzdem: «Die Grundzufriedenheit der Standbetreiber ist in diesem Jahr gross», sagt Arni. Und das dürfte bis am kommenden Dienstag, wenn die Messe überall zu Ende geht, auch so bleiben.

Ob Peter Hug seine rollende Gelateria auch im nächsten Jahr wieder aufstellen wird, weiss er übrigens noch nicht. Vorerst freut er sich auf die Indoor-Messen im Winter, wenn die Aussentemperaturen wieder um einiges näher an seinen idealen minus 13 Grad sind. Denn Peter Hug ist überzeugt: «Glace geht immer.»

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