Gas-Bezüger sind verunsichert

Drei Tage nach dem Einsturz eines Hausteiles im Pratteler Längi-Quartier ist weiterhin unklar, ob Gas der Grund für die Explosion war. Die Verunsicherung der Gasbezüger indes ist gross.

So sah das Haus im Längi-Quartier in Pratteln direkt nach der Explosion am Samstag aus. (Bild: Polizei BL)

Drei Tage nach dem Einsturz eines Hausteiles im Pratteler Längi-Quartier ist weiterhin unklar, ob Gas der Grund für die Explosion war. Viele Gas-Bezüger sind verunsichert, die IWB versuchen, aufzuklären.

Die Verunsicherung ist dieser Tage gross bei Menschen, die mit Gas heizen oder mit einem Gasherd kochen. Seit dem Einsturz eines Hausteils in Pratteln am Wochenende mehren sich die Anrufe bei der Störungs-Hotline der Industriellen Werke Basel IWB, wie Mediensprecher René Kindhauser bestätigt. Die Menschen seien sensibilisiert auf Gas- oder ähnliche Gerüche. Häufig würden die Messungen der IWB-Mitarbeiter vor Ort jedoch keine erhöhten Werte ergeben. Doch die Spekulation, eine Gasexplosion könnte die Einsturz-Ursache sein, hat die Aufmerksamkeit der Menschen in der Region erhöht.

«Manche rufen auch nur an, um zu fragen, ob sie den Gasherd noch benützen können», sagt Kindhauser. Andere würden den Geruch fauler Eier melden – und die Fachleute auf den Plan rufen. Denn dem Gas wird unter anderem Schwefel beigefügt, welcher wiederum nach faulen Eiern riecht. Von Natur aus wäre das als Energieträger verwendete Gas aber geruchslos. Der penetrante Geruch wird künstlich beigefügt, damit rechtzeitig bemerkt werden kann, wenn irgendwo Gas ausströmt oder Leitungen undicht sind.

Gas heimlich entgiftet

Allerdings: Ausströmendes Gas alleine führe noch lange nicht zu einer Explosion, sagt Kindhauser. «Dazu müssen mehrere Faktoren zusammenkommen. So kommt es etwa nur in geschlossenen Räumen zu Explosionen.» Und was viele nicht wüssten – aber beruhigend sei: «Gas an und für sich ist nicht giftig.» Nicht mehr: Im Jahr 1958 wurde das damals gebräuchliche Leuchtgas erstmals entgiftet. Grund waren die zahlreichen Suizide und Suizidversuche der Basler.

Die Bevölkerung wurde jedoch nicht gleich über das entgiftete Gas informiert. Der damalige Gaswerksdirektor wollte die Menschen nicht voreilig in Sicherheit wiegen, wie der Spiegel im September 1958 berichtete. Doch die Chemiker der ansässigen Firmen merkten, dass sich Versuchstiere nicht mehr durch Gas töten lassen – und die Polizei freute sich, dass sie nicht mehr wegen «Gasunfällen» ausrücken musste. Die Anfragen beim Gaswerk häuften sich derart, dass das Geheimnis gelüftet und mit ethischen Gründen erklärt wurde. Seither ist hiesiges Gas nur noch wegen seiner Explosivität gefährlich.

Gas nur eine Möglichkeit

Seit dem Unglück in Pratteln wird in der Region so viel über Gas und die damit verbundenen Gefahren gesprochen wie wohl seit Jahren nicht mehr. Und das, obwohl immer noch unklar ist, weshalb es zur Explosion gekommen ist: «Die Ursache wird derzeit ermittelt», sagt René Kindhauser. Gas sei nur eine Möglichkeit. Sollte sie sich als richtig erweisen, wäre noch nicht klar, dass Erdgas der IWB die Ursache sei. «Es könnte sich auch um einen Camping-Gaskocher oder dergleichen gehandelt haben.»

Derweil befinden sich noch zwei der sieben verletzten Opfer im Spital. Eine Person befinde sich in kritischem Zustand, teilt die Baselbieter Polizei mit. Die Öffentlichkeit werde über Neuigkeiten informiert, sobald solche bekannt seien, heisst es weiter.

Quellen

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