Gefährlicher Schulweg

Die Primarschüler des Bläsischulhauses müssen provisorisch ins Erlenmattquartier. Weil der Schulweg über den Riehenring gefährlich ist, haben Eltern jetzt eine ­Petition lanciert.

Eine Ampel wäre die sicherste Lösung, wird es aber nicht geben. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Die Primarschüler des Bläsischulhauses müssen provisorisch ins Erlenmattquartier. Weil der Schulweg über den Riehenring gefährlich ist, haben Eltern jetzt eine ­Petition lanciert.

Tuba Bal ist sich gewohnt, dass um sie immer etwas los ist. Seit über zehn Jahren lebt die Mutter zweier Töchter im Kleinbasel, seit sechs Jahren am Claraplatz. Lärm und Verkehr können die 39-jährige Übersetzerin so schnell nicht aus der Ruhe bringen. Was aber nach den Sommerferien auf ihre Kinder zukommt, bereitet der türkischstämmigen Elternrätin Sorgen: Wegen der Sanierung und des Ausbaus des Bläsischulhauses müssen ihre Töchter und rund 300 weitere Schulkinder für mindestens ein Jahr ins Provisorium Erlenmatt. An für sich wäre das kein Problem – wenn da diese Überquerung des Riehenrings nicht wäre.

Geht es nach der Basler Verwaltung, sollen die Kinder künftig den stark ­befahrenen vierspurigen Riehen­ring am Fussgängerstreifen beim Musical-Theater überqueren. Für die Eltern ist das eine Zumutung, zumal dort keine Ampel vorhanden ist und die Verwaltung auch keine Pläne hegt, eine zu ­installieren. Bal kann das nicht nachvollziehen. Sie überquert den Rie­hen­ring beim Musical-Theater regel­mässig: «Das Verkehrs­­aufkommen ist riesig, vor allem wenn eine Messe stattfindet. Die Autos halten selten an, wenn jemand am Zebrastreifen wartet.» Gerade im Winter sei dies heikel.

Verkehrsdienst soll her

Wie schwierig es für die Kinder ist, den Riehenring zu passieren, zeigten bereits mehrere Schulwegbegehungen mit zwei Verkehrsinstruktoren der Kantonspolizei. Zu einer unschönen Szene kam es, als zwei Erstklässler den Versuch wagten: Das Auto auf der linken Spur hielt an, die Kinder schauten nach rechts und links und gingen los – aus dem Nichts kam jedoch von rechts ein Auto, das direkt vor den Schülern über den Zebrastreifen raste. Bal kann ob solchen Szenen nur den Kopf schütteln. «Der neue Schulweg ist ein grosses Thema bei den ­Eltern. Die Stimmung ist angespannt. Wir würden uns mehr Einsatz von der Schulleitung wünschen», sagt sie.

Mehr Einsatz erhofft sich auch Eva Widmann, deren 8-jähriger Sohn ins Provisorium gehen wird. Gemeinsam mit anderen besorgten Eltern hat sie nun die Petition «Für einen sicheren Schulweg über den Riehenring» ­lanciert. Die von der Verwaltung ­vor­geschlagenen Massnahmen – Vergrösserung des Zebrastreifens, eingeschränkte Überholmöglichkeit, Anbringen von Signaltafeln – genügen den betroffenen Eltern nicht. Sie wollen, dass die bestehende Auto-Ampelanlage bei der Tramhaltestelle Musical-Theater mit einem ­zusätzlichen Fussgängersignal aus­gestattet und der bestehende Fussgängerstreifen auf der Höhe der Oetlingerstrasse dorthin versetzt wird.

«Klappt das mit der Ampel nicht, was wohl der Fall sein wird, möchten wir als Alternative den Einsatz eines Sicherheitsdienstes zu allen Schulzeiten – und zwar für die gesamte Dauer des Provisoriums», sagt Widmann. Die Verwaltung, kritisiert sie, hätte all diese Fragen schon lange abklären können. «Jetzt ist es schon ziemlich spät. Ich hoffe, dass die Zeit für nötige Massnahmen noch reicht.»

Eine Ampel ist keine Option

Laut Pierre Felder, Leiter der Volksschulen Basel-Stadt, setzt sich das Erziehungs­departement (ED) «schon sehr lange» mit dem Schulweg ins Provisorium Erlenmatt auseinander. Aber offensichtlich kämpft man selbst in der Verwaltung mit den komplexen ­Abläufen in der eigenen Bude. «Die Aufgabe ist sehr anspruchsvoll, weil viele Verwaltungsstellen involviert sind. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass die Wege so verschlungen sind», sagt Felder, der den Schulweg der Kinder als eine «Herzensangelegenheit» bezeichnet.

Dass die Eltern jetzt mit einer Petition aktiv werden, kann er gut nachvollziehen. «Wir machen, was wir können, um bis Anfang Schuljahr eine gute Lösung für alle zu finden.» Eine zusätzliche Ampel wird es jedoch ­definitiv nicht geben, weil dies die Gesamtverkehrssituation am Riehenring gemäss Bau und Verkehrsdepartement (BVD) nicht erlaube. Genauere Angaben waren vom BVD nicht zu erhalten. Das ED sei aber daran, den Vorschlag einiger Eltern, einen Schulbus für gewisse Kindergruppen einzuführen, genauer zu prüfen, sagt Felder. Zudem will das Departement vom ersten Tag an während der ganzen Umbauzeit des Bläsischul­hauses täglich den Verkehrssicherheitsdienst einsetzen. «Das haben wir vor. Unser Vorschlag muss noch von den zuständigen Instanzen bewilligt werden.»

Tuba Bal wartet nicht auf diese Massnahmen. Sie hat sich bereits vorgenommen, ihre Kinder künftig persönlich zur Schule zu begleiten.

 

Die TagesWoche begleitete die Schüler mit einer Kamera um die Situation zu veranschaulichen. Während den Hauptstosszeiten ist die Verkehrslage noch dichter.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 17.05.13

Nächster Artikel