Gefälschtes ­Tropenflair

Jetzt gibt es sie wieder überall: Blüten fürs Haar aus Kunststoff. Dummerweise wird das Vortäuschen südlicher Gefühle schnell durchschaut.

Eine Schwalbe reicht bekanntlich nicht, um einen Sommer zu machen. Sonnenschein den ganzen Tag, Blumen und Bienengesumme, das wärs. Das haben wir dieses Jahr fast noch nie gehabt.

Doch zum Glück gibts die Mode- und Schönheitsindustrie, die gegen Bares ein paar Sommer­gefühle in petto hat. Falsche Bräune aus der Tube oder der Puderdose etwa verwandelt winterweisse Gesichter in Sonnenanbeter; dazu noch ein paar helle Strähnchen ins Haar – und schon sieht man aus, als käme man direkt von der Insel.

Leider funktionieren manche Dinge aber nur an bestimmten ­Orten. Kleidung und Accessoires, die unter der Sonne von Hawaii ganz natürlich wirken, sehen am Rheinknie schnell etwas daneben aus, respektive verkleidet. Vor allem dann, wenn der Himmel weint – egal, ob es sich um einen ­Sarong handelt oder die Blüte im Haar, die aussieht, als hätte man sie von ­einem Gauguin gepflückt.

Die Tatsache, dass Blumen-Kopfschmuck hierzulande meist aus vernünftig-praktischem, weil wiederver­wendbarem Plastikstoff und nicht aus duftender Natur besteht, hilft nicht gerade dabei, echte Sommergefühle aufkommen zu ­lassen. Das lässt so manch eine ­bemühte Tropenschönheit etwas traurig aussehen.

Für alle anderen gibt es aber auch einen Grund zur Freude: Egal, wie viele Filialen die grossen Mode­ketten weltweit ­eröffnen, eine ­völlige Fashion-­Globalisierung wird es wohl nie ­geben.

Blüten aus Kunststoff, als Haar­klemmen oder Broschen zu verwenden, verschiedene Modelle und Farben, je etwa 5 Franken bei H&M, Greifen­gasse 36 oder Freie Strasse 26 in ­Basel; www.hm.com