Gefordert: «Es geht nicht allen so gut wie mir»

Der Kleinbasler Bruno Honold kämpft für den Erhalt des Isteiner Bades.

Bruno Honold hofft, dass der Briefkasten des Isteiner Bades bald wieder beschriftet ist. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Der Kleinbasler Bruno Honold kämpft für den Erhalt des Isteiner Bades.

Es blieb ihnen gar nichts anderes übrig. Der kleine Bruno Honold und seine Mutter lebten gemeinsam in einer Zwei-Zimmer-Altbauwohnung im Kleinbasel. Die ­Toilette befand sich auf dem Gang, ein Badezimmer gab es im ganzen Haus keines. Sie waren auf eine öffentliche Waschanstalt angewiesen – und damit längst nicht ­allein in den 1950er-Jahren: Neun solcher Badesalons gab es in Basel, alle waren stets gut besucht.

«Der Andrang war gross», erinnert sich Bruno Honold (79). Damit es kein Gerangel gab, erhielt jeder Besucher eine Nummer – wie wir es heute von der Post kennen. Doch anders als in der Warteschlange in der Post kannte man sich im Waschsalon. «Wir gingen immer samstags hin und trafen dieselben Leute.»

Fahrende, Touristen, Obdachlose

Vor einigen Wochen schloss mit dem Kleinbasler Isteiner Bad die letzte Badeanstalt ihre Tore. Seither sind die Duschen, Wannen und Waschmaschinen an der Isteinerstrasse hinter der Messe Schweiz ungenutzt. Und das, obwohl es auch heute noch Menschen gibt, die auf solche Einrichtungen angewiesen sind.

Schausteller, Touristen, Obdachlose und Fahrende gehörten bis zum Schluss zu den regelmässigen Besuchern, zu einem Gedränge kam es jedoch seit Jahren nicht mehr. Entsprechend rentierte der Kantonsbetrieb nicht, im Gegenteil. Die Konsequenz war die Schliessung. Doch der Widerstand kam bald – zunächst in Form einer Petition für den Erhalt des Bades.

Interessenten stehen vor der Tür

In der Zwischenzeit hat sich ausserdem eine Gruppe Kleinbasler unter dem Präsidium von Bruno Honold zum Verein «Freunde des Isteiner Bades» zusammen­geschlossen. Ziel ist es, das alte, aber noch funktionstüchtige Bad zu erhalten und im bisherigen Stil mit ­einer neuen Trägerschaft weiterzuführen. Honold selber besuchte das Bad schon lange nur noch der Sauna ­wegen; seit der Hochzeit vor über 50 Jahren besitzt er ein eigenes Badezimmer.

Er will sich jedoch für Menschen engagieren, denen es schlechter geht als ihm ­selber. Menschen, die darauf angewiesen sind, an einem öffentlichen Ort duschen zu können – so, wie er damals.

Bereits mehrere Interessierte haben sich beim Verein gemeldet, die Spannweite reicht von einer kurzen Zwischennutzung bis zu einem langfristigen Engagement. Kommende Woche wird der Grosse Rat die Petition ­behandeln. Die verantwortliche Kommission empfiehlt, den Antrag an die Regierung zu überweisen.

Artikelgeschichte

Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 13.09.13

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