Gefordert: Florian Nantscheff

Der Lörracher Bibliothekar Florian Nantscheff verleiht eine Menge Kochbücher. Jetzt plant er sein eigenes. Mit Rezepten, die er auf der Strasse sammelt. Crowdsourcing at its best!

Schwäche für Bücher und Kochen: Der Lörracher Bibliothekar Florian Nantscheff. (Bild: Basile Bornand)

Der Lörracher Bibliothekar Florian Nantscheff verleiht eine Menge Kochbücher. Jetzt plant er sein eigenes. Mit Rezepten, die er auf der Strasse sammelt. Crowdsourcing at its best!

Es ist ja nicht so, dass Florian Nantscheff als Leiter der Lörracher Bibliothek nicht genug zu tun hätte. An seiner Servicetheke stehen die Leute gewöhnlich Schlange. Das Marketing ankurbeln, Budget überwachen, Personal führen, Projekte anstossen muss Nantscheff nebenbei auch noch, das dann aber im Büro. Und seit Neuestem sammelt er auch noch in ganz Lörrach Rezepte. Bis Ende Juni sollen es genug sein für ein ganzes Buch.

Dicker Packen

Ganz Lörrach soll ihm dabei unter die Arme greifen. Denn Nantscheff kocht zwar gern, aber Ziel ist es, unter dem Titel «Lörrach kocht» einen dicken Packen regionaler jahreszeitlicher Rezepte zusammenzustellen – mit Vorzug welche aus der Familientradition oder ganze Menüs. Man hat derzeit ziemlich Schwierigkeiten, dem enorm gut vernetzten Bibliothekar in der Stadt zu begegnen, ohne von ihm auf ein Rezept angesprochen zu werden …

Hintergrund des Ganzen ist eine Aktion in Lörrach, bei der sich bis zum Herbst Kulturschaffende mit dem Themenfeld Ernährung beschäftigen. Für die Bibliotheksmitarbeitenden lag es schnell nahe, ein passendes Buch in Angriff zu nehmen. «Gutes Essen bewegte die Menschen ja immer schon», wie Nantscheff mit Schmunzeln anmerkt. Nicht umsonst hat auch die Bibliothek einen grossen Bestand an Kochbüchern. An die 2500 Stück, die sehr rege ausgeliehen werden. Weshalb man bei Neuanschaffungen auch immer grosszügig in diese Abteilung investiert.

Aufwand unterschätzt

Von «Lörrach kocht» sollte es zunächst nur ein einziges Exemplar geben. Dieses sollte repräsentativ gebunden in der Bibliothek ausliegen. Dann aber kamen doch Bedenken auf, ob sich das mit dem Wesen einer Bibliothek so gut verträgt – nun ist noch ein zweites, ausleihbares vorgesehen. Auch an anderen Stellen wurde das ursprünglich sehr enge Konzept schon etwas aufgeweicht. «Wir wollten nur wirklich regionale Zutaten zulassen. Aber wer würde heute schon zum Beispiel auf Olivenöl verzichten wollen?», sagt Nantscheff.

Den Aufwand für die ganze Aktion hat Nantscheff etwas unterschätzt, wie er zugibt: «Es waren enorm viele Gespräche nötig, bis das Budget stand und eine Jury gewählt war, die die Siegerrezepte auswählt.» Zudem soll das Buch auch bebildert werden, und es musste eine Website erstellt werden, auf der die Leute ihre Rezepte eintragen können. Dies allerdings werde eher wenig genutzt, sagt Nantscheff: «Das ist den Leuten zu unpersönlich. Die wollen ihr Rezept lieber persönlich vorbeibringen.» 

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 22.06.12

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