Ein Forscherteam an der Uni Basel kämpft gegen die Invasion einer neuen Fischart im Rhein. Die Genetikerin Irene Kalchhauser versucht herauszufinden, woher die Fische kommen.
Irene Kalchhauser, die sich als Wissenschaftlerin mit invasiven Fischen im Basler Rhein beschäftigt, trägt beim Treffen weder einen Fischerhut noch Gummistiefel. Dafür hat sie eine mit Eis gefüllte Styroporbox dabei. Dort hinein kommen die Fische, die sie mit Reusen in den beiden Hafenbecken in Kleinhüningen fängt. Doch eins nach dem anderen.
Im letzten Mai hat eine Forschergruppe der Basler Universität im Rhein eine Fischart entdeckt, die hier nicht hingehört. Die Schwarzmeergrundel gilt als «invasive» Fischart, was bedeutet, dass sie einheimische Fische bei der Nahrungssuche stark konkurrenziert oder durch ihr rasches Ausbreiten gar verdrängt.
Schadensbegrenzung noch möglich
Kalchhauser geht davon aus, dass eine Schadensbegrenzung noch möglich ist. «Die Ansiedlung der Grundel unterhalb von Rheinfelden können wir aber nicht mehr verhindern, dafür ist es zu spät», sagt die 30-jährige Forscherin.
Zusätzlich zum ökologischen Schaden, der Verdrängung einheimischer Arten, bedeutet die Grundel-Invasion auch aus wirtschaftlicher Perspektive nichts Gutes. Deshalb würden in den USA grosse Summen zur Bekämpfung der Grundel ausgegeben», sagt Kalchhauser. Betroffen seien ausserdem die Freizeitfischer, für die es nicht besonders attraktiv sei, überall die gleichen Fische aus dem Wasser zu ziehen.
Die junge Wissenschaftlerin stammt aus Wien und kam vor sechs Jahren zum Doktorieren nach Basel. Und nun bekämpft Kalchhauser Fische mit Migrationshintergrund, was in ihrem Freundeskreis zuweilen für Belustigung und faule Sprüche sorgt.
Damit eine effektive Bekämpfung der Grundel möglich wird, muss die zehnköpfige Forschergruppe nun so viel wie möglich über diesen Fisch herausfinden. Kalchhauser, die Genetikerin ist, hat die Aufgabe, die Herkunft der Eindringlinge zu bestimmen. Hierfür vergleicht sie die Gene der hier gefangenen Fische mit Populationen überall auf der Welt.
Übrigens könnte man die Grundel durchaus essen, Kalchhauser will aber die Fische, die sie aus dem Hafenbecken zieht, nicht unbedingt auf ihrem Teller wiedersehen.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 19.10.12