Gefordert: Joan Sallas

Joan Sallas ist der bekannteste Serviettenfaltmeister der Welt.

Joan Sallas, Meister im Serviettenfalten. (Bild: Nils Fisch)

Joan Sallas ist der bekannteste Serviettenfaltmeister der Welt. Derzeit leitet er im Spielzeug Welten Museum in Basel einen Workshop.

Joan Sallas gilt als der bekannteste Serviettenfaltmeister der Welt. Bis zu 500 Jahre alte Bücher stöbert der 50-jährige Katalane, der in Freiburg (D) lebt, auf und faltet die abgebildeten Modelle nach. Manchmal brauche er Monate oder Jahre, bis er den Trick gefunden habe. «Die Faltungen wurden an Universitäten gelehrt und galten als Kunst. Da gibt es keine Schritt-für-Schritt-Anleitung.» Serviettenbrechen ist eine vergängliche Kunst. Weil sie nicht in Museen konserviert wurde, ist sie vergessen gegangen.

Für seine Ausstellung «Faltwelt» im Spielzeug Welten Museum Basel hat Sallas Hunderte Meter Stoff zu Kunstwerken gefaltet: Schlange, Schildkröte, Schloss, Schiff, Doppeladler, Gürteltier – um nur einige zu ­nennen. Bis Anfang April verbringt er zudem zwei Samstag- und Sonntag­nachmittage pro Monat damit, Museumsbesuchern seine Kniffe beizubringen.

Wäh­rend der vierstündigen Workshops faltet er im Stehen unermüdlich eine Serviette nach der anderen vor. Wenn er einen komplizierten Schritt erklären oder eine Anek­dote mit den Händen ausschmücken muss, drückt er die Serviette kurzerhand am Pulli fest. Dort hängt sie, bis er weiterfaltet. Während die Besucher ­lernen, einen Schuh zu falten, erfahren sie, dass im Barock jeder Bräutigam einen solchen auf seinem Hochzeitsteller fand. Er begab sich ja unter den Pantoffel seiner Frau.

Joan Sallas kleidet die Faltschritte in Geschichten. «Sonst rufen die Leute am nächsten Tag an und sagen ‹Ich hab alles vergessen – Joan, wie ging das nochmal?›» So wird eben nicht die rechte und linke Ecke zur Mitte gefaltet, sondern «der König» (rechte Ecke nach oben falten) «küsst die Königin» (linke Ecke nach oben) «auf die Nase» (es entsteht eine Spitze), und «sie gehen auf den Balkon» (die entstandene Spitze wird nach oben gefaltet). Das Ganze führt am Schluss zu einem «Kronprinzen» – die mitfaltenden Museums­besucher halten staunend eine Krone in den Händen.

Sallas hofft, in seinen Kursen etwas von seiner Begeisterung weitergeben zu können. «Gerade hier in Basel, wo es ja nicht einmal einen Origami-Kurs an der Volkshochschule gibt.»

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 11.01.13

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