Gefordert: Markus und Ruedi

Als Kanoniere leuten Ruedi und Markus den Vogel Gryff ein. Ihre Arbeit beinhaltet aber nicht nur das Abfeuern der Böllerschüsse.

Ohne Böllerschüsse kein Vogel Gryff: Markus und Ruedi sind an diesem Feiertag als Kanoniere im Einsatz. (Bild: Nils Fisch)

Sie heissen Markus und Ruedi. Ihre Nachnamen wollen sie nicht veröffentlicht haben, denn beim Vogel Gryff nennt man sich nur beim Vornamen. Die beiden sind am Kleinbasler Ehrentag als Kanoniere im Einsatz. Beim Ablegen des Flosses, in Begleitung vom «Wild Maa», lassen sie es zum ersten Mal krachen und setzen so den Startschuss zum Vogel Gryff. Die Anzahl der Böllerschüsse variiert von Jahr zu Jahr, denn die Dauer der Flossfahrt hängt vom Wasserstand des Rheins ab. Bei ­einer Talfahrt von 30 Minuten können die Kanoniere um die 100 Schuss abfeuern – alle 20 Sekunden einen. Jeder Handgriff muss sitzen. Konzentrationsfähigkeit, hand­werk­liches Geschick und eine Portion Mut sind Schlüssel­qualifikationen für die Vogel-Gryff-Kanoniere.

Keine ungefährliche Sache

«Ziel jedes Kanoniers ist es, so viele Schüsse wie möglich abzufeuern», sagt Ruedi. Allzu ambitioniert dürfen die beiden aber nicht zu Werke gehen. «Der Respekt vor dem, was wir tun, muss stets vorhanden sein.» Leichtsinn wäre verheerend, hantieren sie auf dem Floss doch mit Schwarzpulver. Und dieses zählt bekanntlich zur Kategorie der Sprengstoffe. Der Umgang damit ist daher auch für langjährige Kanoniere keine ungefährliche Sache. Für Markus und Ruedi Routine. Sie sind nicht nur für das Schiessen verantwortlich, sondern warten auch die dafür notwendigen Utensilien. Die Munition stellen sie selber her. Die Zusammensetzung der Böller ist ein streng gehütetes Kanonier-Geheimnis, ebenso wie die Schusstechnik.

«Die Tradition des Vogel Gryff will, dass der Vorgänger sein Wissen mündlich an den Nachfolger weitergibt. Da wird nichts schriftlich festgehalten», erklärt Markus. Gelernt werde durch genaues Zuhören und Zuschauen. So wurde auch Ruedis angehender Nachfolger in das Handwerk eingeführt. Nachdem er bereits bei einem Vogel Gryff als Kanonier agieren durfte, ist er nun bereit, diese Funktion zu übernehmen. Für Ruedi bedeutet das gleichzeitig den Abschied. Nach 19 Jahren wird er am Samstag das Floss das letzte Mal in der Festkleidung des Kanoniers besteigen. Dem Anlass selber will er natürlich auch in Zukunft die Treue halten.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 25.01.13

Nächster Artikel