Gefordert: Matthias Hubeli

Der Frühling will nicht so richtig kommen. Doch gefeiert wird trotzdem – am Eierläset in Therwil.

(Bild: Stefan Bohrer)

Dieser hartnäckige Winter. Man will längst in Strassencafés sitzen und Campari trinken! Die Knospen sollen endlich spriessen! Weil jetzt eigentlich die Zeit dafür wäre, haben einige Dörfer im Baselbiet das passende Fest dazu: den Eierläset am Sonntag nach Ostern. Im Mittelpunkt steht, fliegt und brutzelt das Ei. Ja, das Ei: Auslöser von Assoziationen, Proteinbombe und schlüpfrige Quelle von Leben. Am Fest müssen flinke Läufer eine Reihe von 100 Eiern von der Strasse lesen, zu einer Linie rennen und die Eier von dort in einen Korb mit Säge­mehl werfen. So schnell wie möglich und natürlich jedes einzeln.

Das erste Ei liegt 46 Meter von der Linie entfernt, das letzte nur wenige Meter. «Früher machte das ein Läufer alleine», erzählt Matthias Hubeli, der seit 25 Jahren am Eierläset mitmischt. Wie sich leicht ausrechnen lässt, ergibt sich ein hübscher Marathon. Früher lief der Gegner des Eierläufers unterdessen ins Nachbardorf Oberwil. Wer länger brauchte, musste anschliessend den Eier­schmaus für alle finanzieren.

Wettkampf ist angesagt!

Das war kein wirklich sichtbarer Wettkampf, es gab kein Kopf-an-Kopf-Rennen, und für die Zuschauer war das schrecklich langweilig. Deswegen laufen heute die verschiedenen Sektionen vom SV Therwil gegeneinander, im Staffelrennen. Fünf Sechsergrüppli treffen jeweils aufeinander, und die Eier fliegen nur so. Das bedeutet viel Arbeit für Hubeli, der seit elf Jahren den Eierläset organisiert. Dafür erwartet er rund 500 Schaulustige aus dem Dorf. «Die Tradition ist bei uns tief verankert», sagt er.

Den Eierläset gibt es seit dem 16. Jahrhundert, in Therwil seit 1897. Nur im Zweiten Weltkrieg nahm man anstatt der wertvollen Eier Kohle. Heute ist die Fruchtbarkeitssymbolik kein grosses Thema mehr. Der «Wannenchef» muss einfach Sorge tragen, dass die Eier in seinem Korb landen und nicht auf seinem Kopf – ­kaputte Eier müssen nochmals geholt werden. Wettkampf ist angesagt! Und damit der Lauf für die starken Leicht­athleten vom SV Therwil diesmal kein Spaziergang wird, hat Hubeli aus der Nachbarschaft einen Überraschungskonkurrenten eingeladen. Aus­serdem gibt es einen Lauf für Junioren, einen für lustige Vögel und natürlich Blasmusik zu Spiegeleiern. Die Spiele mögen beginnen! Aber bitte mit Frühling.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 05.04.13

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