Alle leiden unter dem Januarloch – alle, ausser Fitnesslehrer. Mit Zumba etwa lässt sich jetzt das Geschäft des Jahres machen.
Es waren anstrengende Tage. Weihnachtsessen mit der eigenen kleinen Familie. Weihnachtsessen mit den Eltern. Weihnachtsessen mit weiteren Verwandten aus der näheren Umgebung. Dann Besuch bei Onkel Walti im Solothurnischen und Tante Irina im Bernbiet, daneben Silvester- und Neujahrsapéros mit der übrigen Welt.
Zwischen all dem fröhlichen Getafel und Geschwafel gab es dann leider auch noch ein paar besinnliche Momente, in denen man über sich selber nachdenken und – wie immer kurz vor Jahresende – Bilanz ziehen musste. Es sind brutale Momente, die häufig zu Überreaktionen führen. Man hat zum Beispiel plötzlich die fixe Idee, die fünf, zehn oder fünfzehn Kilo zu viel nicht einfach sein zu lassen, sondern sie wegzustrampeln, wegzustemmen oder vor ihnen wegzurennen, was sogar noch anstrengender ist, als sie sich an den vielen Essen und Apéros erst einmal anzuessen.
Januar: Geschäft des Jahres
Aber wenigstens haben die Fitnesstrainer etwas davon, die ja auch von etwas leben müssen. Sie machen im Januar das Geschäft des Jahres, während die restliche Wirtschaft unter der Neujahrsflaute leidet. Die wahrscheinlich allerbeste Businessidee ist dabei Zumba. Denn das in Südamerika erfundene Programm verheisst nicht nur Fitness, sondern auch Spass. Es ist sozusagen die Quadratur des Fitnessballs. «Zumba ist Training, Tanz und Party. Zumba ist grossartig», sagt Nicole De Virgiliis, die das Programm vor zwei Jahren nach Basel gebracht hat.
Inzwischen betreibt sie hier die Tanzschule Ballaloco, die ihr Angebot dank der grossen Nachfrage laufend ausbauen kann. Ein Ende des Booms ist nicht abzusehen. Und warum auch, so effizient wie der Tanz ist? Bis zu tausend Kalorien könne man in einem Training verbrennen und dabei jede einzelne Körperpartie straffen und stärken, sagt De Virgiliis und lacht so nett, dass man schon beinahe auf den Gedanken kommt, sich für einen Kurs anzumelden.
Dennoch tun sich die meisten Männer noch immer schwer mit dem Mix aus Merengue, Salsa, Cumbia, Raggaeton, Bauchtanz, Flamenco, Samba und einzelnen Fitness-Elementen. De Virgiliis’ Kurse werden zu fast 90 Prozent von Frauen besucht. Offenbar verbinden die Männer den Begriff «Party» doch noch eher mit gutem Essen und lustigen Apéros als mit Trainings!
Quellen
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 06/01/12