Gefordert: Otto Sebeseri

Otto Sebeseri sucht im Basler Hafen nach Spuren des Asiatischen Laubholzbockkäfers.

Dem Schädling auf der Spur: Otto Sebeseri sucht nach Spänen des Asiatischen Laubholzbockkäfers. (Bild: Basile Bornand)

Seit einem Dreivierteljahr verbringen Otto Sebeseri und seine Mitarbeiter vom Eidgenössischen Pflanzenschutzdienst (EPSD) viel Arbeitszeit mit Taschenlampen in der Hand vor frisch geöffneten Containern im Hafen. Seitdem weiss er auch, was er gar nie wissen wollte: wie enorm viele Steine die Schweiz aus Asien importiert.

Sebeseri leitet den EPSD in Basel. Für gewöhnlich kontrollieren er und seine Mitarbeiter eher Gärtnereien und Baumschulen oder Importe von Früchten, Gemüse und Schnittblumen. Jetzt eben auch Steine – oder besser deren Verpackung. Die ist oft aus Pappelholz gefertigt, und manchmal reist im Holz ein gefürchteter blinder Passagier mit: der Asiatische Laubholzbockkäfer. Er bringt gesunde Laubbäume innerhalb weniger Jahre zum Absterben. Darum kniet Sebeseri jetzt vor einem Stapel Paletten und leuchtet darunter: «Wir suchen Holzspäne, die die Larven beim Bohren der Gänge produzieren.»

«Menschen machen Fehler»

Nach internationalen Vorschriften müsste alles Ver­packungsholz nach dem Sägen ausreichend erhitzt oder begast und der Vorgang mit einem Stempel auf der Holzverpackung bestätigt werden. Die Stempel findet Sebeseri­ fast immer, aber manchmal eben auch Späne. «Menschen­ machen Fehler. Es genügt, dass das Holz in der Trockenkammer zu dicht gepackt war und die Latten im Zentrum nicht heiss genug wurden.»

Es kommt vor, dass die Kontrolleure umsonst ausrücken und die Steine im Container auf Kartonpaletten oder gar lose geladen antreffen. «Bei manchen Waren, wie Steinen, stellen einige langsam auf Kartonpaletten um. Jede Stunde, die eine Lieferung wegen eines Käferfundes steht, kostet ja Geld.» Entlastung ist dennoch nicht in Sicht. Seit Neujahr müssen Sebeseri und Co. auch Stahl- und Maschinenteile-Verpackungen kontrollieren.

Zweigleisiges Arbeiten

Theoretisch sollte sich Sebeseri mit dem Käfer gar nicht befassen müssen. Denn eigentlich sollten alle Container im Hafen schon beim Ersteintritt in die EU in Rotterdam kontrolliert werden. Aber: «Wie soll Rotterdam minutiös 26 Kilometer Hafenbecken überwachen?», fragt Sebeseri. So wird er weiterhin zweigleisig arbeiten: zum einen im Hafen – wobei er nie lang im Voraus weiss, welche Lieferungen anstehen – und zum anderen sind da ja auch noch Früchte-, Gemüselieferungen und Baumschul­waren zu kontrollieren.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 08.02.13

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