Gefordert: Pascal Joray, Fasnachtskünstler

Pascal Jorays wichtigster Fasnachtstag ist vor dem Morgestraich – wenn die Fasnächtler ihre Laternen bei ihm abholen.

Farbenfrohe Werke: Durchschnittlich 140 Stunden arbeitet der 54-jährige Fasnachtskünstler Pascal Joray an einer Laterne. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Pascal Jorays wichtigster Fasnachtstag ist vor dem Morgestraich – wenn die Fasnächtler ihre Laternen bei ihm abholen.

Pascal Jorays Fasnachts-Höhepunkt kommt, bevor es am 10. März am Morgestraich vier Uhr schlägt: «Der Sonntag davor ist Hühnerhaut-Tag.» Wenn die Cliquen beim Einpfeifen der Laternen ihre Laterne zum ersten Mal sehen, weiss der Maler, ob er seine Arbeit gut gemacht hat. «Das ist für mich der emotionalste Augenblick der Fasnacht», sagt der Künstler, der seit 21 Jahren die Laternen und Kostüme verschiedener Cliquen entwirft und bemalt.

Bis es dieses Jahr so weit ist, stehen noch fünf arbeitsintensive Wochen an. Sieben Laternen, jede zweieinhalb bis drei Meter hoch, warten in Jorays Atelier im jurassischen Réclère auf ihre Vollendung. Auf einer Laterne füllt ein prächtiger Fantasievogel bereits die ganze Seite aus, auf einer anderen ist ein heilloses Verkehrschaos abgebildet, auf einer dritten sitzt ein durchgeknallter «Überwacher» zwischen Aktenbergen. Die Sujets seien hier noch nicht im Detail verraten, aber wer die Kunstwerke in voller Grösse sieht, weiss schnell, worum es geht.

Für die Umsetzung des Sujets auf der Laterne verlassen sich die Fasnächtlerinnen und Fasnächtler ganz auf ihren Maler. Das Resultat sehen sie erst beim Laterneneinpfeifen.

Der vielgebuchte Künstler erklärt sich den Vertrauensbeweis so: «Nebst dem Malstil trägt wohl meine Fähigkeit, mich in die Menschen und deren Themen einzufühlen, zum Erfolg meiner Laternen bei.» Durchschnittlich arbeitet Joray 140 Stunden an einer Laterne. Die Auftragsarbeiten bringen ihm neben herzlichen Freundschaften zwischen 1700 und 5000 Franken pro Laterne ein. «Für viele Maler ist die Fasnacht eine der wenigen Gelegenheiten, mit ihrem Handwerk Geld zu verdienen», sagt Joray, der während 20 Jahren Kulturhäuser leitete und Kunst unterrichtete. Heute verfolgt der 54-Jährige als freier Künstler seine eigenen Kunstprojekte.

Die Faszination für die «drey scheenschte Dääg» stellte sich bei Joray erst ein, als er nach einigen Jahren in Berlin wieder zurück in die Region kam. «Die künstlerische Auseinandersetzung mit ernsthaften Themen ist einzigartig, das Treiben auf den Strassen mystisch.» Wenn mit dem Laterneneinpfeifen die Anspannung von Pascal Joray abfällt, lässt er sich drei Tage lang von dieser Stimmung durch die Stadt tragen – und erhascht hier und da einen Blick auf eines seiner farbenfrohen Werke.

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