Gefordert: Patrice Steinbrucker

Seit den Berichten über ein paar Coop-Metzger, die abgepacktes Fleisch über das Ablaufdatum hinaus an der Frischfleisch-Theke verkauft haben sollen, hat der Grossverteiler ein Image-Problem. Der Chefmetzger der Coop-Filiale im Gundeli erzählt, wie er dagegen antritt.

Coop-Metzger Patrice Steinbrucker kämpft gegen den Imageschaden, den ihm Berufskollegen eingebrockt haben. (Bild: Cédric Merkli)

Seit den Berichten über ein paar Coop-Metzger, die abgepacktes Fleisch über das Ablaufdatum hinaus an der Frischfleisch-Theke verkauft haben sollen, hat der Grossverteiler ein Image-Problem. Der Chefmetzger der Coop-Filiale im Gundeli erzählt, wie er dagegen antritt.

Patrice Steinbrucker ist gelernter Metzger und derzeit nicht gut zu sprechen auf einige seiner Berufskollegen. «Was die getan haben», sagt der 47-jährige Elsässer, «ist eine Schweinerei.» Anders könne man, wenn es wahr sei, nicht bezeichnen, was der «Kassensturz» Anfang Oktober publik gemacht hat: dass Metzger in einigen Coop-Filialen der Schweiz abgepacktes Fleisch ausgepackt und über das Ablaufdatum an der Theke offen als Frischfleisch verkauft haben sollen.

Patrice Steinbrucker ist selber ein Coop-Metzger, genauer: Chefmetzger in der Basler Filiale Güterstrasse im Gundeli. Seit zwölf Jahren. Selbstverständlich, sagt er, sei er von seinen Kunden auf die Sendung angesprochen worden. Und selbstverständlich habe er ihnen jeweils gesagt, dass «wir hier nicht so arbeiten». Ganz bestimmt nicht. Sein Credo: «Was ich selber nicht kaufen würde, verkaufe ich auch nicht.» Die Kunden haben ihm offenbar geglaubt. Der Umsatz an seiner Frischfleischtheke sei nur minim zurückgegangen, sagt Steinbrucker. In dieser Filiale gebe es halt viele Stammkunden, und er erzählt jedem, der es wissen will, dass sie stets abgepacktes Fleisch am letzten Verkaufsdatum um 50 Prozent abschreiben und nach Ablauf des Verbrauchsdatums entsorgen würden. «Da gibt es nichts anderes», betont er. «Wir haben klare Richtlinien, und die sind jetzt noch strenger als zuvor.» Denn es sei schon klar, ein paar wenige «haben viel kaputt gemacht».

Das Schlimmste war BSE

In den bald 30 Jahren als Metzger hat Patrice Steinbrucker schon einige «Fleischskandale» erlebt: Rinderwahnsinn (BSE), Antibiotika im Kalbfleisch, Salmonellen im Pouletfleisch und jetzt diesen. Die schlimmsten Auswirkungen habe der BSE-Skandal gehabt. «Es war, wie wenn jemand das Licht gelöscht hätte», erinnert sich Steinbrucker. «Niemand kaufte mehr Rindfleisch.» Um nicht alles wegwerfen zu müssen, habe man dann während zwei Wochen den Preis um 50 Prozent reduziert. «Heute spricht niemand mehr von BSE.» Als Metzger arbeite er ständig am Vertrauen, sagt Patrice Steinbrucker, «schon immer – und immer wieder». Momentan halt wieder etwas verstärkt. Dennoch ist ihm der Beruf nie verleidet, sagt er. Ebenso wenig wie das Fleischessen. «Aber ich kaufe es in der Schweiz, das ist zwar teurer als im Ausland, aber besser.»

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 18/11/11

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