Gefordert: Roman Mathis

Das Telefon klingelt. Ein junger Mann hebt den Hörer ab und meldet sich: «Passbüro Basel-Stadt, Mathis.»

Bitte recht ernst – Roman Mathis nimmt Anträge für Pässe und IDs entgegen und drückt auch auf den Auslöser. (Bild: Michael Würtenberg)

Das Telefon klingelt. Ein junger Mann hebt den Hörer ab und meldet sich: «Passbüro Basel-Stadt, Mathis.»

Roman Mathis ist Angestellter der Einwohnerkontrolle und wurde zusätzlich für die Arbeit im Passbüro geschult. Kurz vor den Sommerferien sei Stosszeit, sagt er. Viele merkten erst kurz vor den Ferien, dass ihr Pass oder die ID abgelaufen sei. Er müsse dann oft sagen, dass es nicht möglich sei, gleich nach dem Anruf vorbeizukommen und den Pass – nachdem die Daten erfasst worden sind – sofort in Händen zu halten. Es gäbe Kunden, die gleich einen Notpass und einen regulären Pass bestellten, wenn es schnell gehen müsse.

«Am besten meldet man sich einen Monat im Voraus an», sagt Mathis. Dann sollte es keine zeitlichen Probleme geben. Sind die Kunden im Passbüro zum Termin, werden sie von Roman Mathis in die Kabine geschickt, um für das Foto zu posieren und zwei Fingerabdrücke einlesen zu lassen sowie eine Unterschrift zu leisten, falls sie den biometrischen Pass beantragen. Er selbst sitzt an einem Schreibtisch vor der Kabine, sieht die Leute durch die Kamera und gibt ihnen Anweisungen.

Nun mal ernsthaft

Einmal habe er eine ältere Kundin gehabt, die nicht mehr gut hören konnte. «Bei ihr habe ich mich neben sie gestellt, um ihr zu erklären, was sie in der Kabine tun muss, und sie las es mir von den Lippen ab.» Die Frau habe sich riesig darüber gefreut. «Das, obwohl es von meiner Warte aus nur eine normale Dienstleistung war.»

Auf dem Foto für den Pass oder die ID darf man nicht lachen, sondern sollte einen neutralen Gesichtsausdruck aufsetzen. Mathis sagt, er habe auch schon jemanden in der Kabine sitzen gehabt, der fand, er wolle doch nicht wie ein Schwerverbrecher aussehen. Er versuche dann jeweils, die Betroffenen auf humorvolle Weise davon zu überzeugen, für dieses eine Mal ernst in die Kamera zu blicken: «Wenn Sie am Zoll angehalten werden und warten müssen, bis Sie kontrolliert worden sind, dann haben Sie meist den Gesichtsausdruck, den Sie für das Passfoto aufsetzen müssen.»

Seit Roman Mathis im Passbüro arbeitet, weiss er genau, was es für einen Passantrag braucht. Wenn er einen neuen Pass benötigt, kann er ihn allerdings nicht selbst ausstellen. Er muss sich– wie alle anderen – einen Termin bei einem seiner Arbeitskollegen geben lassen.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 18.05.12

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